04.12.2024, 10:51 Uhr
«Während die Märkte von einer lockeren Geldpolitik beflügelt werden, drohen politische Umwälzungen in den USA sowie geopolitische Spannungen», schreibt Nicolas Forest, Chief Investment Officer bei Candriam in...
LGT Capital Management hat beschlossen, die Aktienquote durch Zukäufe in allen entwickelten Märkten und in Asien- Pazifik signifikant zu erhöhen. Im Gegenzug reduziert der Asset Manager Immobilienaktien und Unternehmensanleihen. Der US-Dollar und Gold bleiben übergewichtet, das Pfund wird hingegen bis auf weiteres aus unseren Portfolios entfernt. Lesen Sie den Kommentar von Mikio Kumada und Boris Pavlu von LGT Capital Management.
Das "Hauptszenario" bleibt unverändert. Europas Wirtschaft steckt in der Rezession, während es in den USA in Bereichen wie dem Wohnungsbau und der verarbeitenden Industrie Anzeichen eines Aufschwungs gibt. Letzterer wird allerdings durch die moderaten und schrittweise erfolgenden Sparmassnahmen (Stichwort "fiskalische Klippe") zurückgehalten werden. Japans neue Reflationspolitik hat zwar das Potenzial, die deflationäre Wirtschaft Nippons wachzurütteln, könnte aber das Wachstum von stark exportabhängigen Konkurrenten wie Südkorea beeinträchtigen. Die Emerging Markets bieten weiterhin ein gemischtes Bild: Länder wie Mexiko profitieren von der Reindustrialisierung Nordamerikas. Indiens Wachstumstrend bricht aber weiter ein, während Brasilien und Südafrika mit einer gedämpften Nachfrage für Rohstoffe konfrontiert sind. In China haben die Wirtschafsplaner zwar wieder eine konjunkturfreundlichere Haltung angenommen, im Bereich des Immobilienmarktes bleiben sie jedoch vergleichsweise streng.
Im "Risikoszenario" sehen wir eine geringe Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall in eine globale Rezession. Das grösste Risiko stellt Europa dar. Die Schwierigkeit einer stabilen Regierungsbildung in Italien und die jüngsten Ereignisse rund um Zypern belasten die Situation zusätzlich. Dass europäische Politiker mit dem Gedanken gespielt haben, selbst "Kleinsparer" durch Abgaben auf garantierte Bankeinlagen zur Kasse zu bitten, stellt einen besorgniserregenden möglichen Präzedenzfall für andere finanziell angeschlagene Länder dar. Es stellt sich damit letztlich die Frage, ob Spareinlagen in der Eurozone tatsächlich für den Staat "unantastbar" sind und bleiben werden. Wir werden natürlich weiter nach Anzeichen einer Ansteckung von Märkten wie Italien oder Spanien Ausschau halten. An dieser Stelle halten wir jedoch fest, dass die politischen Turbulenzen rund um die Zypernhilfe im Wesentlichen an den Finanzmärkten vorbeigegangen sind.
Aktien: Erhöhung auf deutliches Übergewicht
Im Laufe der letzten Monate haben wir die Risikoexponierung in unseren Strategien in mehreren Schritten bereits erhöht. Nun bauen wir die Aktienquote weiter, zu einem deutlichen Übergewicht, auf. Die Investoren sind inzwischen nahezu immun gegenüber den gelegentlichen schlechten Nachrichten und politischen Dramen im Umgang mit den Schuldenproblemen auf beiden Seiten des Atlantiks. Die Zentralbanken halten die Geldschleusen weit geöffnet und stehen bereit, um drohende Kreditklemmen zu verhindern. Fast überall dominiert die Nullzinspolitik und die Realrenditen so genannter "sicherer Anlagen" sind weitgehend negativ, was Investoren dazu drängt, höhere Renditen in anderen Marktsegmenten zu suchen (z.B. Dividendentitel). Die Bewertungen sind insgesamt tief bis normal und die Stimmungsindikatoren positiv, aber nicht in übertriebenem Ausmass. Die starken Neugeldzuflüsse der letzten Monate und einige technische Indikatoren deuten darauf hin, dass die Märkte reif für eine Atempause im Rahmen eines ungebrochenen Aufwärtstrend sein könnten.
Konkret kaufen wir mit Ausnahme der Emerging Markets in allen Regionen Aktien hinzu am deutlichsten in Japan, gefolgt von den USA und den restlichen Märkten im asiatisch-pazifischen Raum. Auch in Europa kaufen wir geringfügig Aktien hinzu. In Japan haben Aktien zwar bereits starke Gewinne verbucht, doch das Potential im Falle einer erfolgreichen Reflationspolitik ist noch lange nicht ausgeschöpft. Ferner erinnern wir daran, dass die Zukäufe in Tokio unsere dritte Positionsanpassung in Japan darstellen (nach der Eliminierung des Yen im Dezember und der Erhöhung der japanischen Aktienquote auf neutral im Januar). Das höhere Wirtschaftswachstum der Schwellenländer hat leider zu keiner allgemeinen und breiten Überperformance ihrer Aktienmärkte oder Unternehmensleistungen geführt. Schwellenländerindizes hinken seit einigen Quartalen (in einigen Fällen sogar noch länger) den Industrieländerindizes hinterher. Wir haben diesmal daher von einer Erhöhung der Quote in diesem Segment abgesehen.