23.11.2024, 12:00 Uhr
Matt Quinlan, Portfoliomanager bei der Franklin Equity Group, erläutert die entscheidende Rolle, die Dividenden bei der Steigerung der Gesamtrendite und bei der Verringerung der Gesamtvolatilität für Aktienanleger...
Anleger mögen enttäuscht vom Tempo des Wandels in Japan sein, können sich aber nach Jahren politischer Untätigkeit nicht über einen mangelnden Umfang der Reformbemühungen beklagen. Lesen Sie den Marktkommentar von Simon Somerville, des Jupiter Japan Select SICAV Fonds.
Ich kehre von meiner jüngsten Reise nach Japan deutlich positiver gestimmt zurück, als es bei meinem letzten Besuch im März der Fall war. Zu jener Zeit bereitete sich das Land gerade auf die erste Erhöhung der Verbrauchssteuer seit 17 Jahren vor. Wegen der mit dieser Erhöhung verbundenen Unsicherheiten befürchtete ich damals, dass die internationalen Anleger ihr Engagement in Japan womöglich reduzieren. Diese Befürchtung hat sich bewahrheitet. Allerdings habe ich bei meinem jüngsten Besuch auch den Eindruck gewonnen, dass sich der Nebel langsam lichtet und sich dabei immer mehr abzeichnet, dass die Steuererhöhung die ambitionierte Reformpolitik von Premier Shinzo Abe nicht hat scheitern lassen.
In den letzten Monaten haben sich viele Anleger enttäuscht über das Tempo und den Umfang der mit dem dritten Pfeil anvisierten Strukturreformen gezeigt. Ich möchte mich dabei nicht ausnehmen. Rückblickend waren unsere anfänglichen Erwartungen jedoch zu hoch gegriffen. Mittlerweile glaube ich, dass die Abe-Regierung in den vergangenen zwölf Monaten eine Menge erreicht hat. In der Wintersitzungsperiode 2013/2014 verabschiedete das Parlament immerhin neun der zehn geplanten Reformgesetze. Die aktuelle Sitzungsperiode hat weitere grosse Fortschritte hervorgebracht. Es wurden Reformen im Agrar- und Stromsektor vereinbart und beschlossen ebenso wie die Errichtung spezieller Wirtschaftszonen.
Reformziele
Premierminister Abe hat jetzt seine wichtigsten Ziele für die nächsten zwölf Monate bekannt gegeben: eine Reduzierung der Unternehmenssteuern, eine Reform des staatlichen Pensionsfonds GPIF (Government Pension Investment Fund) und die Einführung von Kasinoresorts in Japan. Anleger mögen enttäuscht vom Tempo des Wandels in Japan sein, können sich aber nach Jahren politischer Untätigkeit nicht über einen mangelnden Umfang der Reformbemühungen beklagen.
Gewinnprognosen zu konservativ
Während meiner Reise habe ich von japanischen Unternehmen die klare Aussage erhalten, dass ihre Prognosen für das laufende Geschäftsjahr zu konservativ sind. Viele Firmen rechneten aufgrund der Verbrauchssteuererhöhung mit einer schwachen Binnenkonjunktur und sind nun überrascht, wie stabil sich die inländische Nachfrage gehalten hat. Seit meiner Rückkehr aus Japan haben viele Unternehmen zum Juni 2014 tatsächlich bessere Gewinnergebnisse als erwartet veröffentlicht. Diese Resultate scheinen die Auffassung zu unterstützen, dass der inländische Konsum nicht so stark beeinträchtigt wurde wie befürchtet.
Eine weitere Kernbotschaft bestand darin, dass sich die Unternehmen stärker auf die Eigenkapitalrendite (Return on Equity ROE) und ihre Kapitalpolitik konzentrieren wollen. Die Einführung des ROE-gewichteten Nikkei 400 im vergangenen Jahr werte ich als ungeheuren Erfolg: Es gilt inzwischen als Ehre, in dem Index vertreten zu sein, und als Schande, wenn man es nicht ist. Amada etwa, ein Hersteller von Metallverarbeitungsmaschinen, hat es nicht auf Anhieb in den neuen Index geschafft und ist daher jetzt sehr darum bemüht, seine Eigenkapitalrendite durch Aktienrückkäufe zu steigern. Da jetzt auch der GPIF in Fonds investieren möchte, die diesen Index nachbilden, sollte das Thema der verbesserten Kapitaleffizienz dem Markt weiter als wichtiger Treiber dienen.
Weitere Inlandskäufe erwartet
Inländische Anleger dürften ihr Aktienengagement weiter erhöhen. Bis Ende März wurden über 6,5 Millionen Nippon Investment Savings Accounts (NISA, steuerbegünstigte Aktiensparpläne) eröffnet, aber nur knapp über 1 Billion Yen (10 Milliarden US-Dollar) investiert. Da noch über 70 Prozent der maximalen jährlichen Anlagesumme ausstehen, besteht meiner Ansicht nach ein erhebliches Potenzial für weitere Investitionen. Der GPIF könnte den Aktien zusätzlichen Auftrieb verleihen. Während dessen Zielallokation für einheimische Titel zwar nach wie vor nur 12 Prozent beträgt, liegt die Anlagequote hier aktuell jedoch bei fast 16 Prozent was rund 8 Prozent des japanischen Gesamtmarktes ausmacht. Die Erwartungen gehen dahin, dass der Pensionsfonds im späteren Jahresverlauf sein Zielexposure gegenüber Inlandsaktien auf 20 Prozent erhöhen wird. Jede Gewichtungserhöhung um 1 Prozent würde dabei rund 0,5 Prozent der aktuellen Marktkapitalisierung Japans entsprechen.