09.10.2024, 14:32 Uhr
Die 100 Pensionskassen, deren Performance von der UBS verfolgt werden, erzielten im September nach Abzug von Gebühren eine durchschnittliche Performance von 0,63 Prozent, wobei sie bei einzelnen Pensionskassen...
Zur Abdeckung der steigenden Nachfrage nach Net Zero Fonds mit Absicherung in Schweizer Franken legt Rothschild & Co Asset Management zwei neue Anteile für seinen Anleihenfonds R-co 4Change Net Zero Credit Euro auf. Mit einem Track Record von über drei Jahren soll diese Anleihenstrategie durch die kontinuierliche Reduzierung der Kohlenstoffintensität des Portfolios auf das Net-Zero-Ziel ausgerichtet werden.
Im Interview spricht Nicolas Racaud, Obligationenfondsmanager bei Rothschild & Co Asset Management, über seine Expertise und Erfahrung seit Auflegung des Fonds.
Was versteht man unter einem Net Zero-Fonds?
Nicolas Racaud: Wie der Name schon sagt, verfolgt ein «Net Zero-Fonds» eine auf das Netto-Null-Ziel ausgerichtete Anlagestrategie und strebt eine kontinuierliche Senkung der Treibhausgasemissionen der Portfoliounternehmen an. Die Einzeltitelauswahl muss daher den Schwerpunkt auf Unternehmen legen, die sich diesem Ziel verpflichtet haben. Diese Fonds gehören zu einer Kategorie von Anlagelösungen, die sich auf die Herausforderungen des Klimawandels konzentrieren. Sie werden bisweilen auch als «Klimafonds» bezeichnet – ihre wichtigsten Vertreter sind die «low carbon» -Strategien. Diese Fonds investieren folglich ausschliesslich in Sektoren und Unternehmen, die wenig Treibhausgas ausstossen, wie etwa Software, Investitionsgüter, Pharmaindustrie.
Unser Ansatz stellt gewissermassen einen Gegenpol zu diesen Strategien dar, denn er will vor allem die Wirtschaftsakteure mit den höchsten Treibhausgasemissionen ermutigen, ihre Praktiken zu ändern, um einer gewaltigen strukturellen Transformation den Weg zu bereiten. Daher investieren wir auch in Sektoren, die aufgrund ihrer hohen Emissionswerte in der Regel ausgeschlossen werden, allerdings gehen wir stets sehr selektiv vor.
Warum soll man auf eine Transformationsstrategie setzen?
Wie kurz erwähnt, sieht ein Transformationsansatz keine grundsätzlichen Ausschlüsse vor, sondern soll jeden Akteur unterstützen, der seine Bereitschaft und seine Fähigkeit zur Umstellung seines Geschäftsmodells auf eine nachhaltige Version unter Beweis stellt. Wir sind davon überzeugt, dass die gravierendsten Auswirkungen auf die Klimaproblematik von Sektoren mit den höchsten Treibhausgasemissionen verursacht werden. Dieser Ansatz erfordert zwar eine sehr sorgfältige Analyse, lässt sich aber auf alle Anlageklassen übertragen.
Derzeit konzentrieren sich 86 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen auf die fünf Sektoren Energie, Versorgung, Rohstoffe, Chemie und Baugewerbe. Hier nicht zu investieren würde bedeuten, dass man diese Unternehmen ausser Acht lässt oder dass sie nicht in der Lage sind, die Umstellung zu bewerkstelligen. Die Unternehmen müssen unterstützt werden, damit sie sich zur Reduzierung ihrer Emissionen verpflichten – dies ist unserer Ansicht nach von enormer Bedeutung. Da diese gewaltige Herausforderung eine wichtige Thematik der Zukunft darstellt, birgt sie konkrete wirtschaftliche Chancen.
Auf welche Säulen stützen sich Ihre Strategien?
Die erste Vorgabe ist eine Kohlenstoffintensität, die 20 Prozent unter derjenigen der Referenzindizes der Fonds liegt, damit wir Anlagelösungen anbieten können, die unabhängig vom Umfeld zwangsläufig «kohlenstoffärmer» sind als die Indizes. Zweitens haben wir uns verpflichtet, die Kohlenstoffintensität der Portfolios um durchschnittlich 5 Prozent bis 7 Prozent pro Jahr zu senken. Drittens verpflichten wir uns, dass 90 Prozent unserer Portfoliounternehmen ihre Ziele für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 von der SBTi validieren lassen. Zur Einschätzung der Fortschritte der Emittenten, die ihre Ziele noch nicht überprüfen lassen, verwenden wir die Daten von Carbon4 Finance, dessen Methode eine Bewertung der CO2-Bilanz der Unternehmen ermöglicht. Darüber hinaus analysieren wir ihre Investitionen, damit wir sehen, ob die eingesetzten Mittel mit ihren Ambitionen im Einklang stehen und sie glaubwürdig sind.
Wie werden die Herausforderungen des Klimawandels vom Markt in die Bewertungen der Unternehmen eingepreist?
Wir sind fest davon überzeugt, dass ein Zusammenhang zwischen der finanziellen Performance und der Fähigkeit der Unternehmen zur Senkung ihrer Kohlenstoffintensität besteht. Viele Unternehmen werden durch den Anstieg ihrer Risikoprämien belastet, denn die Anleger hegen Zweifel bezüglich ihrer Fähigkeit zur Bewältigung des Transformationsprozesses. Akteure, die ihre Emissionen senken wollen, müssen zwangsläufig auf Innovationen setzen und neue Wachstumsvektoren entwickeln, die langfristig Wettbewerbsvorteile sichern und Marktanteile konsolidieren. Diese positive Dynamik stärkt das Wachstumsmodell der Unternehmen und hilft ihnen auch, sich für künftige Herausforderungen richtig zu positionieren. In den besonders emissionsintensiven Sektoren ist ausserdem zu beobachten, dass die Bewertungen von Unternehmen mit den höchsten Ambitionen, die ihre Glaubwürdigkeit nachweisen, allmählich steigen. Umgekehrt ist festzustellen, dass sich die Liquidität eines Unternehmens, das seine Verpflichtungen nicht erfüllt, relativ schnell verschlechtert und sein Kurs sinkt. Ähnlich verhält es sich, wenn Emittenten den gesteckten Weg nicht einhalten, oder, schlimmstenfalls, wenn eine Kontroverse auftritt.
Wie sieht Ihre finanzielle Bilanz aus?
Das Profil des R-co 4Change Net Zero Credit Euro ist relativ defensiv, weshalb er sich während der extremen Stressphasen der Jahre 2020 und 2022 als sehr widerstandsfähig erwies. Ausserdem konnte er seinen Markt im Jahr 2021 trotz des äusserst niedrigen Zinsniveaus übertreffen. Im dritten Quartal dieses Jahres liegt er leicht im Rückstand.
Wie erklären Sie die Tatsache, dass der Finanzsektor in Ihren Portfolios stark repräsentiert ist?
Es ergaben sich günstige Anlagechancen bei Finanztiteln, ohne wesentliche Risiken in punkto Kohlenstoffintensität. Insgesamt herrscht in der Finanzbranche ein hoher Regulierungsdruck: viele Banken haben Verpflichtungen übernommen und «Netto-Null»-Initiativen integriert. Auf mittlere Sicht sind sie aufgrund der Regulierungsdynamik gezwungen, restriktivere Rahmenvorgaben zu berücksichtigen. De facto ist die Kohlenstoffintensität von Finanzunternehmen gemäss Scope 1 und 2 praktisch gleich Null, und in Bezug auf Scope 3 berichten sie insgesamt transparent. Dank der Expertise unserer Datenanbieter können wir dieses potenzielle Risiko bewerten und antizipieren.
Diese Positionierung spiegelt ferner die Marktstruktur wider, der Finanzsektor ist daher sehr stark repräsentiert. Abgesehen von den bereits genannten Argumenten sind diese Akteure auch stark in die Entwicklung von Finanzierungslösungen für Unternehmen involviert, wie die anteilsmässige Zunahme nachhaltiger Anleihen in ihrem Produkt- und Dienstleistungsmix zeigt. Aus finanzieller Sicht ermöglichen sie den Zugang zu verschiedenen Marktsegmenten, wie beispielsweise zu nachrangigen Anleihen, die eine zusätzliche Rendite bieten – ein weiterer Vorteil.
Wird denn die Einbeziehung von Scope 3 in die Berechnung der Kohlenstoffintensität Ihre Positionierungen nicht in Frage stellen?
Die Einbeziehung von Scope 3 könnte die Situation vieler «Klimafonds» ändern. Dennoch scheint uns das Risiko bei unserem Ansatz geringer zu sein als bei Low-Carbon-Strategien: Sie investieren in der Regel in Sektoren, die nur deshalb als «emissionsarm» gelten, weil die oft sehr massiven Scope-3-Emissionen nicht berücksichtigt werden. Seit der Auflegung der Strategie haben wir genau diesen Parameter im Hinterkopf und versuchen, dieses neue Element zu steuern. Die Einbeziehung des Scope 3 wird eine gewaltige Veränderung für die Branche nach sich ziehen, aber wir verfügen bereits über Instrumente, mit denen wir ihn für alle Sektoren schätzen können.