23.12.2025, 11:19 Uhr
Die Beteiligungsgesellschaft Xlife Sciences will vom KMU-Segment Sparks ans Hauptsegment der Schweizer Börse SIX wechseln. Die SIX will dennoch am KMU-Angebot festhalten.
Amazon, Alphabet, Meta, Microsoft und Oracle haben 2025 bereits rund 121 Milliarden Dollar an neuen Anleihen begeben – davon allein über 90 Milliarden in den vergangenen drei Monaten. Dabei zeigt sich: Der Anleihenmarkt ist deutlich skeptischer als der Aktienmarkt.
Die grossen Cloud-Anbieter finanzieren ihren KI-Ausbau mit einer beispiellosen Kreditaufnahme. Das Geld fliesst in den massiven Ausbau von Rechenzentren und in die Anschaffung leistungsfähiger Grafikprozessoren, um die wachsende Nachfrage nach künstlicher Intelligenz zu bedienen. Die Investitionsausgaben übersteigen dabei zunehmend die operativen Cashflows, weshalb die Konzerne verstärkt die Anleihemärkte anzapfen.
Analysten rechnen mit einer Fortsetzung des Trends. UBS erwartet für 2026 weltweit bis zu 900 Milliarden Dollar an neuen Technologie-Anleihen. Morgan Stanley und JP Morgan prognostizieren, dass der Sektor in den kommenden Jahren insgesamt bis zu 1,5 Billionen Dollar aufnehmen könnte, um den Infrastrukturausbau zu stemmen.
Die Risiken dieser Strategie rücken zunehmend in den Fokus der Anleihemärkte. Die Kreditaufschläge sind gestiegen, insbesondere bei Oracle und Meta. Auch die Kosten für Kreditausfallversicherungen haben seit Juni zugenommen – ein Zeichen dafür, dass Investoren die Risiken der KI-Investitionen kritischer einschätzen.
Während also Aktienanleger Warnungen vor einer Tech-Blase bislang weitgehend ignoriert haben und die Kurse von Rekordhoch zu Rekordhoch treiben, zeigt sich der Anleihemarkt deutlich skeptischer. Neue KI-Unternehmen, die Kapital für ihr Wachstum aufnehmen wollen, müssen hohe Zinsaufschläge zahlen, wie die New York Times berichtet.
Der Datenzentrenbetreiber Applied Digital etwa musste bis zu 3,75 Prozentpunkte mehr zahlen als vergleichbar bewertete Unternehmen – umgerechnet rund 70 Prozent höhere Zinskosten. Wulf Compute, eine Tochter des ehemaligen Bitcoin-Miners Terawulf, nahm im Oktober 3,2 Milliarden Dollar auf und zahlt dafür 7,75 Prozent Zinsen – deutlich über dem Durchschnitt von rund 5,5 Prozent für Anleihen mit vergleichbarem Rating.
Die Skepsis der Anleiheinvestoren hat strukturelle Gründe, erklärt Will Smith, Portfoliomanager bei AllianceBernstein, gegenüber der New York Times: Aktienanleger profitierten vom unbegrenzten Aufwärtspotenzial, wenn die KI-Wette aufgehe. Anleiheinvestoren hingegen bekämen nur ihr Geld plus Zinsen zurück. Michelle Connell, Präsidentin von Portia Capital Management, sagte gegenüber der Nachrichtengagentur Reuters, dass durch Schulden finanzierte Investitionen in KI einen strukturellen Wandel widerspiegeln, da die rasante technologische Veralterung und die kurze Lebensdauer von Chips Unternehmen dazu zwingen, kontinuierlich zu reinvestieren.
Besondere Sorgen bereiten mögliche Bauverzögerungen bei den riesigen Rechenzentren, die den Beginn der Einnahmen hinauszögern könnten. Zudem besteht das Risiko, dass die Nachfrage nach KI-Rechenleistung letztlich geringer ausfällt als erwartet – was zu einem Überangebot an Rechenzentren und Kreditausfällen führen könnte.
Wie fragil die Finanzarchitektur der Branche ist, zeigt das Beispiel CoreWeave. Der ehemalige Krypto-Miner, der sich zum Rechenzentrumsbetreiber gewandelt hat, gehört in den USA zu den Börsenüberfliegern des Jahres – der Aktienkurs hat sich seit dem Börsengang im März mehr als verdoppelt. Das Unternehmen hat milliardenschwere Partnerschaften mit OpenAI, Meta und Nvidia geschlossen.
Doch hinter dem Erfolg verbirgt sich ein prekäres Geschäftsmodell, wie The Atlantic berichtet: CoreWeave erwartet in diesem Jahr Einnahmen von 5 Milliarden Dollar bei Ausgaben von rund 20 Milliarden. Um diese Lücke zu schliessen, hat das Unternehmen 14 Milliarden Dollar Schulden aufgenommen – fast ein Drittel davon wird im kommenden Jahr fällig. Hinzu kommen Leasingverpflichtungen von 34 Milliarden Dollar bis 2028.
Besorgniserregend sind demnach die Finanzierungsmethoden, die an die Zeit vor der Finanzkrise 2008 erinnern. Und hier sind durchaus auch die grossen Player im Fokus: Meta etwa hat für ein 27 Milliarden Dollar teures Rechenzentrum in Louisiana eine Zweckgesellschaft gegründet, um die Schulden aus der eigenen Bilanz herauszuhalten. Ähnliche Konstruktionen nutzen auch Google, xAI und CoreWeave.
Hinzu kommen sogenannte GPU-besicherte Kredite: Unternehmen nehmen Milliardenkredite auf und hinterlegen ihre vorhandenen Chips als Sicherheit. Doch deren Wert kann schnell verfallen, wenn neue Chipgenerationen auf den Markt kommen – ein Risiko, das eine Abwärtsspirale auslösen könnte.
Sollten die Erträge der Infrastrukturinvestitionen hinter den Erwartungen zurückbleiben, drohen Cashflow-Probleme, Herabstufungen der Bonität und Verwerfungen an den Kreditmärkten. Angesichts der wachsenden Abhängigkeit der Wirtschaft von KI-getriebenen Investitionen könnte ein solches Szenario weitreichende Folgen haben.