22.11.2024, 10:49 Uhr
Der neue Fonds soll laut Mitteilung die steigende Nachfrage nach nachhaltig bewirtschafteten Waldgebieten bedienen. Das erste Closing war mit 130 Millionen Dollar erfolgreich.
Technologiewerte erlebten im Jahr 2020 einen besonderen Höhenflug. Jetzt stagnieren vor allem Softwarewerte bereits seit Monaten. Innerhalb des Technologiesektors sind, wenn überhaupt, zyklische Halbleiteraktien gefragt – oder jüngst klassische Aktien. Diese profitierten von der Rückkehr zu einem normaleren Leben, meint Hagen Ernst von DJE Kapital.
"Der Software-Sektor ist jedoch keineswegs out: Es dürften sich wieder Gelegenheiten bieten - zunächst selektiv. Vor allem im Bereich Sicherheit ist das Wachstumspotenzial hoch. Der Grund: Die Bedrohung durch Cyberattacken wird immer gefährlicher und kostspieliger. Investitionen in die Verbesserung der Sicherheit haben daher oberste Priorität", betont Hagen Ernst, stellvertretender Leiter Research & Portfoliomanagement bei der DJE Kapital. Gemäss dem US-IT-Marktforscher Gartner wuchs das Segment Sicherheitssoftware um gut 10% – und soll auch zukünftig in dieser Grössenordnung wachsen. Am schnellsten wachsen aktuell Sicherheitslösungen rund um die Cloud und das "Zero Trust»-Modell.
"Dieses Modell zielt darauf ab, das Risiko für Firmennetze und -anwendungen zu minimieren und nebst externen Bedrohungen auch interne Gefahrenpotenziale auszuschliessen. Bei Zero Trust wird keinem Akteur von vornherein vertraut, der Zugang zu Ressourcen oder Diensten im Netzwerk will. Jeder Zugriff wird individuell authentifiziert und der Datenverkehr grundsätzlich verschlüsselt", erklärt Ernst.
Führende Anbieter von Zero Trust-Sicherheitsarchitektur für Cloudanwendungen sind Cloudflare und Palo Alto. Cloudflare ist zwischen 2016 und 2020 jährlich im Durchschnitt um 50% gewachsen. Allerdings sollte angesichts des hohen Umsatzmultiples auch bereits ein Grossteil des Potenzials eingepreist sein, so der Experte. Palo Alto dagegen erwirtschaftet noch einen Grossteil seines Umsatzes im "klassischen» Firewall-Geschäft, das nicht mehr so stark wächst. Der Anteil an Sicherheitssoftware für das Cloud-Computing soll sich zwar laut Unternehmensprognose in diesem Jahr verdoppeln, macht aber auch dann erst 15% vom Umsatz aus.
Auch klassische Netzwerkausrüster wie Cisco drängen unter anderem dank zahlreicher Zukäufe stärker in das lukrative Geschäft rund um Sicherheitssoftware. Der Security-Bereich macht jedoch weniger als 10% des Umsatzes aus und wächst zudem nur leicht unterproportional zum Markt. "Eine möglicherweise wieder etwas bessere Kursentwicklung dürfte primär davon abhängen, ob sich der Unternehmenskundenbereich erholt, sollten Arbeitnehmer nach Corona wieder vermehrt in Büros arbeiten", sagt Ernst.
Ganz oben auf der Agenda sind Softwarelösungen rund um Big Data und künstliche Intelligenz. Dank dem Internet der Dinge (IOT) werden Datenerhebungen immer umfangreicher und können durch künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen immer besser verarbeitet werden. Ernst nennt hier klassische Unternehmens-Softwareanbieter wie SAP oder Oracle, Twilio als Anbieter einer Cloud-Kommunikationsplattform für so gut wie alle Nachrichtenkanäle wie z.B. WhatsApp, Email, SMS oder Instagram und auch zunehmend Cloudanbieter wie Microsoft Azure, Amazon AWS oder Google GCP.
"Neben Daten sind Kundenbeziehungen ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Daher ist auch das Wachstum bei Softwarelösungen rund um Kundenbeziehungen weiter hoch", hält Ernst weiter fest. Der Markt sei hier sehr fragmentiert. Salesforce konnte jedoch seine Marktanteile in den letzten Jahren kontinuierlich auf mittlerweile 18% steigern, ist allerdings nach der recht teuren Übernahme von Slack sowie einer etwas nachlassenden Wachstumsdynamik bei Investoren in Ungnade gefallen. Gut entwickelt sich die CRM-Softwarelösung Microsoft Dynamics, deren Marktanteil aktuell bei 4% liegt und die vor allem bei kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) stark nachgefragt wird. Dynamics hat innerhalb des Microsoft-Konzerns zwar nur eine geringe Bedeutung, ist aber nach Ansicht des Experten gut positioniert. Das gelte auch für Hubspot, einen Anbieter für CRM-Lösungen für KMUs. Margen und Umsatz seien hier aber noch ausbaufähig.
Wie Ernst weiter ausführt, gibt es neben den grossen Themen wie IT-Sicherheit, CRM oder ERP eine Reihe von aussichtsreichen Nischen: Dank immer höherer Rechnerleistungen kam es auf dem Gebiet der Conversational AI zum Durchbruch. Damit übernehmen heute immer mehr computergestützte Programme die Kommunikation mit Kunden: Menschen in Call Centern dürften schon bald der Vergangenheit angehören. Conversational AI ist aktuell einer der vielversprechendsten und am schnellsten wachsenden Segmente innerhalb des Softwaresektors. Marktforschungsinstitute schätzen das Marktpotenzial auf mindestens 60 Mrd. USD. Gut positioniert ist hier Twilio.
Auf dem Vormarsch sind auch sogenannte ChatBots, die mittels künstlicher Intelligenz einen Grossteil der Kundenkommunikation übernehmen können. Hier gibt es Nischenplayer wie Five9 oder Liveperson. Projekte dieser Anbieter zeigen im Schnitt eine um 20% bessere Kundenzufriedenheit und sparen einen Viertel der Kosten ein. Anwendung finden ChatBots vermehrt bei Fluggesellschaften, Hotels oder Telekomanbietern, aber auch im Gesundheitswesen und in der öffentlichen Verwaltung. "Aktuell ist noch viel manuelles Training erforderlich bevor sie eingesetzt werden können. Die Algorithmen werden jedoch immer besser", sagt Ernst. Laut Liveperson sind bereits 50% der ChatBots autonom, können sich also ohne manuelles Training in Sachverhalte einarbeiten. Angesichts des enormen Wachstumspotenzials sind die Umsätze für Conversational AI besonders hoch. Dementsprechend stark war die Kurskorrektur im jüngsten Ausverkauf von Technologiewerten.
Eine starke Corona-getriebene Nachfrage erlebte auch Software für Fernsteuerung und -Wartung. Die Reiserestriktionen im Lockdown beschleunigten die Entwicklung von Software-Lösungen, mit deren Hilfe sich Techniker auf Maschinen aufschalten und aus der Ferne warten können. Ein Nischenanbieter für Remote-Control-Lösungen ist Teamviewer. Dessen Kunden sind zwar immer noch vor allem private Anwender, jedoch spricht die Firma immer stärker Unternehmenskunden an. Das verspricht lukrativere Margen. Die Aktie ist jedoch nach Bekanntgabe teurer Werbeverträge stärker unter Druck geraten. Ein führender Anbieter für IT-Remote-Control ist ServiceNow. Das Unternehmen ist einer der wachstumsstärksten, grösseren Softwarehersteller, allerdings sei das Umsatzmultiple trotz der jüngsten Korrektur noch recht hoch, so Ernst
Ein hohes Marktpotenzial haben auch Softwarelösungen rund um das Thema Gesundheit. Dank Sensoren, IOT und künstlicher Intelligenz ist mittlerweile ein Monitoring der wichtigsten Vitalfunktionen möglich. Teilgebiete wie Medizininformatik oder Fernheilkunde entwickeln sich rasant. Vor allem Apple mit dem IOS-Betriebssystem und Tracking, also der Nachverfolgung medizinischer Daten über das Smartphone oder die smarte Uhr, ist hier führend.
Software dringe auch immer stärker in andere Sektoren ein, zum Beispiel in das Bauwesen, stellt Ernst weiter fest. Grossprojekte werden immer komplexer. Um derartige Risiken zu minimieren, sei die Gebäudedaten-Modellierung heute nicht mehr wegzudenken. Solch eine vernetzte Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden und anderen Bauwerken mithilfe von Software könne helfen, Planungsfehler frühzeitig zu erkennen. Gut positioniert seien hier Autodesk oder die deutsche Nemetschek.
Die Kennzahlen bzw. Umsatzmultiples der stark wachsenden Softwareunternehmen sind sehr hoch. Daher ist es laut Ernst eine Überlegung wert, in etablierte, aber eher wachstumsschwächere Softwareunternehmen zu investieren. Im Gegensatz zu US-Softwareanbietern seien ihre europäischen Pendants deutlich weniger gestiegen. Unternehmen wie SAP wachsen zwar nur hoch einstellig – eine gut funktionierende Unternehmenssoftware von SAP oder auch Oracle ist jedoch die Basis der digitalen Transformation. Der SAP-CEO Klein will die Migration in die Cloud noch stärker vorantreiben. "Dies führt kurzfristig zwar annähernd zu Nullwachstum in den nächsten zwei Jahren, sollte sich jedoch langfristig auszahlen", meint Ernst.