23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Ignacio De La Maza, Head of Continental Europe Wholesale bei Janus Henderson Investors, ist überzeugt, dass Anleger ihre Einschätzung zu den Anleihemärkten überdenken sollten, zumal 2018 eine Phase des Umbruchs beginnen könnte. Aus seiner Sportkarriere weiss er, dass Flexibilität wichtig ist. Dies gelte auch für festverzinsliche Anlagen.
Als Ignacio De La Maza vor 13 Jahren in das Investmentmanagement wechselte, investierten Anleger in ganz bestimmte Bereiche: "Stand Sicherheit für ihr Kapital an erster Stelle, kauften sie Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten. Für höhere Renditen griffen sie zu Hochzinsanleihen", erklärt er. Zwar haben auf bestimmte Bereiche oder Themen fokussierte Fonds immer noch ihre Berechtigung. Aber Ignacio De La Maza sieht daneben eine steigende Nachfrage nach ergebnisorientierten Fonds. "Anleger suchen immer häufiger nach Anlageinstrumenten, die kaum schwanken oder eine positive Gesamtrendite bieten. Engagements in bestimmten Anlagebereichen sind weniger gefragt", glaubt er.
Gleichzeitig bereitet ihm der allgemeine Trend zu passiven und insbesondere zu passiven festverzinslichen Anlagen Sorgen: "Viele dieser Produkte orientieren sich eng an einen Anleihenindex. Bei Aktienindizes spielen die Marktkapitalisierung der Unternehmen und die Erwartungen der Anleger zum Unternehmensgewinnwachstum eine zentrale Rolle." Bei den meisten Anleiheindizes ist aber das Emissionsvolumen der Anleihen ein zentrales Kriterium für deren Aufnahme in den Index, sodass die am höchsten verschuldeten Unternehmen oder Staaten im Index am stärksten gewichtet sind. Der Experte fragt sich daher, ob es sinnvoll ist, solche für Refinanzierungen besonders anfällige Schuldner im Portfolio zu haben, wenn der Wirtschaftszyklus schon in die Jahre gekommen ist.
Ignacio De La Maza sieht auch die Bewertungen kritisch: "Wir leben in einer verkehrten Welt, wenn Anleger bereit sind, bei Anleihen negative Renditen zu akzeptieren. Sicher gibt es dafür technische Gründe wie etwa in der Schweiz, wo die Zentralbank eine Negativzinspolitik verfolgt, oder bei deutschen Bundesanleihen, die vor politischen Unwägbarkeiten in Europa schützen können." Aber man müsse gemäss De La Manza in punkto Wirtschaft wirklich schwarz sehen, um solche Anlagen langfristig für sinnvoll zu halten.
Strukturelle Veränderungen
Ignacio De La Maza räumt ein, dass die unkonventionelle Geldpolitik für die hohen Anleihekurse und die höheren Korrelationen zwischen den Anlageklassen mitverantwortlich ist. "Wenn Zentralbanken Billionen US-Dollar in den Markt pumpen, dann treibt diese zusätzliche Nachfrage natürlich die Kurse nach oben." Nach seiner Einschätzung ist der Fed-Rückzug aus der quantitativen Lockerung nicht hauptschuldig an der Trendwende an den Anleihenmärkte. So einfach sei es seines Erachtens nicht, was er anhand einer Metapher aus dem Familienleben erläutert.
"Nichts verändert dein Leben so sehr wie ein Kind. Es ist eine neue Variable in deinem Leben, an die du dein gesamtes Verhalten anpassen musst. Zudem ist diese neue Variable kein kurzes Intermezzo, sondern von Dauer", sagt der Experte. Und genau so sei auch die unkonventionelle Politik der Zentralbanken eine neue Variable, die unser Leben länger begleiten könnte, als viele erwarten. Zur Erinnerung: Quantitative Lockerungen waren als Notfallmassnahme gedacht. Inzwischen aber sind zehn Jahre seit der Finanzkrise vergangen, und die US-Notenbank beginnt erst jetzt, ihre Vermögenskäufe zu drosseln. "Die Europäische Zentralbank und die Bank von Japan (BoJ) sind sogar nach wie vor im Lockerungsmodus. Und was viele vergessen: Die BoJ betreibt ihre quantitativen Lockerungen mit Unterbrechung schon seit 2001", so De La Maza.
Verschiedene Szenarios sind möglich
Einige Kollegen von De La Maza bei Janus Henderson Investors, sehen viele Parallelen zwischen dem Westen und Japan. "Niemand kann sicher sein, ob wir nicht doch den gleichen Weg wie Japan einschlagen und in einem Szenario mit deflationär niedrigem Wachstum gefangen sind. Oder ob die USA und Europa einen neuen Kurs steuern, der zu stärkerem Wachstum und höherer Inflation führen könnte", meint er. Welches der beiden Szenarien eintritt, habe erhebliche Auswirkungen auf Zinsen, Verschuldungsquoten und die Rahmenbedingungen für Unternehmen und daher auch auf die angemessenen Niveaus für Anleiherenditen und Kredit-Spreads.
Da zwei so gegensätzliche Entwicklungen möglich sind, überrascht es nicht, dass Ignacio De La Maza flexiblen festverzinslichen Anlagen viel abgewinnen kann. "Fonds, die an keine Benchmark gebunden sind und strategisch frei investieren können, sollten besser auf die Unwägbarkeiten der Märkte vorbereitet sein. Bei Veränderung der Marktbedingungen können sie ihre Zinsempfindlichkeit erhöhen oder verringern, in andere festverzinsliche Anlageklassen oder andere Regionen umschichten", meint er. Für sie werde Volatilität weniger zur Bedrohung, sondern mehr zur Chance, die sie nutzen können.
Anpassungsfähigkeit
Welche Vorteile eine solche Anpassungsfähigkeit hat, weiss Ignacio De La Maza aus Erfahrung. Seine fast zwei Meter grosse Statur verrät den ehrgeizigen Sportler. Begonnen hatte seine sportliche Karriere auf dem Basketballfeld, bis ihn eine Knöchelverletzung zum Rudern und anschliessend zum Rugby bis in die spanische Nationalmannschaft führte. "Von allen Sportarten, die ich in meinem Leben gespielt habe, hat Rugby mir wohl die meisten Werte vermittelt wie Teamarbeit, Verantwortungsbewusstsein und Integrität", ist er heute überzeugt.
Nach seiner Sportlerkarriere wuchs in ihm der Wunsch, seine Ausbildung im Finanzbereich auszubauen und in die Vermögensverwaltung zu wechseln. Er liebt Sport auch weiterhin und ist überzeugt, dass die Fähigkeit, schnell und entschlossen zu reagieren und bei sich ändernden Bedingungen eine neue Strategie zu entwickeln, auch in der Vermögensverwaltung von grossem Wert ist: "Wie beim Rugby will man auch in der Vermögensanlage vermeiden, eingekeilt zu werden und sich nicht mehr bewegen zu können. 2018 könnte Anleger in dieser Hinsicht auf die Probe stellen. Ein flexibler Ansatz bei festverzinslichen Anlagen dürfte deshalb von grossem Vorteil sein."