Tektonische Verschiebungen im Energiemarkt

Die Energiewende führt zu sinkenden Ölpreisen und höherem Stromverbrauch (Bild: Shutterstock/ Golden Dayz)
Die Energiewende führt zu sinkenden Ölpreisen und höherem Stromverbrauch (Bild: Shutterstock/ Golden Dayz)

Die Energiewende hinterlässt ihre Spuren: Fallende Ölpreise entlasten Verbraucher und europäische Industrie, während die KI-Revolution und instabile Stromnetze die Energiewende vor massive Herausforderungen stellen.

15.12.2025, 09:46 Uhr
Rohstoffe

Redaktion: asc

Der Ölpreis kennt derzeit nur eine Richtung: nach unten. Mit rund 60 US-Dollar pro Barrel notiert amerikanisches Rohöl (WTI) seit Jahresbeginn 17 Prozent im Minus – Schlusslicht unter allen Anlageklassen. Die Internationale Energieagentur prognostiziert für 2026 einen Angebotsüberschuss von 4,1 Millionen Barrel pro Tag. Angesichts dieser Marktlage fehle laut Pierre Pincemaille von DNCA Investments den US-Produzenten jeder Anreiz, dem präsidialen Mantra «drill baby drill» zu folgen.

Sinkende Energiepreise entlasten Haushalte

Für Europa als Nettoimporteur sind die sinkenden Energiepreise eine willkommene Nachricht. Die Kaufkraft der Haushalte steigt, die Energiekosten der Industrie sinken, und der dämpfende Effekt auf die Inflation im Euroraum ist spürbar. In den USA ist laut Pincemaille das Bild komplexer: Das Land exportiert mittlerweile erhebliche Mengen an Öl und Gas.

KI verändert die Energielandschaft

Zur gleichen Zeit verändert die künstliche Intelligenz die Energielandschaft fundamental. Laut dem US-Lobbyverband Nema wird der Stromverbrauch von KI-Rechenzentren bis 2030 dem Zwanzigfachen des heutigen Bedarfs von New York City entsprechen. Das veraltete amerikanische Stromnetz steht vor gewaltigen Investitionen. Die US-Tochter von Iberdrola beantragte im Bundesstaat New York bereits eine Strompreiserhöhung um 23 Prozent.

Netzstabilität als kritischer Punkt

Auch in Europa ist spätestens seit dem jüngsten Blackout in Spanien und Portugal die Achillesferse der Energiewende offenbart: die Netzstabilität. Der spanische Netzbetreiber Red Eléctrica warnt vor weiteren grossflächigen Stromausfällen und fordert dringend geänderte Betriebsverfahren. Seit dem Vorfall setzt der Betreiber systematisch Gasturbinen zur Stabilisierung ein – das ist laut Pierre Pincemaille von DNCA ein Rückgriff auf fossile Technologien, der die Komplexität der Transformation verdeutlicht.

Parallel dazu zeichnet sich bei Uran ein strukturelles Defizit ab. Bereits 2024 überstieg die Nachfrage das Angebot um 12 Prozent. Bis 2040 soll der Bedarf auf 150 Kilotonnen steigen – bei einer Vorlaufzeit von mindestens zehn Jahren zwischen Entdeckung und Produktionsbeginn neuer Minen, so der Analyst weiter.

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