23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Die Welt benötigt massive Investitionen, um eine Vielzahl ökologischer und sozialer Herausforderungen zu bewältigen. Investoren können an der Spitze des Wandels stehen, meint Will Nicoll von M&G Investments. Einer der besten Wege dazu seien Private Debt Impact Portfolios. Allerdings brauche es noch mehr Konsistenz bei Nachhaltigkeits- und ESG-Kennzahlen.
Die Welt macht zaghafte Schritte in Richtung Normalität, nach mehr als einem Jahr mit Schliessungen, angespannten Gesundheitssystemen und Volatilität an den Finanzmärkten. Die Covid-19-Pandemie hat Menschenleben gekostet, das Bildungswesen gestört, Arbeitsplätze beeinträchtigt und die soziale Ungleichheit vergrössert – was die schwächsten Menschen am härtesten trifft.
"Trotz des Fortschritts bei der weltweiten Einführung von Impfstoffen und des Optimismus in Bezug auf die weitere Unterstützung durch die öffentliche Hand, bleibt die Unsicherheit bestehen. Dabei ist es wichtig, sich nicht nur darauf zu konzentrieren, wieder auf die Beine zu kommen, sondern aktiv eine nachhaltige und widerstandsfähige Erholung anzustreben", sagt Will Nicoll, CIO Private & Alternative Assets bei M&G Investments.
Investoren, Regierungen, Unternehmen und Einzelpersonen auf der ganzen Welt haben begonnen, darüber zu sprechen, was sie tun können, um "gestärkt aus der Gesundheits- und Wirtschaftskrise hervorzugehen" – eine zunehmend vertraute Phrase, so Nicoll. "Investoren spielen dabei eine wichtige Rolle, da 2021 ein wichtiges Jahr für ESG-basierte Investitionen, Impact-Strategien und Massnahmen zum Klimawandel sein wird", fügt er an.
Der Druck der Lobbyisten und neue Regeln, wie die neue EU-Verordnung zur Offenlegung nachhaltiger Finanzprodukte, sowie die Vorbereitungen auf die UN-Klimakonferenz im November (COP26) setzten neue Impulse für Veränderungen. Während ESG und nachhaltiges Investieren an den öffentlichen Märkten bereits seit einiger Zeit etabliert sei, begännen die privaten Märkte schnell aufzuholen. Sie suchten nach Konsistenz und Methoden, die sie übernehmen können.
Nach Nicolls Meinung ist es schwierig, einen einheitlichen Ansatz für die ESG-Analyse im Bereich Private Credit anzuwenden, da die Risiken und Eigenschaften der vielen verschiedenen Anlageklassen, die das investierbare Universum definieren, einzigartig seien. Dieses Spektrum umfasst Vermögenswerte wie direkte Immobilieninvestitionen, Direktkredite und private ABS-Märkte, woraus sich spezifische Risikofaktoren ableiten und thematische Fragen stellen.
Darüber hinaus variiere der Zeithorizont von Investitionen enorm und die Auswirkungen bestimmter ESG-bezogener Risiken entwickelten sich erst über die Zeit, so dass eine laufende Überwachung der getätigten Investitionen entscheidend sei. "Privatmarktinvestitionen eignen sich jedoch nicht zuletzt deshalb für nachhaltiges Investieren, weil die Manager von Privatkrediten routinemässig direkt mit den Unternehmen sprechen, in die sie investieren – und dabei die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit unterstreichen sowie vor der Kreditvergabe wichtige (kritische) Fragen stellen", sagt Nicoll.
Wie der CIO Private & Alternative Assets bei M&G Investments weiter ausführt, sei dabei die Fähigkeit, langfristige Geschäftsbeziehungen zu Kreditnehmern und Emittenten aufzubauen, äusserst hilfreich, insbesondere im Bereich Impact Investing. Da privates Fremdkapital typischerweise diskretionäre Projekte oder kleinere Unternehmen finanziert, kann es einfacher sein, die positiven sozialen oder ökologischen Auswirkungen zu identifizieren, zu definieren und zu messen, verglichen mit Investitionen in grosse öffentliche Unternehmen. Ausserdem sei das Management eines kleinen Unternehmens mit nur einem oder zwei Anleiheinvestoren in der Regel deutlich veränderungsbereiter. "Unsere Erfahrung zeigt, dass die Unternehmen, in die wir investieren, durchaus bereit sind, ihre Geschäftspraktiken zu überdenken und nachhaltiger auszurichten", betont Nicoll.
Nichtsdestotrotz gebe es immer noch einen Bedarf an mehr Konsistenz bei Nachhaltigkeits- und ESG-Kennzahlen in den privaten Märkten. ESG-Risikomanagement und -Überlegungen seien an den öffentlichen Märkten zum Mainstream geworden, und das Aufkommen einer kleinen Anzahl von Anbietern von ESG-Scores habe zur Standardisierung der Ratings beigetragen. Für private Kreditinvestitionen existierten allerdings immer noch keine vergleichbaren Benchmarks. Die Einzigartigkeit und Vielfalt privater Anlagen führe dazu, dass die Manager ihre Aktivitäten intern bewerten und jede Anlage oder jedes Unternehmen auf der Grundlage eingehender, qualitativer Recherchen und Analysen agiere, was zu einer breiten Palette unterschiedlicher Ansätze führe.
In einigen Bereichen seien allerdings bereits ermutigende Fortschritte erzielt worden. Nicoll nennt als Beispiel den sozialen Wohnungsbau, wo die Verbreitung von ESG-Rahmenwerken zu Bedenken führte, dass das Fehlen eines gemeinsamen Standards für den Sektor zu einer nicht vergleichbaren ESG-Berichterstattung führe. Es sei klar gewesen, dass etwas getan werden musste, um das Problem anzugehen und privates Kapital freizusetzen, um die Wohnungskrise in Grossbritannien zu entschärfen. "Letztes Jahr haben wir deshalb mit Wohnungsbaugesellschaften, Kreditgebern und anderen Investoren eng kooperiert mit dem Ziel, den ersten gemeinsamen Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung im sozialen Wohnungsbau zu entwickeln und einzuführen. Wir sehen eine Zusammenarbeit bei ähnlichen Standards auch für andere Anlageklassen – je mehr wir tun können, um solche Initiativen zu unterstützen, desto schneller werden wir in der Lage sein, Veränderungen voranzutreiben", sagt Nicoll.
Die Welt benötigt massive Investitionen, um eine Vielzahl ökologischer und sozialer Herausforderungen zu bewältigen. Letztes Jahr warnten die Vereinten Nationen, dass die Pandemie jahrzehntelange Fortschritte in vielen Bereichen zunichte gemacht hat. Aber es finden sich auch Gründe, optimistisch zu sein. "Es gibt zwar noch viel zu tun, aber Investoren können an der Spitze des Wandels stehen, und einer der besten Wege dazu sind Private Debt Impact Portfolios. Insbesondere die Fähigkeit, sich auf privat ausgehandelte Transaktionen zu konzentrieren und das Risiko durch Beziehungen zu den Kreditnehmern aktiv zu steuern, ist in einer Welt, in der institutionelle Investoren zunehmend nicht nur nach finanziellen Erträgen suchen, sondern auch sicherstellen wollen, dass sie dabei einen positiven Beitrag für den Planeten und die Gesellschaft leisten, unerlässlich", kommentiert Nicoll.