17. Richmond Finance Summit: AI – Gold- oder Zuckerrausch?

Unter dem Motto «Shaping the Future of Finance» haben sich Führungskräfte aus dem Finanzbereich am 17. Richmond Finance Summit in Lausanne getroffen, um die wichtigsten Themen rund um Finanzen, Märkte, Geoökonomie und neue Technologien zu diskutieren.

Nicht überraschend hatte das Thema AI einen grossen Stellenwert im Konferenzprogramm wie auch in den Konversationen vor Ort. Während für einige noch eine Blackbox, ist AI für andere wiederum die Chance des Jahrhunderts. Für Keynotespeakerin und AI-Expertin Megan Caywood Cooper ist klar – AI läutet die nächste Ära von Fintech ein und Early Adopters werden den Industriestandart setzen. Abwarten sei deshalb das grössere Risko für Unternehmen, denn es macht sie abhängig von den durch Mitbewerber gesetzten Leitlinien.

Mehr Raum für fundierte Anlageentscheidungen

Santiago Walliser, AI-Forscher an der Universität Zürich und Unternehmer, betonte, dass 95 Prozent der heutigen AI-Pilotprojekte scheitern, wenn die Vision dem Verständnis vorauslaufe. Erstmals kommuniziere eine Technologie mit uns wie ein Mensch, was oft zu einer Vermenschlichung und damit zu Fehleinschätzungen führe. Entscheidend sei, Vertrauen durch Verständnis zu fördern, AI gezielt zu integrieren und den Fokus auf Wertschöpfung zu richten. Richtig angewendet, vereinfache AI-Routineprozesse und schaffe mehr Raum für fundierte Anlageentscheidungen.

Hyper-personalisierte Angebote und individualisierter Content mittels AI werden ebenfalls die Customer Experience im Bereich Banking erheblich verbessern. Simona Pistalu-Patrut und Marc Moubarak von Oracle zeigten auf, in welchen Bereichen Banking von einer AI-Implementation profitieren kann. Auch im Bereich Investments, Risk und Operations gibt es zahlreiche Einsatzmöglichkeiten, sei dies bei der ESG Portfolio Analyse, im Hochfrequenzhandel, der Gewinnung von Erkenntnissen aus unstrukturierten Bankdaten wie auch der Kreditrisikoermittlung von Kunden.

It’s a Trump’s world…

Bereits Ron Keller, internationaler Berater in Geopolitik, hat am Richmond Finance Directors‘ Forum letzten Monat darauf hingewiesen, dass wir aktuell von einer historisch gesehen friedlichen Welt in eine gefüllt mit Spannungen und Konflikten übergehen. Thierry Malleret, Managing Partner bei Monthly Barometer, knüpfte in seiner Keynote am Richmond Finance Summit nahtlos an – wir seien auf dem Weg in eine fragmentierte und Post-Amerikanische Epoche. In einer durch Trump dominierten Welt könne man nichts ausschliessen. Handel und Finanzen werden als Waffe eingesetzt, Marktzugang zu Ressourcen, Energie und Infrastrukturen bedroht. Zu erwarten sind eine globale Wirtschaft, die demographisch und fiskalisch eingeschränkt ist, sowie höhere Zinsen und ein tieferes BIP-Wachstum.

Malleret stellte in Frage, ob AI die gleiche Wichtigkeit haben wird für die Märkte wie das Web in den 1990ern. Grundsätzlich geht er von einem Goldrausch aus, da AI eine erhebliche Verbesserung der Datenanalyse und somit der Prognose der Zukunft hinsichtlich des Investierens hat.

Effizientes Netzwerken in gehobener Atmosphäre

Thierry Chatenet, Senior Sales Executive von Wealth Dynamix ist seit mehreren Jahren am Richmond Finance Summit dabei. Was er am Format besonders schätzt, ist dass er eine bedeutende Anzahl von Führungskräften aus der Finanzbranche effizient in kürzester Zeit treffen kann.

Auch Eric Soubry, General Manager bei Nomura, war bereits mehrmals dabei. Für ihn bot das Forum wieder eine hervorragende Gelegenheit, sich mit Fachkollegen zu vernetzen, wertvolle Einblicke in wichtige Branchentrends zu gewinnen und Kontakte zu interessanten Lösungsanbietern zu knüpfen.