23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Die US-Arbeitsmarktdaten sehen auf den ersten Blick grausig und auf den zweiten Blick beängstigend aus. Selbst ein scheinbar positives Detail entpuppt sich als Negativum. Das aktuelle "Chart of the Week" von DWS zeigt, dass in den USA im Freizeit- und Gastgewerbe am meisten Arbeitslosenanträge eingereicht wurden.
Über die defensiven Qualitäten des Dienstleistungssektors und den zyklischen Charakter des verarbeitenden Gewerbes herrschte bisher unter Ökonomen und Investoren Übereinstimmung. Dann kam Covid-19 und kassierte auch diese Gewissheit, denn die Präventionsmassnahmen haben dem Dienstleistungssektor am meisten zugesetzt, sind die Experten von DWS überzeugt.
Wie genau, das zeige der US-Beschäftigungsbericht vom April. Er veranschauliche auch, was nicht nur der US-Wirtschaft, sondern allen weiteren Volkswirtschaften drohen könnte, die nicht über grosszügige staatliche Unterstützungsprogramme verfügen, wie sie etwa die europäischen "Kurzarbeitsprogramme" darstellen. "Wirkt ein Verlust von 20 Millionen Arbeitsplätzen innerhalb nur eines Monats ohnehin schon erschreckend genug, offenbaren erst die Einzelheiten des Beschäftigungsberichts das ganze Ausmass des grössten wirtschaftlichen Schocks seit dem Zweiten Weltkrieg", heisst es im Kommentar der DWS.
Das verarbeitende Gewerbe wurde zwar hart getroffen: Die Zahl der Arbeitsplätze ging im Vergleich zum Februar um durchschnittlich 11% Prozent zurück. Für den Dienstleistungssektor sei das Bild jedoch noch düsterer: Hier betrug der Rückgang in denselben zwei Monaten mehr als 16%. Sektoren wie Freizeit und Gastgewerbe sind von den Schutzmassnahmen (etwa Kontaktbeschränkungen) am stärksten betroffen, wie das DWS "Chart of the Week" zeigt. Im Mode-Einzelhandel ging die Beschäftigung gar um 59, und im Tagestourismus um fast 70% zurück.
Eine weitere unschöne Zahl sei der durchschnittliche Stundenlohn, der im April um 4,7% gestiegen ist. Gemäss DWS klingt das zwar gut, sei aber schlecht. Denn dieser Anstieg beruhe nicht etwa auf Lohnerhöhungen jener Arbeiter, die ihren Job behalten haben, sondern komme von Geringverdienern, die ihren Job verloren haben. Entfallen sie aus der Statistik, erhöht sich automatisch der Durchschnittswert des Stundenlohns. Die meisten dieser Niedrigverdiener arbeiten wiederum im Dienstleistungssektor. Der wirtschaftliche Schock trifft den ärmeren und weniger geschützten Teil der Gesellschaft somit am stärksten, kommentiert DWS.
Es sei fragwürdig, ob die eilig in den Staaten verabschiedeten Programme zur direkten Unterstützung von kleineren Unternehmen und Haushalten oder eine Variante der etablierten europäischen Modelle, welche einen stärkeren Fokus auf Arbeitsplatzerhaltung legen, letztlich zielführender seien. Dies könnte Gegenstand akademischer Debatten in einigen Jahren werden.