23.11.2024, 12:00 Uhr
Matt Quinlan, Portfoliomanager bei der Franklin Equity Group, erläutert die entscheidende Rolle, die Dividenden bei der Steigerung der Gesamtrendite und bei der Verringerung der Gesamtvolatilität für Aktienanleger...
Der deutsche Aktienindex (DAX) hat in diesem Jahr bislang eine beeindruckende Performance in Höhe von knapp 20% erzielt. Die Gründe für diese positive Entwicklung liegen auf der Hand. Lesen Sie den Marktkommentar vonMarkus Tischer, Senior Quantitative Analyst und Portfoliomanager des Anleihemanagers Bantleon.
Auf den ersten Blick sollte einer Fortsetzung der Hausse an den Aktienmärkten diesseits und jenseits des Atlantiks auch nichts im Weg stehen, weil die konjunkturelle Unterstützung gemessen am Ifo und ZEW vollumfänglich intakt ist und ein »Tapering« der Fed zunächst vermeintlich wieder in weite Ferne gerückt ist. Darüber hinaus lassen auch die Kennzahlen des DAX derzeit keine Blasenbildung erkennen. So notiert das KGV derzeit bei 15, die Dividendenrendite liegt bei 3,40% und der Kurs-Buch-Wert bei 1,72. Das ist insgesamt zwar etwas teurer als noch zu Jahresbeginn, entspricht aber lediglich dem Durchschnittswerten der vergangenen zehn Jahre. Damit sind Aktien zwar nicht mehr billig, aber aus historischer Sicht noch fair bewertet.
Wir sind dennoch der Ansicht, dass sich das Chance-Risiko-Verhältnis für Investitionen in den DAX zuletzt markant verschlechtert hat. Der zu erwartende Kursgewinn (Chance) für die kommenden Handelswochen wird vor allem von markttechnischen Faktoren merklich gedrückt. So dürfte sich aus charttechnischer Sicht im Bereich 9.050 bis 9.150 Punkte erheblicher Widerstand formieren. Auf diesem Niveau befindet sich nicht nur die Trendparallele des Aufwärtstrends seit September 2011, sondern auch die Parallele des Trends seit März 2009. Diese Chartpunkte waren bislang mehrfach Ausgangspunkt für eine empfindliche Marktkorrektur, zuletzt im Mai 2011. Hinzu kommt, dass sich die amerikanischen Aktienmärkte an aus langfristiger Sicht ähnlich entscheidenden Kursmarken befinden. Bestätigt wird dieses Szenario durch den Oszillator Stochastik, der sowohl auf Tages- als auch auf Wochenbasis eine deutlich überkaufte Marktphase anzeigt. Gleichzeitig zeigt auch das Momentum über mehreren Zeitskalen eine marktnegative Divergenz zum Kursverlauf.
Dagegen ist der potentielle Kursverlust (Risiko) im Fall einer temporären Änderung der fundamentalen Rahmenbedingungen mittlerweile enorm. So ist die Interpretation des konjunkturellen Umfelds im Gegensatz zum Jahresbeginn aktuell unstrittig. Die Wirtschaftsbelebung ist nun Konsensmeinung und der Aktienmarkt dürfte entsprechend empfindlich auf unerwartet schwache Daten reagieren. Gleichzeitig wurde das potentielle Timing des Ausstiegs aus dem »Quantitative Easing« der Fed nach den schwachen US-Arbeitsmarktdaten erstaunlich weit in das Jahr 2014 verschoben. Auch hier könnten die Märkte jäh von der Realität eingeholt werden, wenn klar wird, dass der Ausstieg zwar aufgeschoben, aber nicht aufgehoben ist.
Insgesamt muss festgestellt werden, dass die Aktienmarktteilnehmer derzeit in der besten aller möglichen Welten leben. Konkret erwarten wir deshalb für den DAX in den kommenden Wochen zumindest eine ausgeprägte Konsolidierung zwischen 9.150 Punkten am oberen Rand und 8.500 Punkten am unteren Rand. Mit dieser Entwicklung dürfte sich ein Grossteil der überkauften Marktsituation abbauen. Sollte der fundamentale Gegenwind aber temporär auffrischen, besteht das Risiko einer ausgewachsenen Korrektur deutscher Standardwerte in Richtung des übergeordneten Aufwärtstrends bei 8.000 Punkten. Erst danach wäre der Weg für eine Fortsetzung des Höhenflugs wieder frei. Sollte der wirtschaftliche Aufschwung Anfang 2014 wie erwartet weitergehen, wären neue Höchststände und damit die Rückkehr an die Trendparallele möglich. Ein DAX-Niveau von 10.000 Punkten bleibt damit zwar kurzfristig unwahrscheinlich, aber langfristig mithin in Reichweite. Bei dieser Einschätzung ist zu beachten, dass auf Basis unserer eigenen Frühindikatoren, die einen markanten Vorlauf vor den öffentlich verfügbaren Indizes haben, die Dynamik des aktuellen Konjunkturaufschwungs in der Eurozone bereits im Frühjahr 2014 wieder nachlassen dürfte. Das bedeutet, dass der DAX noch etwa fünf Monate Aufwärtspotential hat. Danach ist ein Kursrückgang von 20% durchaus realistisch. So dürfte 2014 aus heutiger Sicht kein gutes Aktienjahr werden.