23.11.2024, 12:00 Uhr
Matt Quinlan, Portfoliomanager bei der Franklin Equity Group, erläutert die entscheidende Rolle, die Dividenden bei der Steigerung der Gesamtrendite und bei der Verringerung der Gesamtvolatilität für Aktienanleger...
Mit dem Start der Impfkampagnen zeichnet sich 2021 der Anfang vom Ende der Pandemie ab. Nach China erreichen die USA und die Schweiz als nächste Länder das Vorkrisenniveau, prognostizieren die Ökonomen von Swiss Life AM. Die Inflationsrisiken bleiben für den Moment begrenzt, sind langfristig aber so hoch wie nie in den letzten 20 Jahren.
Noch nie dagewesene Geldbeträge wurden für fiskalpolitische Massnahmen zur Bewältigung der aktuellen Krise ausgegeben oder bereitgestellt. In der Schweiz übersteigt das Fiskalprogramm 2020 jenes der Finanzkrise 2008 um das 20-Fache, das deutsche Fiskalpaket wird auf das 10-Fache geschätzt. In Japan haben sah man in der Vergangenheit, dass die angekündigten Ausgaben verglichen mit dem, was dann wirklich ausgegeben wird, oft übertrieben sind. "Dennoch bleibt das Ausmass der diskretionären finanzpolitischen Reaktion auf die COVID-19-Pandemie gigantisch. Da Geld- und Fiskalpolitik in die gleiche Richtung gehen, sind die langfristigen Inflationsrisiken heute so hoch wie nie in den letzten 20 Jahren", sagen die Ökonomen von Swiss Life Asset Managers.
Normalerweise müssten wir bis zum 26. Februar auf die offiziellen BIP-Zahlen des SECO für das vierte Quartal 2020 warten. Heute aber ist in der Analyse von Wirtschaftsdaten nichts mehr, wie es mal war: Der neu eingeführte Index zur wöchentlichen Schweizer Wirt- schaftsaktivität (WWA) des SECO lässt laut den Experten bereits den Schluss zu, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der neuen Eindämmungsmassnahmen im Schlussquartal 2020 und Anfang 2021 weit weniger dramatisch sind als von Februar bis Mai 2020.
Im Basisszenario von Swiss Life AM dürfte die Konjunktur anziehen, sobald die Eindämmungsmassnahmen ab März wieder gelockert werden. Die schrittweisen Fortschritte der Schweizer Impfkampagne dürften es betroffenen Dienstleistungssektoren erlauben, im zweiten Quartal wieder zu öffnen. Eine günstige Sektorzusammensetzung, vergleichsweise milde Eindämmungsmassnahmen und Exportindustrien, die stark von der raschen Erholung in Asien profitieren, sorgen dafür, dass sich das BIP der Schweiz schneller auf das Vorkrisenniveau erholt als im benachbarten Europa. Langzeit-Covid-Effekte wird aber auch die Schweizer Wirtschaft spüren. Die Arbeitslosigkeit dürfte bis April 2021 auf rund 3.8% steigen. Die Sektoren, in denen die meisten Arbeitsplätze verloren gehen, bleiben Beherbergung, Gastgewerbe, Reisebüros und Unterhaltung. Hier dürften die Firmenkonkurse in den kommenden Monaten stark zunehmen.
Seit Februar 2020 steckt die Schweiz in der vierten deflationären Periode der letzten 15 Jahre fest. Aufgrund steigender Energiepreise wird die jährliche Konsumentenpreisinflation im zweiten Quartal 2021 wieder ins Positive klettern. Das sich verbessernde globale Wirt- schaftsmomentum und ein wahrscheinlicher Anstieg der Preise für inländische Dienstleistungen nach der Wiedereröffnung dürften die Inflation Ende Jahr auf ein vorübergehendes Hoch von rund 1.0% anheben, erwarten die Ökonomen von Swiss Life AM.
Der Impfstart in allen Staaten deuten darauf hin, dass das Ende der Pandemie immer näher rückt. Derweil bedeuten verschärfte Massnahmen zur Bekämpfung der Gefahr einer zweiten Welle und von Virusmutationen, dass der Rückschlag in der wirtschaftlichen Erholung stärker ausfallen und länger anhalten wird als angenommen. Wie bei den ersten Lockdowns von Februar bis Mai 2020 leiden die Dienstleistungssektoren in ganz Europa stärker unter den Massnahmen, während Güterproduzenten mit einer globalen Kundenbasis von intakten Lieferketten profitieren. Dementsprechend signalisieren die Einkaufsmanagerindizes, dass die Produktionstätigkeit zu Beginn des Jahres weiter stieg, die Dienstleistungssektoren aber im fünften Monat in Folge schrumpften.
Neben der individuellen Sektorzusammensetzung und dem fiskalischen Spielraum der Länder sind der Umgang mit der Pandemie und der Impferfolg entscheidend für das Tempo der künftigen wirtschaftlichen Erholung. Malta, Irland und Spanien begannen vergleichsweise schnell zu impfen. Die Experten weisen darauf hin, dass in Ländern wie Österreich, Griechenland und der Slowakei, wo die Impfungen nur langsam vorankommen und die Eindämmungsmassnahmen streng sind, die Erholung der Binnenkonjunktur besonders gefährdet ist. Ein hochfrequenter BIP-Tracker der Österreichischen Nationalbank deutet auf einen erneuten starken Rückgang der dortigen Wirtschaftsleistung seit Jahresbeginn hin.
Laut Swiss Life AM dürfte die Inflation 2021 ein temporäres Comeback feiern. Ausgehend von einem Wert von -0.3% für Dezember 2020 dürfte die jährliche Gesamtinflation bis Oktober 2021 auf 1.8% steigen. Obschon sie sich dem EZB-Ziel von "nahe bei, aber unter 2%" nähert, erwarten die Ökonomen keine geldpolitischen Massnahmen. Aufgrund von Energiepreis-Basiseffekten oder des Wegfalls der temporären MWST-Senkung in Deutschland sei die Aufwärtsbewegung grösstenteils vorübergehend.
Wie erwartet flauten die US-Wirtschaftsdaten Ende 2020 ab. Im Dezember führten neue Restriktionen zum ersten monatlichen Beschäftigungsrückgang seit April 2020, während die auslaufende Fiskalunterstützung im dritten Monat in Folge zu rückläufigen Ein- zelhandelsumsätzen beitrug. Das Wirtschaftsmomentum dürfte Anfang 2021 dank Fiskalimpulsen stark anziehen. Das überparteiliche Konjunkturpaket von Ende Dezember beinhaltet "Stimulus Checks" von 600 USD pro Person und verlängert die erhöhte Arbeitslosenentschädigung bis Mitte März.
Präsident Biden schlug ein weiteres Finanzpaket von 1.9 Billionen USD (8.8% des BIP) vor, das weitere bedarfsabhängige "Stimulus Checks" von 1400 USD pro Kopf, eine Verlängerung der Arbeitslosenentschädigung bis September und, ganz wichtig, Beihilfen für Bundesstaaten und lokale Regierungen beinhaltet.
Aufgrund der knappen Mehrheit im Senat dürfte das finale Paket eher 1.0 Bio. USD betragen, wobei der "Stimulus Check" am wenigsten umstritten ist. Laut einer Umfrage des New Yorker Fed sparten die Haushalte 36.4% ihres ersten "Stimulus Check" und nutzten weitere 34.5% für den Schuldenabbau. Die Befragten gaben zudem an, dass ihre Sparneigung durch weitere Finanzausgleiche zunehmen würde. "Obwohl diese Checks den Privatkonsum 2021 sicherlich stützen werden, könnten Finanzmärkte und die Bilanzen der Haushalte am meisten von dieser "Geldflut" profitieren.
In der Pandemie war die US-Kerninflation primär eine Funktion der Wirtschaftsdynamik. Somit fing auch die Kerninflation im vierten Quartal 2020 infolge der flauen Nachfrage zu schwächeln an. Die Gesamtinflation aber überraschte im Dezember aufgrund steigender Lebensmittel- und Energiepreise nach oben. Swiss Life AM rechnet für 2021 mit einer Normalisierung der Kerninflation. Die Gesamtinflation wird zusätzlich von Basiseffekten angestossen.
China übertraf 2020 als einzige grosse Volkswirtschaft der Welt das Vorkrisenniveau. Das Gesamtjahres-BIP wuchs um 2.3% und lag damit über den Swiss Life AM- und den Konsensus-Schätzungen. Boomende Exporte von in China hergestellten Gütern – wie medizinischen Geräten oder Computern – stützten die starke Performance. Zudem erholte sich die Industrietätigkeit nach der Lo- ckerung der Lockdowns im zweiten Quartal rasch und schloss das Jahr mit 7.3% über dem Vorkrisenniveau ab.
Strenge Massnahmen und eine effiziente Tracing-Strategie konnten das Virus in Schach halten, so dass die Wirtschaft rasch wieder geöffnet werden konnte, während politische Impulse Industrie- und Immobilientätigkeit ankurbelten. Nach Meinung der Ökonomen dürfte Chinas Wirtschaft 2021 dank einer soliden Aussennachfrage und der globalen Erholung weiter expandieren. Allerdings dürften die Quartalswachstumsraten an Fahrt verlieren. Die geld- und fiskalpolitischen Massnahmen werden abnehmen, da sich der Fokus auf finanzielle Stabilität verlagert, nicht zuletzt im hoch verschuldeten Immobiliensektor. Zudem wird das erste Quartal 2021 aufgrund des jüngsten Anstiegs der Covid-19-Fälle in Nordchina schwierig sein – und dies kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest vom 13. Februar. Folglich will China Reisen während der Feierlichkeiten unterbinden, was die Konsumentenstimmung und Dienstleistungen wie Transport und Freizeit belasten wird.
Chinas Verbraucherpreisindex kehrte im Dezember mit 0.2% in die Inflation zurück, nachdem er im November in eine Deflation gefallen war (-0.5%). Grund für den höheren Wert war eine Kältewelle, die die Lebensmittelpreise nach oben trieb. Im laufenden Quartal dürften die Schweinefleischpreise die Gesamtinflation wieder in eine Deflation fallen lassen. Derweil ging die Kerninflation (ohne Lebensmittel- und Energiepreise) von 0.5% auf 0.4% zurück.
2021 wurde in diversen Regionen Japans wieder der Ausnahmezustand verhängt. Die Pandemie wütet hier zwar weit weniger stark als in Europa, doch sind Infek- tionsraten und Sterblichkeit in Japan nun höher als in der ersten Welle und gehören zu den höchsten Asiens. Anders als in der ersten Welle wurden Läden für Güter des täglichen Bedarfs und Schulen nicht geschlossen. Auch wenn es sich hierbei nicht um Verpflichtungen, sondern um Empfehlungen handelt, hatten sie bereits grosse Auswirkungen auf die Mobilität.
Laut Google-Daten ist die Mobilität in Transitstationen 40% niedriger als sonst, im Einzelhandel und in der Freizeit 25% niedriger. Japan, eines der 2020 am wenigsten betroffenen Industrieländer, dürfte im ersten Quartal 2021 insbesondere im Privatkonsum flaue Daten aufweisen. Derweil dürfte gemäss Umfragen die Industrieproduktion dank der besseren Auslandnachfrage weiter steigen. Aufgrund der bereits relativ guten Ausgangslage, des geringen Potenzialwachstums und des verzögerten Impfverlaufs (alle Zulassungen stehen noch aus) erwartet Swiss Life AM nach dem ersten Quartal 2021 lediglich eine moderate Erholung.
Im Dezember 2020 dürfte die Gesamtinflation in Japan mit -1.2% die Talsohle erreicht haben. "Wir erwarten für das zweite Quartal aufgrund des Energiepreis-Basiseffekts eine schnelle Rückkehr auf 0%. Auch 2021 dürften der Preis- und Lohndruck tief bleiben, da sich die Produktionslücke nur langsam schliesst. 2022 könnte eine etwas positivere Preisdynamik bringen. Das Inflationsziel der Bank of Japan von 2% bleibt aber ausser Reichweite", prognostizieren die Ökonomen von Swiss Life AM.