20.12.2024, 14:24 Uhr
Das neue Diätmittel CagriSema von Novo Nordisk ist zwar besser als das alte Mittel, aber nicht besser als die Konkurrenz. Das führt zu einem Kurssturz weil mehr erwartet worden war.
David Wickham, Global Head of Quantitative Investment Solutions bei Aberdeen Standard Investments, erklärt, warum der Smart-Beta-Ansatz bei den hauseigenen Multi-Faktor-Aktienindizes ein diversifiziertes, effizientes und relativ kostengünstiges Konzept ist, um auf Faktoren zuzugreifen, die sich empirisch besser entwickelt haben als der Markt.
Aberdeen Standard Investments hat kürzlich eine Reihe von SMARTER Beta Multi-Faktor-Aktienindizes eingeführt. Warum eine eigene Indexreihe?
David Wickham: Das Segment für Smart Beta wird von Ansätzen externer Indexanbieter dominiert. Deshalb haben wir uns entschieden, unsere exklusiven SMARTER Beta Multi-Faktor-Aktienindizes einzuführen. So können wir die Vorteile eines firmeneigenen Smart(er)-Beta-Ansatzes demonstrieren, der aktive Massnahmen für eine bessere Differenzierung und für eine potenziell höhere risikobereinigte Überschussrendite einbindet. Unsere Multi-Faktor-Indizes basieren auf unserem eigenen Anlagealgorithmus.
Gibt es nicht genügend spezialisierte Indexanbieter?
Die meisten anderen Smart-Beta-Indizes greifen auf geistiges Eigentum Dritter zurück, also auf Analysen und Daten von MSCI oder FTSE. Im Gegensatz zu unseren wurden solche Ansätze nicht entwickelt, um Vermögenswerte Dritter zu verwalten. Durch unsere aktiven Massnahmen entsteht ein Indexportfolio aus gebündelten «besten Ideen» mit einem hohen Grad an Differenzierung von konkurrierenden Ansätzen wie auch dem Marktkapitalisierungs-Ansatz, wodurch teure und überlaufene Trades vermieden werden. Unser proprietärer Ansatz verhindert ausserdem Front-Running seitens versierter Marktteilnehmer und verzichtet auf Indexgebühren beides Kostenfaktoren, welche die Erträge unserer Kunden schmälern würden.
Welche proprietären Merkmale haben die SMARTER Beta-Indizes?
Unsere Indizes sind, wie der Name schon sagt, so konzipiert, dass sie smarter sind als andere Indizes: Sie sind stark konzentriert, da wir weltweit nur in 150 Aktien anlegen. Auf Basis einer Wettbewerbsanalyse sind sie so gestaltet, dass sie sich unterscheiden, indem sie einen sehr hohen aktiven Anteil aufweisen und dadurch Front-Running vermeiden. Wir haben uns für einen Multi-Faktor-Ansatz entschieden, da wir überzeugt sind, dass dieser einem Einzelfaktoransatz überlegen ist und zudem beim Bottom-up-Aufbau eines Portfolios eine grössere Effizienz ermöglicht. Wir streichen die Prämie des Multi-Faktor-Ansatzes konsequent ein und führen monatlich für bis zu 5% des Portfolios eine Neugewichtung durch, damit die angestrebten Faktor-Engagements erhalten bleiben. Darüber hinaus haben wir ESG-Kriterien, die von einigen unserer Mitbewerber immer noch ignoriert werden, vollständig in unseren Ansatz integriert. Dank all dieser Charakteristika sind wir in der Lage, "Marktlärm" herauszufiltern und unseren Kunden höhere Renditen zu bieten.
Lassen sich die Vorteile dieser Indizes im Vergleich zu anderen Indizes in Basispunkten ausdrücken?
Jede einzelne der sieben smarteren und differenzierenden Charakteristika unseres proprietären Ansatzes trägt dazu bei, unsere angestrebte Überrendite zu erreichen. Unser Ziel ist es, einen vergleichbaren nach Marktkapitalisierung gewichteten Aktienindex mittel- bis langfristig um 200 bis 400 Basispunkte zu übertreffen. Wie die meisten faktorbasierten Anlagestrategien funktioniert auch der «Smarter Beta»-Ansatz tendenziell besser, wenn er auf ein grosses Anfangsuniversum unterschiedlicher Aktien angewendet wird. So können die niedrigen oder sogar negativen Faktorkorrelationen sowie etwaige Störfaktoren am Markt bestmöglich ausgenutzt werden.
Welche Faktoren nutzen Sie aus welchen Gründen?
Wir nutzen fünf Faktorprämien: Value, Quality, Momentum, Small Size und Low Volatility. Insgesamt haben wir acht Indexreihen aufgelegt. Berücksichtigt man die verschiedenen Währungsklassen, so sind es über 100 Indizes, mit denen wir den unterschiedlichen Bedürfnissen und Anforderungen der Anleger Rechnung tragen möchten. So bietet beispielsweise die Flaggschiff-Indexreihe Diversified Multifactor eine «Set and Forget»-Faktorallokation und eignet sich gut für Pensionsfonds, die eine optimale Smart-Beta-Allokation anstreben. High Income Multifactor kommt dagegen für Privatbanken und Retail-Anleger infrage, die an hohen Dividendenrenditen interessiert sind. ESG Multifactor richtet sich an verantwortungsbewusste Anleger, die sich bei Unternehmen engagieren möchten, die gemessen an ESG-Kriterien gut abschneiden. Der Low Volatility Multifactor eignet sich für Versicherungsunternehmen, die Risikominderung und Kapitalschutz anstreben. Die Multi-Faktor-Varianten von Einzelfaktorangeboten, wie Momentum Multifactor, sind konzipiert für Multi-Asset-Anleger, die auf der Suche nach Einzelbausteinen für Faktor-Portfolios sind oder bereits bestehende Faktor-Engagements in ihren Portfolios ausbauen möchten.
Worauf basiert der Anlagealgorithmus?
Unser Anlagealgorithmus besteht aus einer Reihe von einzelnen Bausteinen, die wir an die Bedürfnisse unserer Kunden anpassen können. Es gibt jedoch immer eine Gemeinsamkeit: Alles, was wir tun, ist multi-faktoriell, auch wenn wir uns auf Kundenwunsch besonders auf einen einzigen Faktor konzentrieren. In diesem Fall würden wir zwar einen klaren Schwerpunkt auf diesen Faktor legen, die anderen Faktoren fänden aber ebenfalls Berücksichtigung. Dies liegt an unserer festen Überzeugung, dass ein Multi-Faktor-Ansatz einem Single-Faktor-Anlageansatz überlegen ist.
Nicht alle Faktoren funktionieren im gegenwärtigen Marktumfeld gleich gut. Wie sollten sich Anleger heute positionieren, und warum raten Sie dazu?
Faktoren sind de facto zyklischer Natur. Sie entwickeln sich nicht immer besser als der Markt und können sich seitwärts bewegen oder kurzfristig eine unterdurchschnittliche Performance aufweisen, wie beispielsweise der Value-Faktor in jüngster Zeit. Dagegen wurden Anleger, die mit dem Strom schwimmen, belohnt. So hat der Momentum-Faktor in diesem und im letzten Jahr besonders gut abgeschnitten. Langfristig führt jedoch ein diversifiziertes Exposure über die von uns verwendeten fünf Faktorprämien hinweg zu deutlich kürzeren Verluststrecken und überdurchschnittlichen risikoadjustierten Renditen. Smarter Beta ist somit ein diversifiziertes, effizientes und relativ kostengünstiges Konzept, um auf Faktoren zuzugreifen, die sich empirisch besser entwickelt haben als der Markt.
Sind Ihre Strategien auch für einzelne Märkte wie beispielsweise europäische oder Schweizer Aktien verfügbar?
Derzeit nutzen wir unseren Algorithmus auf globaler und auf regionaler Ebene, allerdings nicht für jedes einzelne Land. Also, ja, unser Multi-Faktor-Aktienindex Smarter Beta ist für Europa verfügbar, aber nein, für die Schweiz existiert noch kein Standardindex. Unser Algorithmus würde dies aber natürlich zulassen, und bei entsprechendem Bedarf auf Kundenseite würden wir unser Angebot sehr gerne erweitern. Sinn und Zweck der Indizes ist es, die Performance unseres Multi-Faktor-Aktienansatzes öffentlich transparent zu machen. Einer Anwendung des Ansatzes auf andere Märkte wie zum Beispiel die Schweiz steht jedoch nichts im Wege.
Welche ESG-Methoden kommen bei Aberdeen Standard Investments zum Einsatz? Und warum?
Als Standard verwenden wir ESG-Kriterien, um die «Schlimmsten der Schlimmen» aus unserem Anlageuniversum auszuschliessen. Im Peer-Gruppen-Vergleich bedeutet dies, dass wir sämtliche Unternehmen ausschliessen, welche der Kategorie 5 der Ratingagentur Sustainlytics zugeordnet werden. Darüber hinaus sind alle Unternehmen, die an der Herstellung umstrittener Waffen wie Landminen, Streumunition, Chemiewaffen usw. beteiligt sind, ausgeschlossen. Dieser Standard gilt für unsere gesamte Smarter Beta-Indexfamilie. Kunden, die einen spezifischen Index zur Optimierung der ESG-Qualität suchen, bieten wir einen besonderen ESG-Multi-Faktor-Algorithmus, der einen 120% höheren ESG-Score erzielt als der nach Marktkapitalisierung gewichtete Index. Zusätzlich können wir auch problemlos weitere Ausschlusskriterien wie Alkohol, Tabak oder andere anwenden.
Bietet die ESG-Integration neben dem ideellen Wert auch einen messbaren Performance-Vorteil?
Durchaus, allerdings muss die Integration so erfolgen, dass sich ein Mehrwert ergibt. Wir haben mittels unserer ESG-Inside-Methode ein umfangreiches Backtesting vorgenommen und können belegen, dass unser Ansatz Alpha generiert.
Planen Sie, ETFs auf der Grundlage ihrer SMARTER Beta-Indizes anzubieten?
Ja, Aberdeen Standard Investments ist seit diesem Jahr durch den Erwerb der US-Aktivitäten von ETF Securities im ETF-Bereich präsent. Wir beabsichtigen, diese Plattform zu nutzen, um künftig SMARTER Beta Multi-Faktor-ETFs aufzulegen.