10 Jahre ETFs in Europa - Branche wächst weiter

12.04.2010, 08:19 Uhr

ETF's feiern in Europa ihr Jubiläum. Die Aussichten seien blendend. Das verwaltete Vermögen europäischer ETFs soll im laufenden Jahr um 30 Prozent zulegen und bis Ende 2012 die Schwelle von 500 Milliarden US-Dollar überschreiten. Dies sind die Prognosen von Deborah Fuhr, Managing Director und Global Head of ETF Research and Implementation Strategy bei BlackRock.

Anlässlich des 10. Jahrestages der Einführung von ETFs in Europa prognostiziert Deborah Fuhr einen Anstieg der verwalteten Vermögen in Europa um jährlich 30 Prozent. Bis 2012 soll das Marktvolumen die Schwelle von 500 Milliarden US-Dollar überschreiten. Im vergangenen Jahrzehnt (zum Ende 2009) war der europäische ETF-Markt bei anhaltender Anlegernachfrage um durchschnittlich 90,5 Prozent pro Jahr gewachsen und lag damit klar über dem Wachstum von 58,1 Prozent in den USA und 56,3 Prozent weltweit. 

Anlässlich des Jahrestages der Ersteinführung von ETFs in Europa im April 2000 an der Deutschen Börse und der London Stock Exchange gab Deborah Fuhr fünf Prognosen für den ETF-Markt bekannt:

  1. Der ETF-Markt wächst im laufenden Jahr um 30%
    "In Zeiten erhöhter Konzentration auf Risikomanagement schätzen viele Investoren die grössere Transparenz der als Investmentfonds strukturierten ETFs. Das gilt in Bezug auf Kosten, Portfoliozusammensetzung, Liquidität, Risiko und Rendite gleichermassen. Zum Ende 2012 rechnen wir mit einem europäischen Marktvolumen von über 500 Milliarden US-Dollar. Für das laufende Jahr erwarten wir ein Wachstum von 30 Prozent durch Nettozuflüsse und Kurssteigerungen in Europa", so Deborah Fuhr.

  2. ETFs für Kernmärkte weiterhin bevorzugt
    "Trotz des zunehmenden Einsatzes von ETFs auf alternative Anlageklassen bleibt der Schwerpunkt der Investoren auf ETFs, die breite Marktindizes abbilden und als Kernbestandteile der Portfolios dienen. In Zeiten volatiler Märkte ist das besonders wichtig. Da einzelne Branchen, Anlagestile oder Aktientitel keine dauerhafte Outperformance erzielen, dienen die Kernanlagen des Portfolios in breit angelegte Marktindizes nicht nur dazu, die Volatilität zu verringern, sondern auch dazu, wettbewerbsfähige Renditen für das Gesamtportfolio zu erzielen."

  3. Signifikantes Wachstum bei institutionellen Investoren und bei Privatanlegern
    "ETFs haben die Möglichkeiten von institutionellen und privaten Investoren, ihre Portfolios zu gestalten, deutlich erweitert”, so Deborah Fuhr weiter. „Wir gehen davon aus, dass ETFs im institutionellen und im Retailsegment eines der bevorzugten Anlageinstrumente bleiben werden, um kostengünstige Marktrenditen zu erzielen. Regulatorische Änderungen wie etwa die Retail Distribution Review (RDR), mit der Provisionen im britischen Retailmarkt untersagt werden sollen, dürften in den nächsten 18 Monaten einen deutlichen Einfluss auf den ETF-Markt haben. Zudem sehen wir derzeit weltweit einen zunehmenden institutionellen Einsatz von europäischen UCITS ETFs."

  4. Entwicklung und Ausbau von Anlagestilen, die ETFs als kostengünstige Bausteine für die Erzielung von Marktrenditen einsetzen
    "Das Produktangebot in spezialisierteren Bereichen wird zunehmen, denn immer mehr institutionelle und private Investoren möchten gerne die Vorteile der ETFs nutzen, bevorzugen dabei aber eine gemanagte Anlagelösung wie beispielsweise ETF-Dachfonds."

  5. Die Risiken liegen in zunehmender Unübersichtlichkeit und enttäuschten Investoren und hätten negative Folgen für die Branche
    "Im ETF-Markt stehen entscheidende Weichenstellungen an. Wir finden heute im Markt auch solche selbst ernannten ‚ETFs’, die erstens keine Transparenz ihrer zugrundeliegenden Portfolios, zweitens keine Creation/Redemption „in-kind“ (gegen Aktienkörbe) und drittens keine indikativen Net Asset Values in Echtzeit bieten. Selbst solche Produkte, die gar keine Investmentfonds sind, werden teilweise als ETFs bezeichnet. Der ETF-Markt hat heute ein weltweites Volumen von über einer Billion US-Dollar erreicht, und die Produktentwickler sind aktiv dabei, auch strukturierte Produkte, Hedgefonds und aktiv gemanagte Fonds in ETFs zu verpacken, ohne dass dabei die grundlegenden Eigenschaften eines ETFs erfüllt werden. Wenn diesem Trend kein Einhalt geboten wird, riskieren wir Unübersichtlichkeit des Marktes und enttäuschte Investoren, also deutlich negative Folgen für die ETF-Branche."

Nach Ansicht von Deborah Fuhr kommt es darauf an, mehr Transparenz bei den Produktstrukturen, der Replizierungsmethode der Indizes und der Preisgestaltung zu schaffen, denn nur so können Investoren eine fundierte Anlageentscheidung zum Einsatz von ETFs treffen. "ETFs zählen zu den wichtigsten Innovationen der Finanzmärkte im letzten Jahrzehnt in Europa. Wir rechnen weiterhin mit grossem Erfolg der ETFs, es ist aber auch klar, dass sich die Branche an einem Scheideweg befindet", so Deborah Fuhr weiter. "Für die Investoren kommt es vor allem auf Klarheit und Verständlichkeit der Produkte an. Die Investoren müssen die Struktur, Funktionsweise, steuerliche Behandlung und regulatorische Seite des Einsatzes von ETFs kennen. Sich auf einheitliche Definitionen der verschiedenen Produktstrukturen zu einigen, ist eine der vordringlichsten Aufgaben der Branche in diesem Jahr."

10 Jahre ETFs in Europa im Überblick:
  • Als erste europäische ETFs wurden die iShares DJ STOXX 50 (EUN1 GY) und iShares DJ Euro STOXX 50 (EUN2 GY) am 11. April 2000 an der Deutschen Börse notiert, gefolgt von der Notierung des iShares FTSE100 (ISF LN) an der London Stock Exchange im extraMARK Segment am 28. April 2000.
  • Durchschnittliche Wachstumsrate (CAGR) des ETF-Marktes im letzten Jahrzehnt (bis Ende 2009):
    • 56,3% weltweit
    • 90,5% in Europa
  • Die ETF-Branche in Europa umfasst zum Ende Januar 2010:
    • 896 ETFs
    • 2,468 Notierungen
    • 217,9 Mrd. US-Dollar verwaltetes Vermögen (AUM), bei 34 Anbietern an 18 Handelsplätzen
  • 2010 ist das Vermögen bislang um 4,0 Prozent zurückgegangen und damit weniger als der MSCI Europe Index (Rückgang um 5,9 Prozent) in US-Dollar.
  • Gleichzeitig stieg die Zahl der ETFs in Europa um 67 oder 8,1 Prozent.
  • Grösster Anbieter von ETFs in Europa ist iShares; sowohl nach Zahl der Produkte (172) als auch nach verwaltetem Vermögen (82,5 Mrd. US-Dollar). Der Marktanteil liegt bei 37,9 Prozent.
  • Lyxor Asset Management liegt auf Platz 2 mit 127 Produkten und AUM von 43,8 Mrd. US-Dollar (Marktanteil 20,1 Prozent).
  • Auf Platz 3 liegt db x-trackers mit 118 Produkten und AUM von 35,8 Mrd. US-Dollar (Marktanteil 16,4 Prozent). (cl)
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