Rekord-Renditen auch in Japan, Ausverkauf bei Staatsanleihen

Die Investoren schauen genau und verlangen nun auch in Japan eine Risikoprämie. (Bild Princess_Anmitsu/Shutterstock)
Die Investoren schauen genau und verlangen nun auch in Japan eine Risikoprämie. (Bild Princess_Anmitsu/Shutterstock)

Der am Dienstag in Europa gestartete Abverkauf am Anleihemarkt hat sich fast weltweit ausgebreitet. Besonders stark trifft der Vertrauensverlust vor allem die Zinspapiere mit sehr langen Laufzeiten.

03.09.2025, 11:47 Uhr
Obligationen

Redaktion: sw

Bei japanischen Staatsanleihen mit 30-jähriger Laufzeit erreichten die Renditen am Mittwoch ein Rekordhoch. Mit 3,29 Prozent stieg sie sogar auf den höchsten Stand seit Beginn der Datenaufzeichnung.

Am 2. September kündigten vier hochrangige Funktionäre der Liberaldemokratischen Partei (LDP) ihren Rücktritt an, um die Verantwortung für die schwere Niederlage bei den Oberhauswahlen im Juli zu übernehmen. Dieser Schritt schürt Spekulationen über einen möglichen Rücktritt von Premierminister Shigeru Ishiba, der als Verfechter strikter Haushaltsdisziplin gilt.

Die Anleihemärkte befürchten daher, dass ein Regierungswechsel zu einer expansiveren Fiskalpolitik in der mit Abstand am höchsten verschuldeten grossen Industrienation führen könnte. Dies führte dazu, dass die Anleger zusätzliche Risikoprämien in die Anleiherenditen einpreisten.

Frankreich und Grossbritannien im Fokus

Am Dienstag waren bereits die Renditen für langlaufende Staatspapiere von Ländern der Euro-Zone, Grossbritannien und den USA auf mehrjährige Höchststände gestiegen. «Als Hauptursache sehen wir die jüngsten fiskalpolitischen Sorgen in Frankreich, den USA und Grossbritannien», schreiben die Ökonomen des Bankhauses Metzler.

Auffällig ist, dass die Renditen für Staatsanleihen mit 30-jähriger Laufzeit schneller steigen als diejenigen von Papieren mit zehnjähriger Laufzeit. Das könne mehrere Dinge bedeuten, schreiben die Metzler-Experten. Ein Anstieg der Inflationserwartungen sei ebenso eine mögliche Erklärung wie ein höherer Risiko-Aufschlag, aus Sorge über die Schuldentragfähigkeit.

In Frankreich belaufen sich die Staatsschulden mittlerweile auf 114 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Damit gehört die zweitgrösste Volkswirtschaft im Euro-Raum zu den Ländern mit der höchsten Schuldenquote des Währungsraums. Frankreichs Premierminister François Bayrou, der eine Minderheitsregierung führt, plant daher umfassende Haushaltskürzungen. Oppositionsparteien sträuben sich aber gegen die Kürzungen der Staatsausgaben.

Bayrou hat daher am 8. September eine Vertrauensabstimmung im Parlament beantragt. Experten halten es für unwahrscheinlich, dass er diese Abstimmung gewinnt. In diesem Fall sei die Regierung gescheitert, sagte Bayrou. Damit droht Frankreich eine längere Zeit der politischen Unsicherheit, die sich auch auf andere Länder der Euro-Zone auswirkt.

In Grossbritannien verunsichern Spekulationen über einen möglichen Rücktritt der britischen Finanzministerin Rachel Reeves die Investoren. Premierminister Keir Starmer hatte am Montag Reeves’ Stellvertreter Darren Jones abgezogen und in sein eigenes Team geholt. Seitdem wird spekuliert, ob Starmer Reeves ersetzen will. «Gerade in Großbritannien rückt die missliche fiskalische Position aufgrund des anstehenden Herbstbudgets derzeit wieder verstärkt in den Fokus», heisst es im Papier von Metzler.

Muss USA Zölle zurückzahlen?

Auch in den USA rücken die hohen Schulden wieder in den Vordergrund. Ray Dalio, Gründer des Hedgefonds Bridgewater Associates warnte am Montag, aktuell gebe die US-Regierung rund sieben Billionen Dollar pro Jahr aus, erziele aber nur fünf Billionen Dollar an Einnahmen. Die Folge sei eine massive Neuverschuldung.

Wenn auch der Oberste Gerichtshof die Zölle für unrechtmässig erklärt, müssten die USA Zolleinnahmen von über 170 Milliarden Dollar zurückzuzahlen. In diesem Fall müsste die US-Regierung vermutlich im grossen Stil neue Staatsanleihen ausgeben, um die Rückzahlungen tätigen zu können, warnt Ed Mills, politischer Analyst beim Vermögensverwalter Raymond James. Damit könnten die Renditen noch einmal deutlich steigen.

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