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Kleiner, aber feiner

Claire Shaw, Portfoliomanagerin des OYSTER European Mid & Small Cap Fund bei SYZ Asset Management.
Claire Shaw, Portfoliomanagerin des OYSTER European Mid & Small Cap Fund bei SYZ Asset Management.

Viele europäische Aktienanleger setzen lieber auf Large Caps – aufgrund ihrer Tradition und Prognosesicherheit. Claire Shaw, Portfoliomanagerin bei SYZ AM, räumt mit Mythen über Anlagen in Small und Mid Caps auf.

02.02.2018, 11:13 Uhr

Autor: sif/cwe

Häufig lassen sich Investoren durch tief verwurzelte Fehleinschätzungen davon abhalten, Unternehmen ins Auge zu fassen, die sich in der Kapitalisierungsstruktur weiter unten befinden. Das wirft die Frage auf, ob die vorherrschende Skepsis ein Exposure in einer dynamischen Aktienklasse, die sich in 12 der letzten 17 Jahre besser entwickelt hat als Large Caps und seit Jahresbeginn gegenüber dem Large-Cap-Index um rund 5,5% in Führung liegt, unangemessen unterdrückt hat. Auch wenn das der populären Wahrnehmung zuwiderläuft, kann ein selektiver Ansatz in Small und Mid Caps nach Auffassung von Claire Shaw, Portfoliomanagerin des OYSTER European Mid & Small Cap Fund bei SYZ Asset Management, den Anlegern nicht nur ein robustes Engagement in stark wachsenden Unternehmen bieten, sondern auch, ungeachtet des konjunkturellen Hintergrunds, eine Outperformance liefern. "In meinem neuesten Anlage-Update bemühe ich mich, einige der wichtigsten Mythen zu zerstreuen, die weiterhin kleine und mittlere Unternehmen umgeben", sagt Shaw.

Nicht naturgemäss risikoreicher
Die Vorstellung, dass Small und Mid Caps naturgemäss risikoreicher sind, wird durch eine ganze Reihe spektakulärer Unternehmenszusammenbrüche im Large-Cap-Bereich erschüttert – Enron und WorldCom sind nur zwei herausragende Beispiele, die zur Vorsicht mahnen.

"Anleger sollten nicht annehmen, dass mit einer zunehmenden Marktkapitalisierung des Unternehmens sein inhärentes Risiko abnimmt", warnt die Expertin. Die Risikofaktoren eines Unternehmens zu verstehen, heisst nicht zu wissen, welchen Weg ein Unternehmen einschlagen wird oder wie es geführt wird, sondern zu verstehen, wie ein Unternehmen, unabhängig von seiner Grösse, einen Wettbewerbsvorsprung bewahren kann.

Grösser bedeutet nicht stärker
Dies enthüllt auch einen zweiten Mythos, der mit der Anlage in Small Caps verbunden ist: "Kleiner bedeutet schwächer". Anleger, die einen selektiven Ansatz verfolgen und eingehende Analysen betreiben, können Unternehmen mit schlankeren, weniger stark fremdverschuldeten Bilanzen ausfindig machen, bei denen die Wahrscheinlichkeit, dass sie durch wirtschaftliche Turbulenzen erschüttert werden, geringer sei als bei einigen ihrer Pendants aus dem Large-Cap-Segment.

Für Shaw liegt das Geheimnis der Anlage in Small und Mid Caps im Kauf hochwertiger Qualitätsunternehmen mit Nettoliquidität in der Bilanz und günstigen Bewertungen. So können Anleger von dem starken Alpha profitieren, das von Small und Mid Caps erzielt wird, ohne dadurch ein höheres Risiko einzugehen.

Volatilität sollte begrüsst werden
Es kann argumentiert werden, dass Small-Cap-Unternehmen, als Gruppe, gegenüber Veränderungen im Konjunkturzyklus und Phasen mit erhöhter Volatilität anfälliger sind. Allerdings sei das gemäss Shaw eine übermässige Vereinfachung, die einen wichtigen Anlageaspekt verdecke. Anleger, die hochwertige Qualitätsunternehmen im Anlageuniversum entdecken wollen, sollten die Volatilität im Gegenteil begrüssen.

Für überzeugungsbasierte Anleger schaffen Phasen, in denen bestimmte Aktien nicht gefragt sind, optimale Kaufgelegenheiten. Die Portfoliomanagerin erklärt: "Unser Research-Vorteil besteht darin, unbekannte und unterbewertete Aktien zu kaufen – Lucara, einer der führenden Produzenten von Diamanten des Typs IIa, ist ein perfektes Beispiel hierfür."

Lucara habe keine breite Abdeckung durch Sell-Side-Analysten und wurde aufgrund einer Reihe negativer Faktoren im Jahr 2017 vom Markt abgestraft. Durch diese kurzfristigen und im Wesentlichen zyklischen Faktoren bot sich eine attraktive Einstiegsgelegenheit. SYZ Asset Management investiertn in ein extrem profitables Unternehmen (EBITDA-Margen von 55% und ein ROE von 28%) mit sehr niedrigen Bewertungskennzahlen, zweistelligen Free-Cashflow-Renditen und einer Dividendenrendite von 4%. Shaw ist der Überzeugung, dass auf lange Sicht die Volatilität ein Freund der geduldigen und langfristigen Anleger sei.

Eine Frage der Dividendenrendite
Ein lange vertretenes Einkommensargument, das zur Anlage in Large Caps ermutigt, lautet, dass kräftige und stabile Aktien mit etablierten Marktpositionen sich darauf konzentrieren, Shareholder Value zu schaffen und die Dividenden zu steigern. Das mag zutreffen, gilt aber nicht ausschliesslich für grössere Unternehmen. "Obgleich sich der Mythos eines kargen Renditeumfelds im Small- und Mid-Cap-Anlagesegment hält, gibt es eine Menge Unternehmen, die einen freien Cashflow erwirtschaften", sagt Shaw.

Den "Small-Cap-Aufschlag" vermeiden
Der "Small-Cap-Aufschlag" war weit verbreitet, sei aber eine übertriebene Verallgemeinerung. Im Laufe der Zeit kann Shaw bei Small Caps höhere durchschnittliche Renditen als bei den grösseren Unternehmen erwarten, was aber nicht bedeutet, dass man blindlings säen sollte, mit der Erwartung, dass Bäume wachsen werden.

Mit ihrem Prozess vermeidet Shaw aktiv die Zahlung des Small-Cap-Aufschlags. Sie betreibt vor der Anlage in hochwertige Qualitätsunternehmen möglichst pessimistische juristische Analysen und Szenarioplanungen, bei denen der Small-Cap-Aufschlag vermindert ist. Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine im Jahr 2014, der Einbruch des Ölpreises unter 30 US-Dollar im Jahr 2015 und die italienische Bankenkrise des vergangenen Jahres waren alles Themen, in die sie zu einem Zeitpunkt investiert habe, als die Stimmung am schlechtesten und die Furcht am grössten war.

"Es ist einfach zu sagen, man sei ein konträrer Anleger, aber die reale Umsetzung ist schwierig und verlangt echte Überzeugung vom eigenen Prozess und der eigenen Philosophie", glaubt die Expertin. Small- und Mid-Cap-Anleger werden ein erhöhtes Mass an Volatilität erleiden. Wenn Anleger bestimmte Aktien, Sektoren und Länder stark ablehnen, werde es jedoch für Shaw, als konträre Anlegerin, erst so richtig interessant. Sie ist sich sicher: "Für überzeugungsbasierte Anleger haben der Fortbestand von Mythen und ein ineffizienter Markt für Small und Mid Caps einen fruchtbaren Boden für wahrhaft aktive Manager geschaffen."

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