03.12.2024, 10:52 Uhr
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Der Halbleiterhersteller Infineon hat seine Prognose für das laufende Jahr zum zweiten Mal in Folge gesenkt. So leidet die Branche weiter unter hohen Lagerbeständen, die Nachfrage nach verbrauchernahen Anwendungen schwächelt weiter. Trotzdem legt die Aktie zu.
Der Chip-Markt bleibt angespannt. Abseits des Hypes um Halbleiter für die künstliche Intelligenz (KI) haben bereits Wettbewerber wie STMicroelectronics zuletzt über eine entgegen den Erwartungen sinkende Nachfrage aus dem Automobilsektor geklagt - ein Geschäftsfeld, in dem Infineon stark vertreten ist. Die Senkung der Prognose bei Infineon kommt daher für Marktexperten nicht überraschend.
Die Aktie sprang um mehr als fünf Prozent nach oben. Die niedrigeren Jahresziele dürften Anlegern durchaus mehr Vertrauen in die Geschäftserholung geben, notierte etwa Bernstein-Analystin Sara Russo. Der Grund: Die Vorhersagbarkeit des Tiefs der Entwicklung habe sich verbessert.
Infineon blicke «zurückhaltend» auf den Rest des Geschäftsjahres, erklärte Konzernchef Jochen Hanebeck bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal. Mit einem Massnahmenbündel will das Management Kosten sparen und der Ergebniserosion entgegenwirken. Mit Details hielt sich Hanebeck in einer Telefonkonferenz zurück. Dabei ist auch ein Stellenabbau offenbar nicht ausgeschlossen. «Mögliche Auswirkungen auf Mitarbeiter» wolle man diesen in den kommenden Tagen und Wochen jedoch zunächst selbst kommunizieren.
Die Schwerpunkte des Programms liegen Infineon zufolge in den Bereichen «Fertigungsproduktivität, Portfoliomanagement, Preisqualität und Betriebskosten». Die Innovationskraft des Unternehmens soll dabei nicht beeinträchtigt werden. Auch hält das Management an dem Ausbau der Fertigung in Dresden und Kulim fest. Mittel- und langfristig blieben Dekarbonisierung und Digitalisierung starke strukturelle Treiber für den Wachstumskurs des Unternehmens, so Hanebeck.
Das Programm soll sich auf das Segmentergebnis mit einem hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag pro Jahr positiv auswirken. Erste finanzielle Vorteile erwartet Infineon im Laufe des Geschäftsjahres 2025. Der volle Effekt soll in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2027 wirksam werden.
Für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) erwartet der Halbleiterkonzern nun noch etwa 15,1 Milliarden Euro Umsatz plus/minus 400 Millionen Euro. Das sind in der Mitte der Spanne 900 Millionen weniger als zunächst in Aussicht gestellt. Etwa die Hälfte davon ist auf das sich abschwächende Automotive-Geschäft zurückzuführen, sagte Hanebeck in der Telefonkonferenz. Die Wachstumsaussichten für die Sparte wurden daher ebenfalls reduziert.
Im Bereich Green Industrial Power geht Infineon von einem stärkeren Umsatzrückgang aus als zuvor avisiert. Hier zeigte sich die Nachfrage bei erneuerbaren Energien und Energieinfrastruktur wegen hoher Lagerbestände bei den Kunden zuletzt weiter schwach. Auch für die anderen Bereiche wurde Infineon pessimistischer. Die Segmentergebnismarge des Konzerns, die das operative Ergebnis abbildet, wird bei etwa 20 Prozent gesehen. Zuvor hatte Infineon eine Segmentergebnismarge im niedrigen bis mittlerer 20er-Prozentsatz ausgegeben.
Im zweiten Quartal verzeichnete Infineon weitere Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis im Vergleich zum Vorquartal. Der Umsatz sank im Vergleich zum ersten Quartal um zwei Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Das Segmentergebnis ging um 15 Prozent auf 707 Millionen Euro zurück, was etwas besser war, als von Analysten und dem Unternehmen erwartet. Nach Steuern verdiente Infineon mit 394 Millionen Euro ein Drittel weniger als im Vorquartal.
Für das dritte Quartal stellt Infineon einen wieder steigenden Umsatz von etwa 3,8 Milliarden Euro in Aussicht. Die Segmentergebnismarge soll im oberen Zehn-Prozentbereich liegen, nach 19,5 Prozent im zweiten Quartal.