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"Keine generelle Blase bei Tech-Aktien zu erkennen"

Quirien Lemey, CFA, Portfoliomanager des Fonds DPAM Invest B Equities World Sustainable bei Degroof Petercam Asset Management.
Quirien Lemey, CFA, Portfoliomanager des Fonds DPAM Invest B Equities World Sustainable bei Degroof Petercam Asset Management.

Entgegen mancher Markteinschätzungen sieht Quirien Lemey, Portfoliomanager bei Degroof Petercam, keine generelle Blasengefahr bei Aktien von Technologiefirmen. Auch die aktuell von der EU gegen den Google-Mutterkonzern Alphabet verhängten Strafzahlungen hätten nur geringe Auswirkungen.

04.07.2017, 08:29 Uhr

Redaktion: jog

Fast zwei Jahrzehnte sind nun schon vergangen, seit die sogenannte Dotcom-Blase platzte. Dass dieses traumatische Erlebnis in den Köpfen vieler Finanzmarktakteure noch präsent ist, zeigen die immer wieder aufflackernden Diskussionen um das Entstehen einer neuen Blase bei Technologieaktien.

Insbesondere dann, wenn Börsengänge von einer grossen öffentlichen Aufmerksamkeit begleitet werden oder aufstrebende Technologie-Startups den erfolgreichen Abschluss ihrer Mittelbeschaffung bekannt geben. Auch mit den niedrigen Volatilitäten bei den Aktien der US-Tech-Giganten Facebook, Amazon, Apple, Microsoft und Google – kurz FAAMG genannt – verbindet derzeit mancher Marktbeobachter eine übertriebene Euphorie.

Das globale Universum an Technologieaktien ist heute fundamental betrachtet ein ganz anderes als zu Beginn des Jahrtausends. Damals basierten die Bewertungen vielfach auf heisser Luft. Im Durchschnitt waren die Bewertungen im Tech-Sektor dreimal höher als heute. Viele Tech-Unternehmen verloren Geld anstatt welches zu verdienen. Heute hingegen gehören Technologiefirmen zu den ertragsstärksten Unternehmen. In der Folge stimmen dann auch häufig die anderen Kennzahlen.

"Old Techs" zeigen sich äusserst solide
Als Beispiele seien die FAAMG-Unternehmen angeführt. Ein Grossteil ihrer starken Aktienperformance ist fundamental gerechtfertigt. "Old Techs" wie Apple, Microsoft und auch andere Softwareentwickler sind in der Regel etablierte Unternehmen und neigen dazu, wahre Cash-Cows zu sein, und das bei relativ niedrigeren Bewertungen.

Bei stark wachsenden jungen Technologieunternehmen, wie zum Beispiel Uber, rät Quirien Lemey, Portfolio Manager bei Degroof Petercam, allerdings zur Vorsicht. So sieht er im Segment der "New Techs" tatsächlich in einigen Teilen Merkmale einer sich möglicherweise abzeichnenden Bewertungsblase. Beim Börsengang wurden die Aktien von Snap zu utopischen Preisen gehandelt.

Besonders in Sub-Sektoren des Technologieuniversums, in denen es wenige vergleichbare Player gibt, können sich so auch irrationale Bewertungen aufbauen. Denn niemand will das nächste Amazon oder Netflix verpassen. Schliesslich beträgt zum Beispiel der Wert der Amazon-Aktie aktuell mehr als das 50-fache als zum Zeitpunkt des Börsenganges des Unternehmens im Jahr 1997.

Anleger sind bereit, mehr Risiken zu tragen
Sicherlich bergen einige Technologieaktien durchaus Risiken, die möglicherweise von Anlegern ausgeblendet oder nicht erkannt wurden. Das erklärt die niedrige Volatilität der Tech-Aktienkurse und die hohe Präsenz mancher Tech-Titel in den Anlegerportfolios. Aber man muss auch sehen, dass der Markt gerade wieder damit beginnt, sich mit Tech-Aktien wohlzufühlen. Dadurch sind viele Anleger auch bereit, ein höheres Risiko zu tragen, das mit diesen Investments verbunden ist.

Nur geringe Auswirkungen erwartet man bei Degroof Petercam von den rekordhohen Milliarden-Strafzahlungen, die die EU-Wettbewerbskommission dem Google-Mutterkonzern Alphabet wegen missbräuchlicher Marktmacht in Europa auferlegt hat. Fakt ist, dass das Tech-Segment den allgemeinen Aktienmarkt kurz-, mittel- und langfristig outperformt hat. Lemey meint denn auch, dass Technologieaktien ihre Bewertungsprämien regelmässig verdient haben.

Nachhaltigkeitskriterien bei Tech-Aktien
Bei DPAM ist man darüber hinaus überzeugt, dass neben klassischen Bewertungskriterien auch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien, wie die Einhaltung von Umweltschutzstandards, soziale Belange sowie Unternehmensführung bei der Analyse von Technologieaktien einen positiven Zusatzertrag liefern können.

Beispielsweise hat der Instant-Messaging-Dienst Snap bei seinem Börsengang Aktien ohne Stimmrecht ausgegeben – nach Lemeys Ansicht ein klarer Verstoss gegen das Prinzip "Eine Aktie - Eine Dividende - Eine Stimme". Die Anleger hat die Snap-Aktie nach dem anfänglichen Hype bislang nicht überzeugt, sie notiert derzeit rund 25 Prozent unter ihrem Ausgabekurs.

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