23.11.2024, 12:00 Uhr
Matt Quinlan, Portfoliomanager bei der Franklin Equity Group, erläutert die entscheidende Rolle, die Dividenden bei der Steigerung der Gesamtrendite und bei der Verringerung der Gesamtvolatilität für Aktienanleger...
Für konträre, auf die Titelauswahl bedachte Anleger war 2017 ein besonders schwieriges Jahr, denn Volatilitätskennzahlen markierten neue Tiefstände. Während dieser Momentum-orientierte Markt die Chance bot, Gewinne einzufahren, gab es kaum Anlageideen zur Alpha-Generierung. Doch nun beginne sich der Marktschwerpunkt zu verlagern. Mike Clements von SYZ AM erklärt, wie davon profitiert werden kann.
Marktturbulenzen können eine Chance sein: Sie geben Stockpickern die Möglichkeit, Wertpotenziale zu entdecken, wenn die Welle an Emotionen abebbt. Die Verwerfung früh im 2018 könnte der Vorbote eines turbulenten Jahres sein und ein Zeichen, dass der Markt für eine Preisbildung reift. Dieser Meinung ist Mike Clements, Head of European Equities bei SYZ Asset Management. "Echten konträren Anlegern dürften angespannte Märkte willkommen sein, weil sie die Bedingungen für die Generierung von Alpha und die Erzielung höherer langfristiger Renditen bieten", meint er.
Anleger mitten im Sturm
Wenn man sich günstige Bedingungen für konträre Anleger ansehen will, brauche man gar nicht bis zur Kreditklemme zurückzugehen, so der Experte. Das Jahr 2016 hielt eine Vielzahl von heftigen Turbulenzen für Anleger bereit. Die Brexit-Abstimmung erschütterte die politische Welt in ihren Grundfesten. Der Ölpreis stürzte aufgrund von akutem Preisdruck auf Rekordtiefstände. Der Markt wurde von aggressiven Sektorrotationen mitgerissen. Auch wenn eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, zeichnet sich für 2018 eine nachhaltige Rückkehr der Volatilität ab. Die Frage laute daher: Wie können Anleger von dem aufziehenden Sturm profitieren?
Innerhalb des Finanzsektors hat Clements sein Engagement in Aktien, die empfindlich auf das Marktniveau reagieren, reduziert. Hierzu gehören beispielsweise Asset Manager wie Schroders, Ashmore und Aberdeen. "Diese Aktien haben sich zwar hervorragend entwickelt, doch sie stehen mit dem Gesamtniveau des Marktes und der schleichenden Verschuldung in Zusammenhang. Weil aber Bewertungen und Schuldenhöhe steigen, verlieren Argumente, die für eine Anlage in diese Aktien sprechen, an Bedeutung", erklärt er.
In den letzten 6-9 Monaten hat Clements dementsprechend hin zu Finanzinfrastrukturunternehmen umgeschichtet. Hierbei handle es sich um Börsen und andere Marktteilnehmer, denen eine anziehende Volatilität zugutekommen dürfte. Im Finanzsektor gibt es einige Unternehmen, bei denen Volatilität für steigende Handelsvolumina sorgt. Als aktive Anleger betrachte SYZ AM das Ganze aber mit selektiven Augen.
Volatilität nicht ausweichen
Investmentbanken erfreuten sich infolge des "Trump Bump" reger Aktivität. Doch im Allgemeinen werden diese Unternehmen Clements Qualitätskriterien nicht gerecht. Hier gebe es einfach zu viele Bilanzrisiken, zu denen unter anderem die hohe Verschuldung sowie undurchsichtige, schwer zu bewertende Bilanzen zählen. In Zeiten von Stress und volatilen Märkten sind dies nach Meinung des Experten besonders risikoreiche Anlagen.
"Reine Handelsunternehmen wie Börsen, Market Maker und Inter-Dealer-Broker wie z. B. TP Icap sind attraktiv, denn sie verbinden gute Erträge und hohe Cashflows mit einem Engagement in von Volatilität getriebenen Handelsaktivitäten", sagt Clements. IG Group, der führende Anbieter von Spread Betting und CFD-Produkten, ist in der Regel auf eine kurzfristige Volatilität ausgerichtet. Regulierungen sind zwar ein bedeutendes Risiko. Doch IG ist bestens aufgestellt, um sich auf Kosten kleinerer Akteure an das sich verändernde Umfeld anzupassen.
Flow Traders sei eine weitere interessante Möglichkeit, um auf Volatilität zu setzen. Das Unternehmen ist ein führender Market Maker für ETFs mit einem Marktanteil von rund 20% in Europa. Auf längere Sicht profitiert es vom strukturellen Wachstum von ETFs, aber kurzfristig werden seine Erträge stark von Volatilität beeinflusst.
Bei verhaltener Volatilität belasten geringe Handelsvolumina und enge Spreads die Erträge. Aber in Zeiten von Stress oder Marktverwerfungen verleiht Volatilität dem strukturellen Umsatzwachstum einen kräftigen Schub. Das Geschäftsmodell erzielt hervorragende Renditen und Cashflows. Es ist gut auf das strukturelle Wachstum von ETFs ausgerichtet, im Augenblick jedoch leiden die Gewinne unter dem Mangel an Volatilität. Clements hat diese Kursschwäche genutzt und ist überzeugt, dass das Unternehmen signifikantes Aufwärtspotenzial haben könnte, wenn die Volatilität auf normalere Niveaus zurückkehrt.