23.11.2024, 12:00 Uhr
Matt Quinlan, Portfoliomanager bei der Franklin Equity Group, erläutert die entscheidende Rolle, die Dividenden bei der Steigerung der Gesamtrendite und bei der Verringerung der Gesamtvolatilität für Aktienanleger...
Inmitten der globalen Ausbreitung des Coronavirus flammt die Debatte zwischen Value- und Growth Titeln erneut auf. Gemäss Sébastien Galy kann Growth als Investmentstil beschrieben werden, Value dagegen zählt für ihn zu den Eigenschaften einer Portfoliokonstruktion, die sich gerade in Zeiten von Marktturbulenzen und Rezession bewährt.
In Zeiten niedriger Zinssätze drängen immer mehr Unternehmen auf den Markt. Diese schnell wachsenden Unternehmen fordern etablierte Marktteilnehmer mithilfe neuer Technologien heraus und ebnen den Weg für neue Märkte. Wenn die Nachfrage steigt, würden die Cashflows vom negativen in den positiven Bereich wechseln, was oftmals mit Aufschlägen dank differenzierter Produkte wie denen von Apple einhergehe, mein Sébastien Galy, Senior Macro Strategist bei Nordea Asset Management.
Jüngere Generationen wollen ein Produkt lieber erleben als es zu besitzen. Dies sorgt gemäss Galy dafür, dass Preisaufschläge gedeckelt und dem Volumengeschäft untergeordnet werden müssen. In einigen Fällen geraten Wachstumstitel durch eine aggressive Bepreisung ihrer Dienstleistungen in eine dominante oder oligopolistische Position, müssen dann aber zunehmend feststellen, dass ihr Spielraum für Preisaufschläge begrenzt ist, wie zum Beispiel bei Uber. "Zusammengefasst sorgen Growth-Titel dank eines beständigen Erneuerungszyklus für die Transformation der alten Wirtschaft", erklärt Galy.
Bislang tendierten Value-Aktien in schwierigeren Marktphasen dazu, Outperformance zu erzielen. Davon abgesehen schnitten sie in den letzten Jahrzehnten jedoch eher schlechter ab. Galy hat zu der aufflammenden Debatte zwischen Value- und Growth Titeln eine klare Meinung: "Growth kann als Investmentstil beschrieben werden, Value dagegen zählt für uns zu den Eigenschaften einer Portfoliokonstruktion, die sich gerade in Zeiten von Marktturbulenzen und Rezession bewährt." Der Rest hänge zum Teil von einer guten Portfoliokonstruktion ab, die verschiedenste Techniken berücksichtigt, darunter Deep Value, Absolute Value und Relative Value. Auch sei zu beachten, dass sich Abwärtsrisiken auf klassischem Wege mindern liessen, zum Beispiel durch börsennotierte Immobilien, Infrastruktur-Titel und Covered Bonds.
Vor 2008 sorgte die schnelle Verbreitung von Technologie zu einer höheren Produktivitätsrate als heute. Dieser Transformationsprozess, der von Wachstumstiteln angetrieben wird, findet sich auch in einigen Value-Unternehmen. "McDonalds beispielsweise bietet im Zuge der vermehrten Nutzung von Kiosk-Bestellungen nun auch einen Lieferdienst an. Viele Einkaufszentren stehen aufgrund veränderter Geschmäcker unter Druck und passen sich erfolgreich an. Generell reagierten Unternehmen wie diese zunächst mit Kostensenkungen, bevor sie gezwungen waren, ihre Kunden innovativer und besser anzusprechen", sagt der Stratege. In Europa gebe es viele von diesen Unternehmen - mehr als in der Sparte von Google und Amazon.
Der Nordea-Experte erklärt, dass Value durch eine Reihe einfacher Metriken analysiert werden kann, beispielsweise durch das Kurs-Gewinn-Verhältnis, die Dividendenrendite und Discount Cash Flow Modelle. "Wenn Unternehmen nicht auf Growth umstellen können, indem sie den richtigen wirtschaftlichen Mechanismus oder die richtige Technologie nutzen, dann schneiden sie definitionsgemäss schlechter ab als Wachstumsunternehmen." Galy geht davon aus, dass einige Wachstumstitel letztendlich auf Growth umstellen werden, während andere bei Value verbleiben. In der zugrundeliegenden Bewertung von Growth zu Value gibt es eine Reihe von Ratings, die erkennen liessen, in welche Richtung sich ein Unternehmen bewegt, zum Beispiel die Kreditwürdigkeit von Fitch. "Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Aktien mit niedrigem Beta-Wert Value-Aktien sind. Die Aufgabe der Analysten besteht darin, von den Value-Aktien diejenigen zu finden, die sich in Richtung Growth entwickeln könnten, und diejenigen, die veralten. So oder so wird ein aufstrebender Wachstumswert im Value-Bereich wahrscheinlich nicht lange günstig bewertet bleiben", warnt Galy.
Bezüglich der aktuellen Diskussion um Growth und Value ist der Experte sicher, dass Growth-Titel im Umfeld des sich rasch ausbreitenden Coronavirus zwei bis vier Wochen lang unter Druck geraten werden. "Der beständige Erneuerungszyklus wird ihnen jedoch zu neuer Attraktivität verhelfen. Value-Aktien als Teil eines gut aufgebauten Portfolios sorgen indes für eine ausreichende Diversifizierung und damit für Widerstandsfähigkeit", meint Galy abschliessend.