23.12.2024, 08:37 Uhr
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China und die USA bestrafen sich gegenseitig mit Zusatzzöllen. Aneeka Gupta, Associate Director, Research, bei WisdomTree erklärt, was für Kollateralschäden dadurch sowohl in China als auch in den USA entstehen könnten. Denn: China nimmt den USA über die Hälfte der Sojabohnenernte ab.
China ist der weltweit grösste Importeur und Amerikas grösster Abnehmer von Sojabohnen. Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und steigende Einkommen haben den Weg für einen stetigen Anstieg der chinesischen Sojaimporte in den letzten Jahrzehnten geebnet. Im vergangenen Jahr importierte China 57 % der US-Sojabohnen, was einem Drittel der weltweiten Lieferungen entspricht.
Auf das Inkrafttreten der US-Importzölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Mrd. US-Dollar am 6. Juli 2018 hat China mit der Einführung eines Importzolls von 25 % auf US-Sojabohnen reagiert. Der Handelskrieg hat sich verschärft, nachdem die Trump-Administration sagte, sie würde 10 % Zoll auf zusätzliche chinesische Importe im Wert von 200 Mrd. US-Dollar erheben. Dieser nach dem Muster "Wie du mir, so ich dir" geführte Handelskrieg habe sich spürbar auf den Sojamarkt ausgewirkt, kommentiert Aneeka Gupta. Nicht nur, dass die Sojapreise seit Anfang Juni dieses Jahres um 15 % gesunken seien, auch der Preisunterschied zwischen den Sojabohnen aus den USA und denen aus Brasilien habe sich auf ein Fünfjahreshoch (70 US-Dollar pro Tonne) ausgeweitet.
China will Abhängigkeit von USA verringern
Das chinesische Landwirtschaftsministerium hat seine Prognose für Sojaimporte im Erntejahr 2018/19 (das am 1. Oktober beginnt) gegenüber dem Vormonat um 2 % auf 94 Millionen Tonnen gesenkt. Der Direktor der China National Cereals, Oils and Foodstuffs Corporation (COFCO), der für Getreideimporte zuständigen Behörde, sagte, China beabsichtige, mehr Sojabohnen aus anderen Ländern zu importieren, um seine Abhängigkeit von den USA zu verringern. Dies als Reaktion auf die Strafzölle der USA. Gupta glaubt, dass China kurzfristig mehr Sojabohnen aus Lateinamerika importieren dürfte, was in Anbetracht des Preisgefälles zum Nachteil Chinas wäre, da es Soja zu einem höheren Preis kaufen würde. Dies wiederum würde die Futtermittel-Kosten für die chinesischen Landwirte in die Höhe treiben und möglicherweise die Einzelhandelspreise für Lebensmittel erhöhen, was die Inflation anheizen würde. Es ist nach wie vor unwahrscheinlich, dass China in der Lage sein wird, die gesamte Menge seiner US-Importe durch andere grosse Exporteure wie Brasilien und Argentinien kompensieren zu können.
Vor wenigen Tagen revidierte auch das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) seine bisherige, vom Juni stammende Schätzung der chinesischen Sojaimporte 2018/19 und reduzierte die erwartete Menge um 8 Mio. Tonnen auf 95 Mio. Tonnen. Auch die Erwartungen an die US-Exporte im Erntejahr 2018/19 wurden um 6,8 Mio. Tonnen heruntergeschraubt, was am Ende des Erntejahres zu einem Anstieg der US Sojabohnenbestände um 5,3 Mio. auf 15,8 Mio. Tonnen führen würde. Damit dürfte das bisherige Rekordniveau aus dem Erntejahr 2006/07 übertroffen werden, glaubt die Experten. Dies entspräche den Schätzungen des chinesischen Landwirtschaftsministeriums. Gupta meint abschliesssend, dass sofern in den aktuellen Handelsstreitigkeiten keine Lösung ausgehandelt werde, mit weiterem Druck auf die US-Sojapreise zu rechnen sei.