21.11.2024, 10:45 Uhr
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Für die Generationen Y und Z, also die zwischen 1980 und 2005 Geborenen, ist der Umgang mit dem Metaversum bereits selbstverständlich. Gianluca Gerosa von Reyl Intesa Sanopaolo geht der Frage nach, welche Herausforderungen und Chancen sich für den Bankensektor ergeben, um seinen Marktanteil zu verteidigen und diese Zielkundschaft anzuziehen.
Der Erste, der das Konzept des Metaversums einführte, war kein Computerfreak, sondern der Science-Fiction-Autor Neal Stephenson. In seinem Buch "Snow Crash" beschrieb Stephenson das Metaversum als eine parallele Realität. Diese wird von Avataren bevölkert, die sich anstelle von echten Menschen in einem dreidimensionalen Raum bewegen, Erfahrungen austauschen und miteinander interagieren können. "Keine schlechte Erkenntnis, die vor über 30 Jahren für etwas formuliert wurde, das sich als die neue Grenze sozialer Beziehungen herauskristallisiert", meint Gianluca Gerosa, Head of Asset Management, Reyl Intesa Sanpaolo.
Das Interesse am Metaversum habe während der Coronavirus-Pandemie zugenommen, da die Menschen während der Lockdowns viel Zeit in geschlossenen Räumen verbrachten und dadurch das Bedürfnis nach Nähe und Interaktion zwischen räumlich entfernten Personen entstand.
Wie Gerosa weiter ausführt, kam der Anstoss zur Gründung des Metaversums aus der Videospielbranche, die weltweit zwei Milliarden Nutzer und stetig wachsende Umsätze aufweist. Die Beschleunigung der Digitalisierung, insbesondere die Fortschritte in der Blockchain-Technologie, die auch den Kryptowährungen zugrunde liegt, hat die Spieleprogrammierer dazu veranlasst, immer komplexere Spieleplattformen zu entwickeln. Diese bilden die Keimzelle für künftige Metaverse. Millionen von Menschen greifen auf diese Plattformen zu und interagieren mit ihnen. Sie können einzigartige Avatare von sich selbst erstellen, um zu spielen, Kontakte zu knüpfen, zu erkunden, einzukaufen und Zahlungen zu tätigen.
"Während der Pandemie lag es nahe, sich vorzustellen, diese Möglichkeiten der sozialen Beziehung auf andere Bereiche des täglichen Lebens zu übertragen: offene, virtuelle Welten zu schaffen, in denen die Nutzer wie in der physischen Welt agieren können", sagt Gerosa. Nach Recherchen von Bloomberg Intelligence könnte der globale Metaverse-Markt in den nächsten drei Jahren die Marke von eine Trillion Dollar überschreiten. Grosse Investitionen von Big Tech werden als Multiplikator wirken. Demnach könnte Microsoft zum Beispiel sein Metaverse Vortex mit einer Funktion namens Mash in die Teams-Plattform integrieren, die es den Nutzern ermöglicht, über ihren Avatar an Meetings teilzunehmen.
Wenn man bedenke, dass es für die Generationen Y und Z, also die zwischen 1980 und 2005 Geborenen, ganz selbstverständlich ist, im Metaversum überall einzukaufen, ihre digitale Identität auf jede Plattform zu übertragen und an jedem Treffen teilnehmen zu können. Gerosa geht der Frage nach, welche Herausforderungen und Chancen sich dann in naher Zukunft für den Bankensektor ergeben, um seinen Marktanteil zu verteidigen und diese Zielkundschaft anzuziehen?
"Auch für Banken wird der Erfolg von der Fähigkeit abhängen, ein digitales Kundenerlebnis zu bieten, das die Erwartungen künftiger Kunden vorwegnimmt und erfüllt. Banken, die das Metaversum nutzen, werden in der Lage sein, das Kundenerlebnis durch Virtual Reality oder Augmented Reality zu verbessern. Dies, indem sie gezielte Beratung und Schulung in virtuellen Lounges anbieten, um ihre Kunden zu binden und die mit dem Generationswechsel verbundenen Risiken zu minimieren, da sie den neuen Kundengenerationen gute Anlagegewohnheiten beibringen", erläutert der Head of Asset Management von Reyl Intesa Sanopaolo.
Für die meisten Geschäftsbanken werde der Einstieg darin bestehen, Kryptowährungen und, sofern verfügbar, CDBCs (Central Bank Digital Currency) in ihr Finanzdienstleistungsangebot zu integrieren. Die meisten Metaverse-Plattformen fördern bereits die Verwendung von Kryptowährungen, nicht-fungiblen Tokens (NFTs) und anderen digitalen Vermögenswerten, die bald die wichtigste Form des Wertaustauschs im Metaversum werden könnten.
Bis dahin müssten die Banken laut Gerosa den Umtausch traditioneller Währungen in Kryptowährungen zulassen und sich darauf vorbereiten, Transaktionen im Metaversum durch Kredite zu finanzieren – beispielsweise für den Erwerb virtueller Grundstücke auf Decentraland, dem Metaversum, das auf der Ethereum-Blockchain basiert.
Im Investmentbereich haben NFTs, die sich auf digitale Kunstwerke beziehen, enorme Preise erreicht. In Zukunft könnten NFTs zu einer Anlageklasse in der Vermögensverwaltung oder zum Anlageobjekt von Investmentfonds werden, die der digital versierten Kundschaft angeboten werden, meint Gerosa. Um die Sicherheit der Transaktionen zwischen den Nutzern und ganz allgemein die Zuverlässigkeit des Metaversums zu gewährleisten und es vor Betrug und Kriminalität zu schützen, müssten gemeinsame Normen festgelegt werden: Dies betreffe die Datenverwaltung, die digitale Identität, die Verfolgung von Transaktionen und die Bekämpfung der Geldwäsche. Zudem gelte es, die für die Überwachung zuständigen Behörden zu bestimmen.
"Selbst wenn die Regeln und möglichen Szenarien noch nicht ausgearbeitet sind, so ist doch offensichtlich, dass auch die Bankenwelt nicht umhinkommt, das Metaversum bei der Festlegung ihrer Strategie zu berücksichtigen. Das Metaversum ist nicht nur für die Gewinnung neuer Generationen von Kunden bedeutsam. Es könnte auch 'nachhaltige' Wachstumsmöglichkeiten bieten, die sich die reale Welt, die durch die Verfügbarkeit von Offline-Ressourcen und die Priorität des Klimawandels begrenzt ist, nicht mehr leisten kann", sagt Gerosa.