02.12.2024, 10:49 Uhr
«Europa steht wirtschaftlich unter Druck und muss seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen globalen Wirtschaftsmächten – insbesondere den USA – verbessern», heisst es im neuesten Marktausblick des...
Im Durchschnitt fallen die Erträge am Aktienmarkt in der Zeit von Mai bis September niedriger aus als im übrigen Jahr. Für dieses Jahr allerdings schätzt Ad van Tiggelen von ING Investment Management die Lage recht optimistisch für Aktienanleger ein. Lesen Sie dazu seine aktuelle Monats-Kolumne.
Im Durchschnitt fallen die Erträge am Aktienmarkt in der Zeit von Mai bis September niedriger aus als im übrigen Jahr. Das war auch im vergangenen Jahr der Fall: Die Angst vor einem Double-Dip beherrschte die Sommermonate und führte zu Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten sowie verstärktem Interesse an Anleihen. Wird auch der Sommer 2011 eine Saure-Gurken-Zeit am Aktienmarkt?
Auf den ersten Blick drängt sich dieser Eindruck nahezu auf. Die globalen Wachstumsindikatoren scheinen ihren Höchststand bereits erreicht zu haben, insofern dürften die positiven Ertragsüberraschungen in den kommenden Quartalen nachlassen. Die Zentralbanken drehen bereits wieder an der Zinsschraube und eine Verlängerung der qualitativen Lockerung in den USA über Juni hinaus ist äusserst unwahrscheinlich. Die Rettungsleine, die die Zentralbanken in der Krise angeschlagenen Unternehmen zugeworfen hatten, wird allmählich zurückgezogen.
Hinzu kommt, dass die Volatilität der Aktienkurse trotz deutlicher Marktrisiken ungewöhnlich niedrig ist. Man muss sich in der Tat fragen, warum die Krise im Nahen Osten, die Staatsschuldenkrise an der Euro-Peripherie und die Tatsache, dass S&P den Ausblick für die USA gesenkt hat, keine grösseren Wellen geschlagen haben. Ist die Anlegerschaft zu selbstgefällig? Sofern das der Fall ist, dann wird das jedenfalls nicht von den wichtigsten Stimmungsbarometern untermauert. Bei den zugrunde liegenden Umfragen unter Marktteilnehmern zeigte sich weder aussergewöhnlicher Optimismus noch eine aggressive Positionierung am Markt. Insgesamt erscheinen Kapitalanleger besonnen und vorsichtig statt selbstgefällig.
Aktien aus Bequemlichkeit
Nach unserem Dafürhalten lässt sich die Belastbarkeit der Aktienmärkte vielmehr durch die starken Rahmendaten und einen Mangel hochrentierlicher Alternativen erklären. Denn schliesslich sind Aktien nicht teuer und die anderen Asset-Klassen werden derzeit wohl kaum mehr als 3 bis 6 Prozent jährlich abwerfen. Daher halten viele Kapitalanleger Aktien eher aus Bequemlichkeit als aus Überzeugung. Ihre Erwartungen sind bescheiden und werden auf kurze Sicht wohl nicht enttäuscht es sei denn, die Lage im Nahen Osten oder die Schuldenkrise läuft völlig aus dem Ruder.
Die Rahmendaten stellen sich für Aktien jetzt eindeutig besser dar als im letzten Jahr um diese Zeit: Der globale Aufschwung hat sich gefestigt und deutlich ausgeweitet. Nach einer weiteren Phase mit hohem Ertragswachstum (40 Prozent in 2010 und rund 15 Prozent im ersten Quartal 2011) sind die Unternehmensbilanzen im Gegensatz zu manchen Staatshaushalten jetzt ausgesprochen solide.
Zykliker weniger attraktiv
Angesichts der hohen Ertragszuwächse erscheinen die Bewertungen an den Aktienmärkten vor allem im Vergleich zu früheren Perioden angemessen. Dabei muss man sich vor Augen führen, dass die Unternehmenserträge bis Ende dieses Jahres wahrscheinlich ihren Höchststand von 2007 übertreffen werden, während die globalen Aktienkurse immer noch fast 25 Prozent unter ihrem Hoch von 2007 liegen. Natürlich ist dieses vergleichsweise niedrige Niveau vor allem auf die Kursentwicklung bei Finanzwerten und bestimmten defensiven Sektoren zurückzuführen. Die Bewertung zyklischer Titel hat hingegen mit der Entwicklung mitgehalten und ist inzwischen weniger attraktiv.
Eines der grössten Probleme mit dem Grundsatz "im Mai verkaufen" ist das Timing, das absolut präzise sein muss. Nicht nur der Zeitpunkt des Verkaufs, sondern auch der Zeitpunkt des Rückkaufs müssen stimmen. Das ist oftmals schwierig. Davon abgesehen sind wir noch nicht überzeugt, dass die Anlegerschaft übermässig optimistisch ist beziehungsweise Aktien überbewertet sind. Aktien werden sich zweifelsohne Problemen gegenübersehen, aber die sind am Markt wohlbekannt und wurden allem Anschein nach bereits eingepreist.
Emerging Markets und Dividenden im Fokus
Vor uns liegt wahrscheinlich ein illiquider, volatiler Sommer, in dem Aktien sich überwiegend seitwärts bewegen werden einerseits geprägt von zunehmend positiveren Unternehmensrahmendaten und andererseits vom etwas nachlassenden Wirtschaftswachstum. Vor diesem Hintergrund setzen wir auf das lebhafte Wachstum an den Emerging Markets sowie die hohen Dividenden(zuwächse) an den entwickelten Märkten.
(mak)