23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Aus Sicht von Jupiter zeichnet sich immer deutlicher ab, dass Unternehmen trotz der noch ungewissen politischen Rahmenbedingungen den Klimawandel zunehmend als wichtiges Thema entdeckt haben. Lesen Sie hierzu den Marktkommentar von Charlie Thomas, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management.
"Am 23. September trafen so viele Regierungschefs zusammen, um über den Klimawandel zu sprechen, wie zuletzt 2009 auf der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen. Offiziell war das Treffen nicht Teil des Verhandlungsprozesses über ein neues Klimaschutzabkommen. Es sollte aber die Weichen dafür stellen, wie das in Kopenhagen formulierte Ziel, die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, von den UN-Mitgliedsstaaten verwirklicht werden kann.
Der Sondergipfel von New York wurde von vielen Beobachtern als wichtige Etappe auf dem Weg nach Paris angesehen. Damit wird eine Parallele zwischen den Vorbereitungen auf die UN-Klimakonferenz in Paris Ende 2015 und der Tour de France, dem berühmten Radrennen, gezogen. Um den Vergleich noch etwas weiter zu bemühen: Radrennsportler berichten über einen optimalen Punkt, an dem die Kraft des Fahrers beim Treten der Pedale exakt dem Widerstand seines Gefährts gleicht. Idealerweise wechselt der Fahrer bei Steigungsänderungen den Gang, um diesen Zustand des perfekten Gleichgewichts zu erhalten. Zugegeben, Klimaforschung und Politik müssen sich mit einer weit grösseren Zahl von Variablen herumschlagen als der Radsport. Auf dem New Yorker Gipfel mangelte es nicht an politischem Willen, dafür aber an ehrgeizigen Plänen. Die versammelten Spitzenpolitiker aus aller Welt schienen für die Bergetappe, die sie bewältigen müssen, wenn die Kopenhagener Übereinkunft in die Tat umgesetzt werden soll, den falschen Gang eingelegt zu haben.
Angeblich ging es Ban Ki-moon, der zu dem Treffen eingeladen hatte, im Wesentlichen um zwei Zusagen, die den Teilnehmern abgerungen werden sollten: Erstens die Senkung der Treibhausgasemissionen und zweitens die Bereitstellung von Geldmitteln. Zu Ersterer gab es sehr wenig, zu Letzterer etwas mehr. Dagegen waren auf der Regierungsebene positive Überraschungen zu vermelden. Am konkretesten war die Zusage Frankreichs, das 1 Mrd. USD in den Klimaschutzfonds für arme Länder einzahlen will. Die USA und China sicherten ihre Unterstützung für ein Klimaabkommen zu, allerdings ohne genaue Details zu nennen, und Chinas Vize-Premier Zhang Gaoli liess wissen, der Höhepunkt der klimaschädlichen Emissionen seines Landes werde um das Jahr 2020 herum erreicht sein. Die EU, die USA und Kanada gaben eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie die Absicht bekundeten, die Entwaldung zu bremsen. Bis 2020 soll das Tempo auf die Hälfte verringert werden, und bis 2030 soll der Verlust von Wäldern ganz aufhören.
Am ermutigendsten war aber vielleicht das wachsende Engagement der Privatunternehmen. Mehrere grosse Palmölproduzenten zeigten sich bereit, die Abholzung von Wäldern bis 2030 einzustellen. Sie präsentierten sogar Pläne für die Wiederaufforstung riesiger Flächen. Noch während der Gipfelgespräche wurde ausserdem bekannt, dass der Rockefeller Brothers Fund, der ein Vermögen von 860 Millionen Dollar kontrolliert, sein Geld aus dem Geschäft mit Kohle, Öl und Erdgas abziehen will. Dieser Schritt ist insofern bemerkenswert, als die Rockefellers ihr Vermögen ursprünglich mit Öl gemacht haben. Zur gleichen Zeit wird in Norwegens mächtigstem Staatsfonds darüber nachgedacht, künftig nicht mehr in fossile Energien zu investieren. Aus unserer Sicht zeichnet sich immer deutlicher ab, dass Unternehmen und einflussreiche Privatpersonen trotz der noch ungewissen politischen Rahmenbedingungen den Klimawandel zunehmend als wichtiges Thema entdeckt haben. Sie sind auf dem besten Wege, mit ihrem Einsatz und ihrem Handeln die Regierungen in den Schatten zu stellen.
Von unserer Warte als Anleger betrachten wir Verhandlungsprozesse wie diesen mit einer Portion Skepsis. Die Entwicklung im Vorfeld der Kopenhagener Konferenz hat gezeigt, wie der Markt in seinem Überschwang die Bodenhaftung verlieren kann. Zum Glück scheinen die Börsen aus diesem Fehler gelernt zu haben. Wir legen den Schwerpunkt im Umweltbereich weiter auf Firmen mit guten Fundamentaldaten, deren Produkte und Dienstleistungen das Potenzial haben, mit Mainstream-Angeboten zu konkurrieren."