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Mehr Mut zu Schwellenländer-Anleihen

Hannes Boller, Senior Portfolio Manager bei Fisch AM Zürich.
Hannes Boller, Senior Portfolio Manager bei Fisch AM Zürich.

Emerging-Markets-Hartwährungsanleihen machen bereits 20 Prozent des globalen Corporate-Bond-Markts aus. Dennoch wird ihr Potenzial unterschätzt, meint Hannes Boller, Senior Portfolio Manager bei Fisch AM.

20.11.2017, 09:58 Uhr

Redaktion: sif

Unternehmensanleihen in Hartwährung aus Schwellenländern hatten bisher ein gutes Jahr: Gemessen am JP Morgan CEMBI Broad Diversified Index (währungsgesichert in Euro) konnten sie per Ende Oktober eine Rendite von sechs Prozent erzielen. Hannes Boller, Senior Portfolio Manager bei Fisch Asset Management in Zürich, beobachtet aufgrund dieser erfreulichen Wertentwicklung ein zunehmendes Interesse an Schwellenländer-Investments. Trotzdem sieht er eine Unterallokation in professionellen Portfolios: "Institutionelle Anleger halten nicht Schritt mit den positiven Marktentwicklungen in den Schwellenländern. Beispielsweise machen Unternehmensanleihen in Hartwährung bereits 20 Prozent des globalen Corporate-Bond-Markts aus."

Möglichkeiten werden ignoriert
Dennoch seien professionelle Investoren häufig substanziell unterallokiert und liessen sich interessante Opportunitäten entgehen. Es gibt, gemäss Hannes Boller, mehrere Gründe, diesen Zustand zu hinterfragen: Das Wirtschaftswachstum zieht in den Schwellenländern markant an und im Vergleich zu den entwickelten Staaten sind die Staatsbilanzen zahlreicher Schwellenländer weit besser ausbalanciert. Zu diesen guten Rahmenbedingungen gesellt sich die Tatsache, dass Unternehmen aus den Schwellenländern durchschnittlich deutlich weniger stark verschuldet sind als ihre Wettbewerber aus den Industriestaaten, und dennoch bieten ihre Anleihen über alle Rating-Kategorien hinweg eine höhere Entschädigung.

"Diesen Renditeaufschlag sollte man sich nicht entgehen lassen", meint der Senior Portfolio Manager. Dazu komme bei qualitativ hochwertigen Emerging Markets Corporates, das heisst Firmen mit einem Investment-Grade-Rating, die deutlich negative Korrelation zwischen Risikoprämien (Spreads) und Zinsen. Solche Anleihen federn einen Zinsanstieg viel besser ab, weil die Risikoprämie rund doppelt so hoch ist wie bei vergleichbaren europäischen Schuldnern. "Insgesamt stellen Schwellenländer-Anleihen also eine sinnvolle Ergänzung in der gesamten Asset Allokation dar", sagt Boller.

Starkes Wachstum des Marktvolumens
Schwellenländer-Anleihen haben auch hinsichtlich der Marktreife und Marktgrösse eine eindrückliche Entwicklung hinter sich. Dazu meint Boller: "Das Marktvolumen von Emerging Markets Corporates ist in den vergangenen zehn Jahren über 600 Prozent gewachsen – damit haben sie alle anderen Anlageklassen in den Schatten gestellt. Der Markt für Emerging Markets Corporates in Hartwährungen hat denjenigen für US-High-Yield-Anleihen bereits überflügelt."

Doch wie immer beim Investieren lohnt es sich auch hier, genauer hinzusehen. Es gilt potenzielle Verlustbringer zu meiden; ein aktuelles Beispiel ist die bevorstehende Zahlungsunfähigkeit Venezuelas. Auch einzelne Unternehmen sollten genau analysiert werden, um beispielsweise Firmen herauszufiltern, denen politische oder regulatorische Hürden das Leben schwer machen. Die Analyse spezifischer Unternehmensrisiken ist bei der Titelauswahl entscheidend. Abschliessend sagt Boller: "Wir beobachten bei Unternehmen enorme Fortschritte bei der Corporate Governance, die globale Konjunktur läuft rund und für 2018 sehen wir aus fundamentaler Sicht kaum Wolken am Himmel. Für Investoren sind dies gute Gründe, die Vorzüge von Schwellenländer-Anleihen genauer unter die Lupe zu nehmen."

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