23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft in arge Mitleidenschaft gezogen. Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank, blickt in seinem Standpunkt hinter die Frage, wie schnell und wie markant die Erholung nach der Krise ausfallen wird.
Wochenlang befand sich die Welt im Verteidigungsmodus. Mittels drastischer Massnahmen wie Geschäfts- und Schulschliessungen oder Veranstaltungsverboten wird versucht, die weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Oder ihr zumindest die Spitze zu brechen, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Eben dieses Gesundheitswesen baute seine Kapazitäten an Intensivpflegebetten und Beatmungsgeräten massiv aus, um den Ansturm infizierter Patienten zu bewältigen. Und last but not least bekämpfen Regierungen und Notenbanken mit allen Mitteln die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise. Nun gehen vielerorts die Neuansteckungen zurück und es wurde mit der Lockerung der Massnahmen begonnen. Es sind erste Schritte zurück zur Normalität. Damit verbunden ist viel Hoffnung auf eine rasche und substanzielle konjunkturelle Erholung.
"V, U oder L? Dahinter steckt die Frage, wie schnell und wie markant die Erholung ausfallen wird. V steht für einen raschen Aufschwung nach dem heftigen Einbruch, den wir gerade erleben. Unter der Annahme, dass der konjunkturelle Tiefpunkt im 2. Quartal erreicht wird, wird das Wachstum im 3. Quartal tatsächlich substanziell ausfallen und in einer Grafik als V erkennbar sein", erklärt Thomas Heller, Chief Investment Officer (CIO) und Leiter Research bei der Schwyzer Kantonalbank. Allerdings werde es beispielsweise in der Schweiz - im optimistischeren Szenario des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) - bis Ende 2021 dauern, bis das Bruttoinlandsprodukt wieder das Vorkrisenniveau erreicht. "Fraglich, ob das noch als V-förmige Erholung durchgeht oder nicht vielmehr bereits an ein U erinnert", meint der CIO.
In anderthalb Jahren vom Tiefpunkt zurück zum alten Höhepunkt - im positiven, aber nicht unmöglichen Szenario. Ähnlich lange hatte es nach der Finanzkrise gedauert. Im negativen Fall könnte der Erholungsprozess allerdings auch mehrere Jahre anhalten. "Der Einbruch und die langsame Erholung nähmen dann eine L-Form an", erläutert Heller weiter. Angesichts der Vehemenz, mit der sich Geld- und Fiskalpolitik gegen die Krise stemmen, bestehe berechtigte Hoffnung, dass es schneller gehe.
"Wir erleben nun mit den Lockerungen eine Spielverlagerung aus dem eingangs erwähnten Verteidigungsmodus in die Offensive, in Richtung Normalität. Die Aktienmärkte haben diese Entwicklung vorweggenommen. Um nicht in einen Konter zu laufen, das heisst in eine zweite Ansteckungswelle, wird – ja muss – das Umschaltspiel vorsichtig aufgebaut werden. Sonst droht ein weiterer Buchstabe ins Spiel zu kommen – das W. Dann erleben Konjunktur und Märkte nach der raschen Erholung einen erneuten Rückschlag von unbestimmter Dauer. Es ist zu hoffen, dass uns das erspart bleibt", betont Thomas Heller.