23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Immer mehr Investoren ziehen ihr Vermögen aus den Emerging Markets ab. Damit geht die Korrektur in den EM stetig weiter. Ob dieser Prozess aufzuhalten ist, hängt vor allem von sechs Faktoren ab:
1. Spürbarer Abbau der Makro-Ungleichgewichte. In den Ländern, in denen der Anpassungsprozess am ausgeprägtesten verläuft, verringern sich die Ungleichgewichte bereits. Das ist vor allem in Indien der Fall. Auch Indonesien sei hier genannt, doch darüber hinaus sind bislang kaum Verbesserungen spürbar. In den meisten Schwellenländern ist das Kreditwachstum immer noch weit höher als das nominale BIP-Wachstum. Doch Strukturreformen, die zum Abbau von Leistungs- und Haushaltsdefiziten beitragen und die Inflation senken könnten, waren bisher selten. Mit 3,7 % des BIP war Brasiliens Leistungsbilanzdefizit Anfang letzte Woche auch wieder höher. Brasilien ist eines der Problemländer, in denen grundlegende Reformen dringend geboten sind.
2. Rückgang des politischen Lärms. Damit ist angesichts der zahlreichen anstehenden Wahlen in den nächsten Monaten nicht zu rechnen. Die politischen Entscheidungsträger müssen imstande sein, ihre Wirtschaftspolitik entsprechend anzupassen. Im Vorfeld der Wahlen und bei zunehmenden sozialen Spannungen haben die Politiker nur wenig Spielraum. Daher werden es wohl die Finanzmärkte sein, die die erforderlichen Veränderungen durchsetzen. Die unerwartete (leichte) Zinsanhebung in Indien und die drastische Leitzinserhöhung in der Türkei, um den Verfall der türkischen Lira zu stoppen, sind in diesem Kontext zu sehen. Beide Zinsschritte fanden am Dienstag statt.
3. China muss wieder Zuversicht fassen. Nachdem gerade eine Phase relativer Stabilität zu Ende gegangen ist, steigt jetzt die Gefahr, dass die chinesische Wachstumsentwicklung erneut ins Stocken gerät. Die jüngsten Probleme im Schattenbanksektor und die enttäuschenden Konjunkturdaten deuten darauf hin, dass China eher ein bremsender Faktor für EM-Assets bleibt.
4. Wachstumsdynamik der EM muss sich gegenüber der Wachstumsdynamik an den entwickelten Märkten (Developed Markets, DM) verbessern. Mit zunehmender geldpolitischer Straffung in den EM dürfte das Wachstum in den Schwellenländern gegenüber den USA, Europa und Japan weiter nachlassen. Um die volkswirtschaftlichen Ungleichgewichte abzubauen, ist indes eine kräftigere Binnennachfrage vonnöten. Zweistellige Wachstumszahlen sind nicht mehr darstellbar. Hinzu kommen die sich verschärfenden politischen Krisen und wachsenden sozialen Spannungen in immer mehr Ländern, die das Wirtschaftswachstum in den EM belasten. In Thailand, der Türkei, der Ukraine, Südafrika und Brasilien ist die konjunkturelle Dynamik in letzter Zeit besonders deutlich eingebrochen, direkte Folge der politischen und sozialen Spannungen. Hinzu kommt, dass das EM-Wachstum kaum von der wiedererstarkten Nachfrage in der entwickelten Welt profitiert. Angesichts der Bedeutung des Handels innerhalb der EM und des Anteils von Rohstoffen an ihren Exporten ist der mögliche Nutzen durch den Aufschwung in den DM begrenzt. Dennoch dürften Länder wie Korea, Taiwan, Polen und Mexiko dank höheren Exporten in die entwickelte Welt in den nächsten Quartalen eine deutliche Konjunkturerholung erleben.
5. Kapitalströme in die EM müssen sich stabilisieren. Vorerst werden die Kapitalabflüsse sich indes beschleunigen.
6. Aufgrund der übermässigen Aufwertung um 32 % in den Jahren 2002 bis 2011 werden die realen effektiven Wechselkurse in den EM noch eine deutliche Abwärtskorrektur durchlaufen. Bisher sind diese Wechselkurse seit ihrem Spitzenstand 2011 um 8 % gesunken. Momentan liegen sie immer noch um 10 % über dem 50-Jahres-Trend.