26.11.2024, 14:35 Uhr
Die Grossbank UBS will ihr derzeitiges Wertpapier-Joint-Venture in China vollständig übernehmen. Der Prozess, die Beteiligung an «UBS Securities» auf 100 Prozent zu erhöhen, sei im Gange, hiess es auf Anfrage der...
Zu Jahresbeginn glaubten zahlreiche Analysten, für 2010 seien ein kräftiges Gewinnwachstum von 25 Prozent, attraktive Aktienrenditen und magere Renditen von Staatsanleihen zu erwarten. "Wenn man auf die bisherige Entwicklung zurückblickt, haben sie sich in all diesen Punkten geirrt", schreibt Ad van Tiggelen von ING in seiner September-Kolumne.
Im Folgenden lesen Sie den Text der Kolumne des Senior Investment Specialist, Investment Content Management bei ING Investment Management, Den Haag.
Beim Gewinnwachstum waren die Analysten nicht optimistisch genug – die Gewinne werden um über 30 Prozent zulegen –, im Hinblick auf die Aktienrenditen waren sie zumindest bis jetzt zu optimistisch. Und bei Anleihen lagen sie wirklich völlig falsch. Kein Wunder, dass sogar einige der gewieftesten Hedgefonds-Manager ein schlechtes Jahr haben. Was sollte für Aktien sprechen, wenn nicht ein kräftiges Gewinnwachstum, solide Bilanzen und moderate Bewertungen?
Die Finanzmärkte versuchen, die Zukunft einzupreisen. Gegenwart und Vergangenheit sind ihnen egal. Dies war selten so deutlich wie heute. Die Anleger lassen die zahlreichen positiven Daten außer acht und konzentrieren sich auf das Risiko eines „Double Dip“. Ihre Befürchtungen sind verständlich. Die Anleger haben immer gewusst, dass die zweite Phase der Erholung in den Industrieländern von einer Belebung des Konsums getragen werden muss. Nun rückt die zweite Phase näher, und den Marktteilnehmern wird klar, dass aus Sicht der Verbraucher nur wenig Anlass dazu besteht, den Stab vom verarbeitenden Gewerbe zu übernehmen und die Erholung weiter voranzutreiben.
Die Verbraucher wissen, dass die Fiskalpolitik im Jahr 2011 restriktiver gestaltet werden wird. Sie wissen, dass die Lohnerhöhungen voraussichtlich gering ausfallen werden. Sie befürchten, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt in nächster Zeit nicht wesentlich bessern wird. Und was möglicherweise das Wichtigste ist: Sie merken allmählich, dass sie den Preis für das Altern der Gesellschaft zahlen müssen. Der zu erwartenden Einbussen in der Altersvorsorgeplanung werden zunehmend in der Gesellschaft diskutiert werden. Warum sollten die Verbraucher also jetzt ihren Konsum erhöhen? Manche Analysten vertreten die Auffassung, die Verbraucher würden dies schon allein deshalb tun, weil sie es normalerweise im jetzigen Stadium des Zyklus getan haben. Bisher war jedoch kaum etwas in diesem Konjunkturzyklus „normal“.
In der Zwischenzeit verkaufen die „Double-Dip“-Anhänger Aktien und kaufen Anleihen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich die Lage wie von ihnen befürchtet entwickelt. Diesen Anlegern ist auch klar, dass die Regierungen und die Zentralbanken nur noch über sehr wenig Munition verfügen, um ein solches Szenario gegebenenfalls abzuwenden. Traditionelle Mittel wie Geldpolitik (Zinssenkungen) und Fiskalpolitik (Steuersenkungen) wurden bereits ausgeschöpft. Nun bleiben nur noch unkonventionelle Mittel übrig, z.B. Gelddrucken oder nicht gegenfinanzierte Steuersenkungen. Einige Länder wie z.B. die USA und Grossbritannien haben die Notenpresse bereits grosszügig in Gang gesetzt. Hier stellt sich allerdings das Problem, dass man Risikoaverse Verbraucher nicht einfach dazu „zwingen“ kann, weniger zu sparen und mehr Geld auszugeben. Daher könnte die Fed wieder zu unkonventionellen Mitteln greifen.
Insgesamt ist es verständlich, dass die Finanzmärkte vorsichtig sind, was den künftigen Konsum betrifft. In den Industrieländern dürften sowohl das Wachstum als auch die Inflation äusserst moderat ausfallen. Es mag so aussehen, als bilde sich an den Anleihemärkten eine Blase; wir gehen jedoch nicht davon aus, dass diese bald platzt. Derzeit herrscht vor allem Unsicherheit vor, so dass breit gestreute Diversifizierungen und moderate Renditen die wichtigsten Kennzeichen der künftigen Entwicklung sein dürften.
Bei Aktien spricht daher alles für ein „Durchwursteln“, wobei die Abwärtsrisiken (vor allem für zyklische Titel) etwas grösser sind als die Aufwärtsrisiken. Insofern könnte 2010 als ein „verlorenes Jahr“ für Aktien empfunden werden. Langfristig bieten die Emerging Markets und defensive High Dividend-Titel jedoch unseres Erachtens weiterhin gute Anlagechancen.
(kab)