Wann ist ein Einkommen nachhaltig?

Nick Clay, Portfolio Manager bei Newton (BNY Mellon).
Nick Clay, Portfolio Manager bei Newton (BNY Mellon).

Nick Clay von Newton (BNY Mellon) erklärt, warum die Dividende pro Aktie bei der Analyse der Einkommensgenerierung eines Unternehmens derart wichtig ist.

18.10.2016, 09:12 Uhr

Redaktion: jog

Auf den ersten Blick meint man: Je mehr des Gewinns eines Unternehmens in Form von Dividenden ausbezahlt wird, desto besser.

Aber hinter Ausschüttungsquoten steckt mehr. Eine hohe Gewinnausschüttung ist nicht immer so positiv wie sie scheint. Weitaus wichtiger für langfristige Investoren ist die Nachhaltigkeit dieser Ausschüttungen, insbesondere dann, wenn die Aktien Teil eines von Konsistenz abhängenden Einkommensportfolios sind.

Die Ausschüttungsquote liefert einen Hinweis darauf, wie viel Geld ein Unternehmen an seine Aktionäre weitergibt bzw. wie viel Geld es zurückbehält, um in Wachstum zu investieren, Schulden zurückzubezahlen oder in Reserven anzulegen. Letzteres ist bekannt als "Gewinnrücklagen".



Welches der Länder in der obigen Grafik hat in diesem Kontext das attraktivste Ausschüttungsprofil? Zunächst hat Australien eine vergleichsweise hohe Ausschüttungsrate. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Analyse auf Marktebene nur die halbe Wahrheit ist.

Innerhalb jedes Marktes gibt es Trends auf Sektorenebene und Eigenheiten auf Unternehmensebene. Das ist der Grund warum Nick Clay, Portfolio Manager der Global Income Strategy bei Newton (BNY Mellon), nicht zu viel Zeit damit verbringt, Kennzahlen auszuwerten.

"Eine erhöhte Ausschüttungsrate kann positiv sein, sofern ein Unternehmen diese aus starken Gewinnen zahlt, und nicht durch 'kannibalisches' Aufnehmen von Schulden. Wir möchten in Unternehmen investieren, die sowohl über eine disziplinierte Kapitalverteilung als auch über Management-Teams verfügen, die es vorziehen, ihre Aktionäre zu belohnen anstatt Gewinne in 'Luftschlösser' zu stecken."



Ein weiterer Grund hinter die Kulissen der unmittelbaren Anziehungskraft von steigenden Ausschüttungsquoten zu schauen ist, dass sie auf fallende Gewinne hindeuten könnten. Hält ein Unternehmen seine Dividenden stabil, verzeichnet aber tiefere Gewinne als in einer vorhergehenden Periode, so wird die Ausschüttungsquote höher ausfallen, als zuvor. So werden viele Unternehmen im Energiesektor nun höhere Ausschüttungsquoten haben als letztes Jahr, weil die tieferen Ölpreise die Gewinne belasten – was nicht zwingendermassen bedeutet, dass sie ein gutes Investment sind.

Schulden aufnehmen, um Dividenden zu bezahlen
Clay mag es, in die Free-Cashflow-Rate eines Unternehmens vorzudringen, um zu bestimmen, ob es die Dividendenniveaus künftig halten kann. So hofft er Unternehmen zu vermeiden, die Schulden aufnehmen um Dividenden zu bezahlen, und somit den Erwartungen der Investoren gerecht zu werden.

Einige Kommentatoren sind der Meinung, dass eine Reduktion oder gar Streichung der Dividenden umso wahrscheinlicher ist, je höher die Ausschüttungsquote liegt. Dies wiederum ist laut Clay auch eine zu stark vereinfachte Aussage.

"Generiert ein Unternehmen viel Cash, benötigt aber keine kapitalintensiven Investitionen um seine Gewinne zu verbessern, gibt es keinen Grund, die Gewinne zurückzubehalten. Wir glauben, dass ein disziplinierter Umgang mit Kapital über einen längeren Zeithorizont zu höheren Gewinnen führen kann, weil die Firmen sich auf ihr Kerngeschäft fokussieren und nicht davon abkommen, was das Unternehmen ursprünglich erfolgreich gemacht hatte."

"Immer mehr Unternehmen brechen ihre Versprechen und reduzieren oder streichen Dividenden.", sagt Clay (vgl. obigen Chart). Dies lässt eine aktive Beurteilung der Gefahren von potenziell attraktiven hohen Renditen immer wichtiger werden, um Investments vor einem Kollaps zu wahren.

Clay warnt vor Unternehmen mit Ausschüttungsquoten von 100% oder höher: "Das bedeutet, Unternehmen haben alle ihre Gewinne – oder mehr – genutzt, um die Dividenden an ihre Aktionäre zu bezahlen. Während dies kurzfristig vielleicht wünschenswert ist, glauben wir nicht, dass es langfristig gesehen nachhaltig ist."

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