23.12.2024, 08:37 Uhr
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Das Kursmuster der europäischen Aktienmärkte erinnert stark an Asiens Börsen nach dem SARS-Ausbruch. Das stimme nur bedingt zuversichtlich, sagen die Experten von DWS. Denn für die Aktienmärkte seien nicht Fallzahlen, sondern die wirtschaftlichen Aussichten entscheidend.
Wie kann es sein, dass die Aktienmärkte trotz steigender Covid-19-Infektionszahlen zu neuen Gipfelstürmen ansetzen? Diese Frage haben sich die Experten von DWS – und mit ihnen Finanzinteressierte aus aller Welt – erstmals bereits vor gut fünf Monaten gestellt. Mitte Februar erreichten viele Aktienindizes just dann neue Höchststände, als China die Zahl der gemeldeten Fälle um 14'800 nach oben revidierte. Als Anhaltspunkt für die Entwicklung wurde damals ein Blick zurück in das Jahr 2003 und den seinerzeitigen Ausbruch von Severe Acute Respiratory Syndrome, besser bekannt als SARS, geworfen. "Obwohl wir zur Vorsicht rieten, überstiegen das gesamte Ausmass der Pandemie sowie die damit verbundenen wirtschaftlichen Schäden unsere Vorstellungskraft", so die Experten. Dennoch hätten sich die Märkte seit ihrem Tiefpunkt im März wieder schön erholen können. Doch wie sieht diese Entwicklung im Lichte der Covid-19-Fallzahlen aus?
Obwohl im Ausmass um ein Vielfaches schwerwiegender als beim damaligen SARS-Ausbruch, so sei dennoch eine frappierende Ähnlichkeit im Muster zu erkennen. An westlichen Börsen begann der scharfe Abverkauf gut zwei Wochen vor dem starken Anstieg der Infektionszahlen, wie das neueste "Chart of the week" der DWS anhand der europäischen Aktienmärkte (MSCI EMU Index) zeigt. Am Tiefpunkt waren Aktien dann etwa eine Woche vor dem Höhepunkt der täglich entdeckten Neuansteckungen angelangt.
Nun könnte den Märkten aus dieser Perspektive eine hervorragende Einschätzung der Pandemieentwicklung attestiert werden, auch wenn der Vorlauf jeweils nur ein paar Tage betrug. Die DWS-Spezialisten relativieren: "Wir wären mit dieser Einschätzung etwas vorsichtig: Für Märkte scheinen nicht die Zahl der Erkrankten, sondern die wirtschaftlichen Aussichten relevant zu sein." Dafür, dass sich die wirtschaftlichen Aussichten wieder stabilisiert haben, sei wohl weniger der medizinische Fortschritt verantwortlich, sondern schon eher die massiven wirtschaftlichen Stimulusprogramme von Fiskal- und Geldpolitik. Das zeige nicht zuletzt ein Blick auf die Erkrankungszahlen in den USA. Bisher hat auch in Europa der aktuell zu beobachtende Anstieg an Neuinfektionen die Märkte nicht sehr beeindruckt. Bei weiteren Krankheitswellen könnte sich das aber rasch wieder ändern, warnt die DWS. Immerhin ist SARS seinerzeit aus bisher ungeklärten Gründen wieder gänzlich verschwunden – bei der aktuellen Pandemie ist dagegen weltweit noch kein Ende in Sicht.