"Wir ermöglichen direkte Investments in die Realwirtschaft von Schwellenländern"

Rochus Mommartz, CEO bei responsAbility.
Rochus Mommartz, CEO bei responsAbility.

Rochus Mommartz, CEO von responsAbility, unterstreicht im Interview mit Fondstrends die Wichtigkeit von Entwicklungsinvestments für den Finanzplatz Schweiz und spricht über die Rahmenbedingungen, welche es für den weiteren Erfolg braucht.

15.06.2016, 09:37 Uhr

Redaktion: sif

Herr Mommartz, Sie haben Anfang Jahr die Nachfolge von Klaus Tischhauser als CEO angetreten. Was haben Sie sich als Ziel gesetzt für das erste Jahr?

Rochus Mommartz: Das Ziel ist die klare Positionierung unserer Firma als führender Anbieter im Bereich Development Investment mit dem Fokus auf die drei Sektoren: Landwirtschaft, Energie und Finanzen.

Welches sind Ihre wichtigsten Mitbewerber und wie differenziert sich responsAbility von den übrigen Anbietern?

Wir sind spezialisiert auf Development Investments. D.h., wir konzentrieren uns auf direkte, nicht kotierte Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern, die wirtschaftliche Fortschritte, insbesondere für Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen, vorantreiben. Dabei konzentrieren wir uns – wie erwähnt – auf die drei Sektoren: Landwirtschaft, Finanzen und Energie. Je nach Sektor und Kontinent sehen wir uns von ganz unterschiedlichen Mitbewerbern umgeben. Das können in Asien unterschiedliche regionale Private-Equity-Anbieter sein oder in Afrika regionale Infrastrukturfondsanbieter im Energiesektor. Wir sind jedoch ein globaler Player mit aktivem Fokus auf den drei Sektoren im Bereich der Development Investments mit Fixed Income und Private Equity Produktangeboten. Dies bringt handfeste Synergien mit sich sowie einen deutlich besseren Service für den Investor.

Welche Bedeutung hat der Schweizer Markt für Ihr Unternehmen?

Der Schweizer Finanzplatz hat über die letzte Dekade eine weltweit führende Rolle im Bereich der Development Investments entwickelt. Von den rund USD 38 Mrd., die weltweit in diesem Segment investiert sind, werden rund 37% von der öffentlichen Hand investiert, von den verbleibenden 63% entfällt rund ein Drittel auf den Schweizer Finanzplatz. Dies zeigt die sehr grosse Bedeutung des Finanzplatzes Schweiz für uns, signalisiert aber auch ein Potenzial, das bisher viel zu wenig im Bewusstsein der Akteure des Finanzplatzes verankert ist.

Eine aktuelle Studie von Swiss Sustainable Finance zeigt, dass Entwicklungsinvestments (Development Investments) nicht mit einem Verzicht auf Rendite einhergehen. Wie sieht das Rendite-Risikoprofil aus und die Korrelation zu anderen Anlagekategorien?

Development Investments fallen in die grossen Assetklassen: Private Debt / Fixed Income und Private Equity. Die Rendite-Risikoprofile sind entsprechend vielfältig. Allen Development Investments ist jedoch gemeinsam, dass sie deutlich geringere Volatilitäten als gelistete Produkte aufweisen und die Korrelation zu den kotierten Werten gering ist. Die risikoadjustierten Renditen müssen in jedem Fall kompetitiv sein, wenn Development Investments ihre langfristige Wirkung entfalten wollen. Nur mit marktgerechten Renditen können Anlagen in Milliardenhöhe für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung mobilisiert und somit ein bedeutender Impact erzielt werden.

Das momentane Marktumfeld ist sehr herausfordernd, was verlässliche Renditen angeht. Welchen Einfluss hat dies auf die Nachfrage nach Ihren Produkten?

Wir sehen eine konsistent starke Nachfrage nach unseren Produkten, weil wir direkte Investments in die Realwirtschaft von Ländern ermöglichen, die nach wie vor einen sehr starken Aufholbedarf in ihrer Entwicklung haben und deshalb für langfristig orientierte Investoren eine ideale Ergänzung ihres Portfolios darstellen. Das momentane Marktumfeld begünstigt möglicherweise das Interesse vieler Anleger an unseren Produkten. Die Attraktivität unserer Produkte ergibt sich jedoch nicht aus einem spezifischen Marktumfeld, sondern aus dem Potenzial wachsender Realwirtschaften in Entwicklungsländern: eine Opportunität für langfristig orientierte Investoren.

Welche Rolle könnten Development Investments in Zukunft auf dem Finanzmarkt spielen?

Es wäre ein grosser Schritt, wenn sich Development Investments als ganz normale, zusätzliche Anlagemöglichkeit im Bewusstsein der Investoren und des Finanzmarktes etablieren. Dazu braucht es jedoch eine stark erweiterte Produktlandschaft. Hier sehen wir unsere Kernaufgabe.

ResponsAbility investiert in Mikrofinanzinstitutionen, die es z.B. Kleinstunternehmern ermöglichen, ihre unternehmerischen Ziele zu verfolgen. Gleichzeitig investieren Sie auch in grössere Exportunternehmen und deren Infrastruktur. Wie verhindern Sie mögliches Konfliktpotenzial?

Ich sehe kein Konfliktpotenzial, ganz im Gegenteil. Es ist vielmehr die Synergie, die hier im Vordergrund steht. Die überwiegende Mehrheit, der von uns finanzierten Kleinbauern produziert exportfähiges Gut und ist damit auf Exportunternehmen oder generell verlässliche Abnehmer und deren Infrastruktur angewiesen. Es ist häufig gerade der Mangel an verlässlicher Infrastruktur, welcher für Kleinbauern eine erhebliche Hürde darstellt. Wir zielen deshalb mit unseren Investments bewusst auf eine breite Entwicklung entlang der gesamten Wertschöpfungskette ab, da wir davon überzeugt sind, dass eine breite Marktentwicklung der effizienteste und nachhaltigste Beitrag zur Entwicklung ist.

Wie stark verhelfen solche Investments der Entwicklung von Volkswirtschaften dieser Schwellenländer?

Investitionen in die nachhaltige Entwicklung von Märkten sind neben der Schaffung der adäquaten Rahmenbedingungen für das wirtschaftliche Umfeld der zentrale Baustein für langfristig, erfolgreiche Entwicklung von Volkswirtschaften. Aufgrund des sehr grossen Aufholbedarfs kann die Finanzierung der Infrastrukturentwicklung nicht nur auf lokale, private und öffentliche Investition aufbauen, sondern Bedarf der internationalen Kapitalmärkte – für diese wiederum stellen wachsende Realwirtschaften eine herausragende Opportunität dar.

Welches sind die grössten Herausforderungen in den jeweiligen Ländern?

Für erfolgreiche Investitionen bedarf es adäquater, verlässlicher Rahmenbedingungen. Hier sehen wir in vielen Ländern über die letzten zwanzig Jahre ganz erhebliche Fortschritte, die Development Investments überhaupt erst ermöglicht haben. Stabilität, wie z.B. Währungsstabilität, bleibt aber eine Herausforderung, der wir mit Absicherung (falls möglich), Diversifizierung und langfristiger Orientierung begegnen. Eine weitere Herausforderung ist sicherlich das Talentmanagement. Lokale Experten für unsere Investitionsthemen sind die Basis für unsere Arbeit. Diese sind allerdings eine knappe Ressource, was für alle Anbieter in unseren Märkten eine Herausforderung darstellt.

Wie beurteilen Sie die Chancen des AM-Platzes Schweiz?

Der Schweizer Finanzplatz hat lange auf Modelle gesetzt, die sich als nicht nachhaltig erwiesen haben. Derzeit findet eine Neuentdeckung des Asset Management statt. Aufgrund ihrer hohen professionellen Kompetenz und Seriosität verfügt die Schweiz über solide Argumente. Dazu muss sich aber Innovation gesellen. Development Investments stellen sicher einen der interessantesten Ansätze der letzten Jahrzehnte dar. Die Schweiz hat in dieser schnell wachsenden Nische heute die Nase vorn. Neben Luxemburg sind jüngst aber London und sogar Hongkong auf die Opportunität aufmerksam geworden. Es wäre schade, wenn die Schweiz ihren Trumpf leichtfertig verspielen würde. Entscheidend sind gute regulatorische Rahmenbedingungen sowie eine umsichtige Zusammenarbeit auf dem Finanzplatz.

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