23.12.2024, 08:37 Uhr
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John Stopford, Head of Multi-Asset Income bei Investec AM, sieht keine unmittelbaren Anzeichen einer konjunkturellen Verlangsamung und denkt, dass der Bullenmarkt noch Potenzial hat.
Die Bewertungen sind teilweise angespannt. Eine vorsichtige Reaktion darauf bestehe darin, das Risiko im Portfolio selektiv und schrittweise zu reduzieren. Dieser Meinung ist John Stopford, Head of Multi-Asset Income bei Investec Asset Management. Denn die Hausse für Wachstumsanlagen wie Aktien und hochverzinsliche Unternehmensanleihen reift mit steigenden Bewertungen. Bewertungen allein führen zwar selten zu einer Trendumkehr, jedoch implizieren sie langfristig niedrigere Renditen. Bullenmärkte enden typischerweise erst kurz vor einem wirtschaftlichen Abschwung und nach einer längeren Phase knapper Liquidität. Beides sei nach Ansicht von Stopford jedoch noch nicht absehbar. Das Rezessionsrisiko erscheine gering, die monetären Bedingungen seien locker und die Wachstumsdynamik stark.
Allerdings schwächt sich der fundamentale Hintergrund langsam ab. Das globale Wirtschaftswachstum hat einen Grossteil der freien Kapazitäten aufgebraucht. Gleichzeitig dürfte die Geldpolitik immer weniger unterstützend wirken. Stopford meint, dass Trumps Steuersenkungsplan ein klassisches Ende des aktuellen Konjunkturzyklus auslösen und einen Boom mit anschliessendem "Doom" auslösen könnte. Eine Senkung der Steuern bei einer Arbeitslosigkeit auf dem derzeitigen Tiefststand würde das Wachstum ankurbeln, dürfte aber auch die Inflationserwartungen und das Risiko am Anleihenmarkt in die Höhe treiben.
Selektive und langsame Reduzierung des Risikos
Wer zu früh oder zu spät aus dem Markt aussteigt vergibt ähnlich viel. Der richtige Ansatz bestehe Stopfords Meinung nach darin, innerhalb des erlaubten Risikobudgets schrittweise weniger Risiken einzugehen, aber angesichts der Wahrscheinlichkeit einer weiteren Marktstärke ein gewisses Engagement in Wachstumsaktiva aufrechtzuerhalten.
Bei Aktien findet Stopford Unternehmen im Finanz- und zyklischen Bereich interessant. Diese profitieren tendenziell von einem verbesserten wirtschaftlichen Umfeld und sind weniger anfällig für volatile Anleiherenditen. Aus regionaler Sicht erscheinen die Bewertungen und die konjunkturelle Dynamik ausserhalb der USA besser. Aber in den USA gibt es nach wie vor viele grossartige Unternehmen, und wenn die Steuersenkungen durchgesetzt werden, könnte dies zusätzliche Vorteile bringen.
Bei Unternehmensanleihen rät der Experte zu Vorsicht. Allerdings sieht er selektive Chancen in den Schwellenländern, die typischerweise mehr Wert bieten als ihre Konkurrenten in den entwickelten Märkten und durch das höhere Wirtschaftswachstum besser unterstützt werden. Die Faktoren, die die Renditen von Staatsanleihen in den letzten 35 Jahren gedrückt haben, seien nach wie vor weitgehend vorhanden, insbesondere die desinflationären Kräfte und die Ursachen für ein gedämpftes Wachstum. Langjährige US-Treasuries erachtet er als kaufenswert, wenn wir eine weitere Preisschwäche sehen.
Stopfords Ansicht nach könnte die Hausse des US-Dollars nach sechs Jahren realer Aufwertung gegenüber wichtigen Handelspartnern vorüber sein. Frühere Aufwärtszyklen in der Währung dauerten etwas länger, gefolgt von langen Perioden der Underperformance. Der Dollar könne sich jedoch kurzfristig stabilisieren oder vorübergehend wieder erholen, bevor er wieder einen Abwärtstrend aufnimmt. Da sich die Stimmung bereits im letzten Jahr verschoben hat, sind die Anleger für Europa deutlich optimistischer als für die USA.
Unsicherheit speziell in politischen Fragen
Das Hauptmarktrisiko sei, so Stopford, immer die Möglichkeit einer Rezession. Darüber hinaus konzentrieren sich seine Bedenken jedoch auf die Frage, wie gut die Märkte, die zum Teil durch Liquidität befeuert werden, auf sinkende Käufe von Zentralbankanleihen reagieren werden. Zudem fragt sich der Experte, ob es China gelingen wird, zu einem Wachstumsmodell überzugehen, das weniger von Schulden getrieben ist. Andere wichtige Risiken seien vor allem geopolitisch und umfassen politische Instabilitäten in Europa, das Potenzial für einen harten Brexit, die protektionistische Rhetorik von Trump sowie steigende Spannungen mit Nordkorea und dem Iran.