Lage besser als Stimmung

Die Aktienmärkte korrigieren heftig, die Risikoprämien steigen: Die Unsicherheit an den Märkten ist gross. Wie ist die aktuelle Lage einzuschätzen? Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank, sieht die Situation optimistisch.

10.02.2016, 15:46 Uhr

Redaktion: sif

Das Konjunkturszenario sei, gemäss Heller, nach wie vor intakt, auch wenn es schlechter verlaufe als erwartet. Die Korrektur werde genutzt um die Aktienquote wieder auf die taktische Vorgabe anzuheben.

Abschwächung entspricht Erwartungen
Der eine oder andere Indikator (z.B. US Einkaufsmanagerindex PMI, Industrieproduktion Deutschland) deutet an, dass die Abschwächung etwas stärker ausfällt, als vermutet. Um von der bisherigen Einschätzung "Abschwächung, aber keine Stagnation/Rezession" abzuweichen, sind die Wachstumssignale derzeit zu stark.

Die Renditen für Staatsanleihen sind gesunken, die Risikoprämien (Spreads) haben sich ausgeweitet. Dass die Renditen nochmals so deutlich zurückkommen, war in diesem Ausmass nicht zu erwarten und zeugt von erhöhter Unsicherheit. Die Risiken in Schwellenländern und bei Hochzinsanleihen bleiben bestehen. Mit dem Abbau von Schwellenländer-Anleihen wurden zuletzt die Risiken im Obligationensegment reduziert.

Aktienmärkte auf Talfahrt
Die Aktienmärkte sinken seit Jahresbeginn, mit Ausnahme einer kleinen Erholung Ende Januar, unterbrochen. Belastungsfaktoren sind u.a. die Sorgen um China und der neuerliche Einbruch der Ölpreise. Die bisherige
Berichtssaison verläuft auf tieferem Niveau (die Gewinne sind schwächer) befriedigend (Europa, Schweiz) bis gut (USA). In den USA haben über 70% der Unternehmen die Erwartungen übertroffen. In der Schweiz und Europa ist es
rund die Hälfte. Die Aktien-Bewertungen sind durch die Korrektur absolut zurückgekommen, relativ zu Obligationen sind sie nochmals attraktiver geworden (vgl. Abbildung PDF).

Notenbanken reagieren wie gewohnt
Die japanische Notenbank hat schon vorgelegt (Einführung von Negativzinsen). Die EZB wird wohl am 10. März folgen und weitere Massnahmen ankündigen. Am wahrscheinlichsten scheint eine Ausweitung des Anleihenkaufprogramms (z.B. von EUR 60 Mrd. auf EUR 80 Mrd.). Die Woche darauf wird die US-Notenbank am 16. März erneut betonen, dass sie 'behutsam' vorgehen wird und damit durchblicken lassen, dass mit weniger als den bisher von der Fed selber prognostizierten vier Zinsschritten zu rechnen ist. Allenfalls tut Fed-Chefin Janet Yellen dies bereits bei ihrer halbjährlichen echenschaftsablage vor dem Kongress heute und morgen.

Die Notenbanken werden also (wie gewohnt) reagieren und die Märkte mit der gewünschten Droge versorgen. Dies verschafft den Märkten eine gewisse Entlastung. Es stellt sich dann auf Dauer allerdings die Frage, ob die
verabreichte Dosis ausreicht, um eine spürbare Wirkung zu erzielen und auch, wie lange die Wirkung anhält. Das gilt es im Auge zu behalten.

Die Marktstimmung ist derzeit einseitig negativ. Das fundamentale Bild ist nicht so schlecht, wie die Marktentwicklung andeutet. Eine Gegenbewegung scheint realistisch.

Lesen Sie hier den vollständigen "Brennpunkt" (PDF).

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