25.11.2024, 14:23 Uhr
«Wir sind derzeit vorsichtig optimistisch in Bezug auf Staats- und Unternehmensanleihen», sagt Rochus Appert, Länderchef Schweiz von PGIM Investments im Interview. Er beobachtet hier einen Fokus auf tendenziell...
Laut Mike Della Vedova, Portfolio Manager von T. Rowe Price, muss man um die Aussichten europäischer Hochzinsanleihen im restlichen Jahresverlauf zu beurteilen, die drei Faktoren anschauen, die für die Anlageklasse ausschlaggebend sind: technische Faktoren, Fundamentaldaten und Bewertungen.
Technische Faktoren: Robust, alle Augen ruhen auf den Neuemissionen
Das technische Umfeld ist robust: Die Ausfallquote ist niedrig und die Mittelzuflüsse in die Anlageklasse sind seit Jahresbeginn positiv. Auf der Angebotsseite haben die Neuemissionen im Anleihensektor angezogen. Laut J.P. Morgan belief sich das Emissionsvolumen in der ersten Jahreshälfte 2017 auf 48 Mrd. EUR. Dies entspricht mehr als 80% der Neuemissionen, die insgesamt im Vorjahr verzeichnet wurden.
Da die fremdfinanzierten Übernahmen in Europa kürzlich zugenommen haben (beispielsweise die Übernahme des deutschen Arzneimittelherstellers Stada durch Cinven und Bain's Capital), könnten in diesem Jahr mehr Anleihen auf den Markt gebracht werden, die im Zusammenhang mit Akquisitionen stehen. Wie immer wird der Zeitpunkt der Neuemissionen entscheidend sein, insbesondere in Anbetracht der geopolitischen Spannungen, des möglichen Abschwungs in China und des sich abzeichnenden Endes der seit vielen Jahren äusserst expansiven Geldpolitik. All diese Faktoren könnten in den nächsten Wochen und Monaten für Volatilität sorgen.
Fundamentaldaten: Solide, Fokus auf der EZB
Die Fundamentaldaten der Anlageklasse sind solide. Die durchschnittliche Verschuldung der Unternehmen lässt nach und die Zinsdeckungsquoten verbessern sich. Auch bei den Unternehmensgewinnen ist erfreulicherweise eine Aufwärtstendenz zu verzeichnen. Die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wirkt sich ebenfalls positiv aus. Gleichwohl ist uns bewusst, dass die Zentralbank im späteren Jahresverlauf aufgrund des besseren Wirtschaftsumfelds in der Eurozone möglicherweise einen restriktiveren Kurs einschlägt und eine weitere Drosselung ihres Anleihenkaufprogramms ankündigt, das im nächsten Jahr beginnen soll. Auch wenn dies in der Anlageklasse zu einer gewissen Volatilität führen kann, ist mIke Della Vedova von T. Rowe Price der Ansicht, dass die EZB ihre Geldpolitik nur langsam normalisieren wird und dafür sorgt, dass ein wesentlicher Stützpfeiler in absehbarer Zeit bestehen bleibt.
Bewertungen: Die Spreads nähern sich ihren Niveaus vor der Finanzkrise
Europäische Hochzinsanleihen haben eine starke Entwicklung durchlaufen: Die Renditen sind deutlich zurückgegangen und die Spreads nähern sich ihren Niveaus vor der Finanzkrise. Deshalb fragen sich viele Anleger, wie lange diese Entwicklung noch anhalten kann. Bei T. Rowe Price versteht man die Bedenken und hält es für möglich, dass sich die Spreads in der Anlageklasse irgendwann ausweiten. Es wird sich jedoch als schwierig erweisen, den Katalysator für eine mögliche Veränderung oder Umkehr der Marktbedingungen ausfindig zu machen und vorherzusagen, wann dieser auftreten wird.