04.12.2024, 10:51 Uhr
«Während die Märkte von einer lockeren Geldpolitik beflügelt werden, drohen politische Umwälzungen in den USA sowie geopolitische Spannungen», schreibt Nicolas Forest, Chief Investment Officer bei Candriam in...
Die Negativzinsspirale dreht weiter. Die Zinsen für Hypotheken bleiben in rekordtiefen Gefilden. Davon profitieren vor allem Hypothekarnehmer. Erste Schweizer Banken könnten 2020 für Neukunden Negativzinsen allerdings schon ab dem ersten Franken einführen, meint Comparis-Finanzexperte Frédéric Papp.
Seit fünf Jahren bittet die Schweizerische Nationalbank (SNB) hiesige Banken zur Kasse. Diese bezahlen auf Giroeinlagen ab einer bestimmten Höhe einen Negativzins von 0.75 Prozent. Die Banken belasten diesen «Strafzins» vermehrt Kunden mit hohen Bargeldbeständen - meist erst ab mehreren hunderttausend Franken. Ein Ende des Negativzinsregimes sei für 2020 und auch für die folgenden Jahre nicht in Sicht, meint Comparis-Finanzexperte Frédéric Papp.
Er sieht sogar noch dunklere Wolken für Sparer aufziehen: "Banken könnten zusätzlich zu den Kontoführungsgebühren Negativzinsen auf Einlagen von Neukunden ab dem ersten Franken erheben." Die Finanzinstitute würden so eine Mauer hochziehen, um zusätzliches brachliegendes Bargeld von Neukunden abzuwehren und Bestandeskunden keinen Anlass geben, ihre Sparkonten zu leeren. Je länger die Negativzinsen anhielten und je expansiver die Geldpolitik der Notenbanken sei, desto grösser werde der Druck auf die Banken, einem breiteren Kundenpublikum Negativzinsen zu belasten, wenn die Kunden nicht in hauseigene Produkte investierten, so Papp. Druck auf die Zinsmargen im Hypothekargeschäft üben neben den Negativzinsen auch neue Mitbewerber aus. Es drängen verstärkt Pensionskassen, Versicherer, Anlagefonds und neue Hypothekar-Vermittlungsplattformen in den Markt.
Negativzinsen bewirken eine günstige Mittelbeschaffung für Banken. Diese Mittel verwenden sie etwa für die Vergabe von Privat- und Hypothekarkrediten. Der Preis für eine zehnjährige Festhypothek beträgt gegenwärtig im Schnitt gut 1 Prozent. Vor zehn Jahren lag der Durchschnittssatz noch bei 3.5 Prozent. Der Experte rechnet weiterhin über alle Laufzeiten mit tief bleibenden Hypothekarzinsen. Bei längeren Laufzeiten (ab 10 Jahre) ist die Wahrscheinlichkeit für leicht steigende Zinsen höher als im Vergleich zu Libor- oder Festhypotheken mit Laufzeiten zwischen 2 bis 5 Jahren. Dennoch ist der Zeitpunkt günstig, sich langfristig tiefe Zinsen zu sichern.
Auch wenn Hypothekarnehmer von den sehr tiefen Zinsen profitieren, wirken sich die Negativzinsen auf der anderen Seite nachteilig auf die Altersvorsorge aus und führen zu Vermögenspreisblasen in Aktien- und Immobilienmärkten. Getrieben ist diese Entwicklung vom Anlagenotstand, wie Papp ausführt. Anleger suchen händeringend nach Rendite und nehmen dafür auch grössere Risiken in Kauf. In der Folge werden Investitions-Projekte finanziert, die unter normalen Zinsen geringe Realisierungschancen hätten. "Eine Anhebung der Zinsen wäre die richtige Medizin", sagt er. "Die Zinspolitik der SNB ist aber im grossen Masse von den Massnahmen der EZB abhängig." Und der Spielraum der Währungshüter unter der Ägide von EZB-Chefin Christine Lagarde die Zinsen in den kommenden Jahren zu erhöhen, ist begrenzt.