04.10.2024, 15:09 Uhr
Während aktive ETFs in den USA weiterhin ein Riesenerfolg sind, ist ihr Anteil in Europa mit etwas mehr als 2% des gesamten ETF-Volumens von knapp zwei Billionen Euro noch überschaubar. Doch das Segment wächst...
Kaum ist die Weihnachtsdekoration weggeräumt, wird schon wieder neu geschmückt. Dieses Mal zur Feier des chinesischen Mond?Neujahres, das dieses Jahr auf den 5. Februar fällt. Martin Gilbert von Aberdeen Standard Investments nimmt das zum Anlass für eine Einschätzung des chinesischen Finanzmarktes.
China verabschiedet sich vom Jahr des Hundes und heisst das Jahr des Schweins willkommen im chinesischen Horoskop ein Symbol für Reichtum und Wohlergehen. 2018 waren die globalen Aktienmärkte "auf den Hund gekommen", insbesondere der Markt für chinesische A?Aktien, denn der CSI 300 Index verbuchte einen Rückgang um 26%. "Jeder, der in jüngster Zeit mit Investoren in China gesprochen hat, weiss, wie schlecht die Stimmung dort derzeit ist", sagt Martin Gilbert, Co?Chief Executive, Aberdeen Standard Investments.
Das Wirtschaftswachstum des Landes verlangsamt sich, die Zahl der Insolvenzen nimmt zu, und ein Ende des Handelskriegs mit den USA ist laut Gilbert nicht in Sicht. Dabei befinde sich China jedoch keineswegs auf der Schwelle zu jener Art von Verlangsamung, die eine solche Aversion rechtfertigen würde, stellt Gilbert fest. Es stimme zwar, dass sich die Wirtschaft auf kurze Sicht einigen Herausforderungen gegenüber sehe, aber der langfristige Ausblick sei durchaus nicht trüb.
Stärkere Ausrichtung der Wirtschaft auf den inländischen Konsum
Die Politiker richteten die Wirtschaft des Landes stärker auf den inländischen Konsum aus, um so ein sich selbst tragendes Wachstum zu erreichen. "Die wachsende chinesische Mittelschicht kann lokalen Unternehmen auf Jahre hinaus Gewinne bescheren", ist Gilbert überzeugt. Das Land verfügt über beachtliche 380 Millionen "Millenials", die mehr verdienen als ihre Eltern. Das jährliche Wirtschaftswachstum liegt bei über 6% und mit Devisenreserven in Höhe von über 3 Bio. USD gegenüber einer Auslandsverschuldung von 1,9 Bio. USD verfügt China über eine solide Zahlungsbilanz. Die Ausfallquoten seien immer noch extrem niedrig, und die politischen Verantwortlichen hätten fiskalische und geldpolitische Lockerungsmassnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur eingeleitet, so Gilbert. "Diese Verbesserung des inländischen Finanzierungsumfelds hat eine Erholung der Kreditbedingungen bewirkt."
China öffnet seine Kapitalmärkte erstmals auch für ausländische Investoren
Wie der Experte weiter ausführt, nehmen die Indexanbieter FTSE, MSCI und S&P vermehrt chinesische A?Aktien in ihre globalen Indizes auf. Dadurch steigen die ausländischen Engagements am Markt, was die Führungen der lokalen Unternehmen dazu zwingen wird, sich an den globalen Rechnungslegungsstandards zu orientieren. Zudem fördere dies eine auf längerfristige Investments ausgerichtete Denkweise, meint Gilbert.
Was Anleihen betreffe, so werde der Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index ab kommendem April auf CNY lautende Schuldtitel aufnehmen. S&P hat kürzlich als erste ausländische Ratingagentur die Genehmigung erhalten, Onshore?Emittenten und ?Emissionen zu bewerten. "Wenn künftig globale Standards zur Beurteilung des Kreditrisikos herangezogen werden, so steigert das die Attraktivität des Marktes weltweit", folgert Gilbert. Die Regierung sei fest entschlossen, die Qualität der inländischen Kapitalmärkte zu verbessern. Dabei gehe es nicht nur darum, ausländische Investoren anzulocken. Ziel sei es auch, die Governance?Standards zu verbessern, damit angesichts einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung Anlagen in chinesische Unternehmen für lokale Pensionskassen interessanter werden.
Höhere Standards sind positiv
Diese Anhebung der Standards bewertet Gilbert als positiv. Der Einbruch an den Aktienmärkten deute zudem darauf hin, dass ein Grossteil der schlechten Nachrichten bereits eingepreist wurde. Die Bewertungsniveaus der A?Aktien seien gesunken, sodass Anleger nun die Möglichkeit hätten, sich bei branchenführenden Unternehmen in einer schnell wachsenden Volkswirtschaft zu engagieren.
Zudem böten Anleihen nach wie vor wettbewerbsfähige Renditen, die Zinsen tendierten nach unten, und die Korrelation mit anderen globalen Märkten sei niedrig. "Mit einem Engagement bei chinesischen Onshore?Anleihen können Anleger die Diversifizierung und das Risiko?Ertrags?Profil ihres Portfolios optimieren. Das Schwein könnte seinem Ruf als Glücksbringer alle Ehre machen: Chinas Wachstumsgeschichte ist noch lange nicht zu Ende", schliesst Martin Gilbert seine Einschätzung.