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Setzen japanische Aktien 2017 zum Höhenflug an?

Jesper Koll, Chef von WisdomTree Japan.
Jesper Koll, Chef von WisdomTree Japan.

Seit den US-Wahlen erzielen japanische Aktien beste Ergebnisse. Gemäss Jesper Koll, Chef von WisdomTree Japan, könnte 2017 ein gutes Jahr für diese Anlageklasse werden.

13.12.2016, 10:09 Uhr

Redaktion: jaz

"Great again" hat der Trump-Sieg japanische Aktien gemacht: Seit dem 8. November erzielen sie auf einem Grossteil der globalen Märkte beste Ergebnisse; dabei stieg der TOPIX um bis zu 7,2 %, während sich der S&P 500 um 3 % erhöhte. Nach Auffassung von Jesper Koll, Chef von WisdomTree Japan, stellt die jüngste Performance Japans indes keine einmalige Anpassung dar, sondern hat das Potenzial, sich in den kommenden 12 bis 18 Monaten zu einem wahren Höhenflug zu entwickeln. In den kommenden Wochen bietet jede Konsolidierung nach dem jüngsten kräftigen Anstieg Dollar-Investoren eine gute Gelegenheit, eine umfangreiche Investition in japanische Aktien erneut in Erwägung zu ziehen, um die positive Dynamik zu nutzen.

Der Höhenflug nach den Wahlen hat deutlich gezeigt, dass japanische Aktien zu den Wertpapieren gehören, die von steigenden US-Zinsen, einem Szenario mit starkem US-Dollar und schwachem Yen sowie einer Rotation heraus aus Aktien mit geringer Volatilität hin zu zyklischen Werten und Wachstumsengagements am meisten profitieren. Doch nicht allein diese globale makroökonomische Wendung treibt die japanischen Aktien in die Höhe. Japan verfügt – anders als Europa – über endogene Kräfte, die eine bullische Haltung gegenüber Risikoaktiva, Aktien und Immobilien befördern.

Diese Kräfte sind folgende:

  • Die Gewinndynamik der Unternehmen wird in den kommenden drei Monaten mit grosser Wahrscheinlichkeit eine positive Wende vollziehen, weil die Zielsetzungen für das inländische wie auch das globale Umsatzwachstum derzeit zu konservativ sind. Ausserdem budgetieren die Exporteure mit einem US-Dollar/Yen-Kurs von 103 JPY und mit jeder Abwertung um 5 Yen steigen die Gewinne um rund vier Prozentpunkte. Mit anderen Worten: Statt wie für das im März 2017 endende Geschäftsjahr prognostiziert um 2 % zurückzugehen, dürften die Gewinne im laufenden Geschäftsjahr um rund 5 % steigen. Im darauffolgenden Geschäftsjahr sind voraussichtlich sogar 15 % zu erwarten unter Zugrundelegung eines globalen Wachstums von 2,5 % und einem US-Dollar/Yen-Kurs von 110 JPY.
  • Die Bank of Japan (BoJ) versucht aktiv, den Yen zu schwächen. Konkret hat sie sich vorgegeben, die Zinsen für japanische Staatsanleihen (JGBs) mit zehnjähriger Laufzeit bei null Prozent zu halten, d. h. Japan könnte unter den entwickelten Ländern das Land mit der flachsten Zinskurve sein, was wiederum auf eine Schwächung des Yen hindeutet. Die BoJ wird diese Nullzinspolitik voraussichtlich solange fortführen, bis die Inflation die angestrebte 2-Prozent-Marke überschreitet. Sprich: Der Nullzins wird mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens bis zum Sommer 2018 andauern. Die Desynchronisation zwischen steigenden US-Zinsen und auf Null festgesetzten japanischen Zinsen deutet nach Ansicht von Koll darauf hin, dass der Kurs des Yen gegenüber dem US-Dollar weit unter die 125er-Marke aus dem letzten Jahr sinkt.
  • Umschichtungen im Inlandsportfolio werden voraussichtlich zunehmen. Da die Festlegung des Nullzinses durch die BoJ an Glaubwürdigkeit gewinnt, wird den inländischen Versicherungs- und Anleihefonds vermutlich nichts anderes übrig bleiben, als ihre Aktienallokationen zu erhöhen. 2016 kam es zu einer ersten Verlagerung weg von Anleihen hin zu nicht in Yen begebenen Wertpapieren. 2017 werden inländische Aktien in Japan die bevorzugte Anlageklasse werden. Warum? Gut vorhersehbare Ergebnisentwicklung und attraktive Bewertungen. Vor dem Hintergrund der Nullzinspolitik hat der Earnings Yield Gap, also die Differenz zwischen Gewinn- und Anleiherendite, einen historischen Höchststand erreicht. Des Weiteren haben die Änderungen in der Corporate Governance nicht bloss einen Bremseffekt, sondern sind eine quantifizierbare Realität. Trotz der Gewinnrezession der vergangenen 15 Monate ist die Ausschüttung über Dividenden und Aktienrückkäufe tatsächlich gestiegen. Dies ist das erste Mal in der Geschichte der japanischen Unternehmenswelt, dass die Aktionärsrendite während eines Gewinnabschwungs angestiegen ist.

Es gibt noch weitere Gründe, im Hinblick auf japanische Aktien optimistisch zu sein, und diese haben ebenfalls nichts mit dem US-amerikanischen sog. "Reflationshandel" zu tun: Es gibt vermehrt Anzeichen dafür, dass Löhne und Einkommen weiter wachsen, die öffentliche Hand aus eigenem Antrieb mehr Ausgaben tätigt, Wohnungen und Immobilien im Wert steigen werden usw.

Überdies ist der Markt auch technisch gesehen attraktiv, da sich die Engagements globaler Investoren auf dem niedrigsten Stand seit über fünf Jahren bewegen. Hierdurch ergibt sich ein Steigerungspotenzial, während die BoJ einen de facto Schutz vor Abwärtsrisiken bietet: Erst kürzlich verdoppelte sie ihr Kaufbudget für auf dem Markt befindliche ETFs von 3 Billionen auf 6 Billionen JPY. Zählt man dies zu den Rückkäufen der Unternehmen hinzu, die sich derzeit auf rund 9 Billionen JPY belaufen, erhält man Kaufzusagen in Höhe von rund 4,3 % der Marktkapitalisierung des TOPIX. Soweit uns bekannt ist, gibt es weltweit keinen anderen Aktienmarkt, der einen derart fundamentalen Schutz vor Abwärtsrisiken seitens der Zentralbank und so hohe Kaufzusagen vonseiten der Unternehmen bietet.

Nach unserem Dafürhalten könnte 2017 sehr gut das Jahr werden, in dem Japan von den Käufen inländischer wie auch globaler Anleger profitiert.

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