23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Die japanische Wirtschaft erholt sich weiter und das reale BIP wächst. Head of Japanese Equities bei SYZ Asset Management, Joël Le Saux, analysiert die Wirtschaftslage in Japan.
Der japanische Arbeitsmarkt ist angespannt: Die Arbeitslosenquote liegt bei 2,7%. Auf jeden Bewerber entfallen 1,6 offene Stellen, die beste Zahl der letzten 40 Jahre. Die Zahl der Japaner im erwerbsfähigen Alter schrumpft, weshalb immer mehr Frauen und Senioren eine Arbeit aufnehmen. Zudem stiegen die Stundenlöhne für Teilzeitjobs dank des strukturellen Missverhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage jährlich um etwa 2%. Die Gesamtvergütung hat ein 25-Jahres-Hoch erreicht und die Nachfrage nach Vollzeitkräften ist stärker als nach Teilzeitkräften.
Die privaten Investitionen im Inland liegen zwar immer noch unter dem Niveau vor der globalen Finanzkrise. Doch die Unternehmen investieren auch im Ausland, geben Geld für Forschung und Entwicklung aus und verfolgen Fusionen und Übernahmen, um ihre überschüssige Liquidität sinnvoll einzusetzen.
Geldpolitik: Deflation bald überwunden
Wenn der Inflationstrend andauert, dürfe die Regierung Mitte 2018 erklären, dass die Deflation überwunden ist. In einem solchen Szenario würde die Bank of Japan (BoJ) ein Ende der geldpolitischen Lockerung anstreben. Le Saux rechnet zuerst mit der Beendigung der Negativzinspolitik und einer Anhebung des Zielsatzes im Rahmen der Renditekurvensteuerung eine Einschätzung die zunehmend zum Marktkonsens wird. Ersteres hätte zwar begrenzte Auswirkungen auf inländische Finanzinstitutionen. Doch ein gleichzeitiger Anstieg der Renditen fünf- und zehnjähriger japanischer Staatsanleihen würde bedeutende positive Auswirkungen auf inländische Banken haben. Einen mittelfristig schwächeren Yen hält Le Saux für eher unwahrscheinlich.
Aktienmarkt: Kennzahlen auf Höchstständen
Der Topix Net Total Return legte 2017 zum sechsten Mal in Folge zu. Der Markt notiert höher als im Januar 1989, dem Jahr der Thronbesteigung von Kaiser Akihito.
Die Fundamentaldaten seien ausgezeichnet. Grundsätzlich kämen alle Unternehmen gut voran, doch in den Sektoren IT, Grundstoffe und Industrie waren die Gewinne in letzter Zeit besonders erfreulich, da sie vom starken Konjunkturzyklus in China und der Weltwirtschaft profitieren, erklärt Le Saux. Die Analysten korrigierten entsprechend ihre Gewinneinschätzungen für die nächsten zwölf Monate nach oben.
Die Bewertungen im TOPIX sind aufgrund der guten Entwicklung auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15 auf Basis der erwarteten Gewinne der nächsten zwölf Monate gestiegen. Das Kurs-Buch-Verhältnis (KBV) liegt mit 1,45 ebenfalls auf dem höchsten Stand seit einem Jahrzehnt. Diese Kennzahlen seien durchaus angemessen, da die Eigenkapitalrendite immer noch unter 10% liege, meint Le Saux.
Der Markt liebt die Zykliker
Die Bewertungsdifferenzen der vier grössten Branchen ist extrem, da die zyklischen Bereiche Maschinenbau und Elektronikbauteile mit 12-Monats-Forward-KGV von 20 bzw. 21 notieren, während die KGV für Banken und Automobilunternehmen bei 11,4 bzw. 10,5 liegen. Im Augenblick liebe der Markt die Zykliker, sagt Le Saux.
Angesichts dieser Marktlage sei es riskant, den richtigen Zeitpunkt für eine Rotation zwischen Anlagestilen und Marktkapitalisierungen abzupassen. Stattdessen solle man sich auf Unternehmen konzentrieren, die mit einem Abschlag zu ihrem fairen Wert verkauft werden, statt der Gewinndynamik nachzujagen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Mid Caps und Large/Mega Caps sei angesichts der zwölfjährigen Rally und der hohen Bewertungen der Ersteren ebenfalls ratsam, analysiert Le Saux.