Offene Märkte als Grundlage des Schweizer Wohlstands

Sowohl beim Rahmenabkommen mit der EU als auch im Aussenhandel mit den USA ist die Schweiz gefordert. (Shutterstock.cm/J_UK)
Sowohl beim Rahmenabkommen mit der EU als auch im Aussenhandel mit den USA ist die Schweiz gefordert. (Shutterstock.cm/J_UK)

Offene Märkte sind ein Schlüsselelement des Schweizer Erfolgsmodells. Einen von zwei Franken verdient die Eidgenossenschaft im Aussenhandel. In letzter Zeit zeigte der internationale Trend aber in Richtung Abschottung, wie auch bei der Versorgung mit Gesundheitsprodukten während der Covid-Pandemie festzustellen ist.

14.03.2021, 06:00 Uhr

Redaktion: rem

Nach dem Freihandelsvertrag mit Indonesien stehen für die Schweiz in Bezug auf den Aussenhandel weitere wichtige Weichenstellungen an. Patrick Dümmler von Avenir Suisse nennt hierzu das institutionelle Rahmenabkommen, den Vorwurf der Währungsmanipulation aus den USA oder die Zukunft der multilateralen Handelsorganisation.

Rund 50 Prozent unserer Exporte gehen in die EU und sichern hierzulande eine Million Arbeitsplätze. "Doch trotz der offenkundigen Bedeutung, die der ungehinderte Zugang zum EU-Binnenmarkt hat, spielte man in Bern zwei Jahre lang auf Zeit. Es droht nicht nur die Erosion des Status quo, es können auch keine neuen sektoriellen Abkommen abgeschlossen werden", gibt Dümmler zum blockierten Rahmenabkommen zu bedenken. So könnte es in Zukunft beispielsweise vermehrt zu Störungen der Elektrizitätsversorgung kommen, meint er. Eine Strommangellage – so hat der Bund neulich festgestellt – ist eines der grössten Risiken für die Schweiz. Auch im Gesundheitsbereich wäre ein Abkommen mit Blick auf eine nächste Pandemie gefragt.

Im November 2020 hat der Bundesrat nun endlich seine Positionen festgelegt und diese der EU unterbreitet. "Es ist zu hoffen, dass es gelingt, nicht nur die offenen Punkte mit der EU zu klären, sondern dass sich dafür im Inland auch eine Mehrheit findet. Dazu könnte die Schweiz beispielsweise beschliessen, die Auswirkungen des Rahmenabkommens nach zehn Jahren zu evaluieren. Mögliche Kriterien dafür sind die ökonomischen Auswirkungen und die Entwicklung der formellen wie materiellen Souveränität", kommentiert der Experte.

Versorgungssicherheit statt Selbstversorgung

Doch bereits rollt eine zweite Herausforderung auf die Schweiz zu: Aktuell werfen die USA der Schweiz vor, den Aussenhandel zulasten amerikanischer Unternehmen auszuweiten. Gemäss US-Interpretation deuten zurzeit drei Kriterien darauf hin, darunter dasjenige der Währungsmanipulation. Wenn die Schweiz im zweitwichtigsten Exportmarkt wirtschaftliche Sanktionen gewärtigen müsste, bliebe dies nicht ohne Folgen für die schätzungsweise 260’000 Schweizer Arbeitsplätze, die vom gegenseitigen Handel abhängen. Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt sagte einmal: "Märkte sind wie Fallschirme: Sie funktionieren nur, wenn sie offen sind." Eine Absicherung des US-Marktzugangs sei deshalb dringlich, so Dümmler, ein umfassendes Wirtschaftsabkommen sei anzustreben. Damit könnte man rund 13’500 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen – ein in der wirtschaftlich angespannten aktuellen Situation willkommenes Signal.

"Offene Märkte – am besten abgesichert über ein dichtes Netz an Freihandelspartnern – tragen auch zur Versorgungssicherheit der Schweiz bei. Die Diversifikation der Bezugsquellen über eingespielte Kanäle ist der Erhöhung der Selbstversorgung vorzuziehen", betont der Experte von Avenir Suisse. So betrachtet sei auch das Abkommen mit Indonesien ein Beitrag zur Versorgungssicherheit. Bilaterale Abkommen des präferenziellen Marktzugangs seien durch einen starken multilateralen Ansatz zu ergänzen. "Unser Land profitiert stark vom regelbasierten Handelssystem der Welthandelsorganisation – Rechtssicherheit und offene Märkte sind Grundlagen unseres Wohlstands", sagt Dümmler.

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