02.12.2024, 10:49 Uhr
«Europa steht wirtschaftlich unter Druck und muss seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen globalen Wirtschaftsmächten – insbesondere den USA – verbessern», heisst es im neuesten Marktausblick des...
Peter Bezak von Zurich Invest erklärt, warum die Perspektiven der aufstrebenden Volkswirtschaften gegenüber entwickelten Industrieländern attraktiver sind.
Der grösste Teil der Weltbevölkerung lebt in Schwellenländern. Durch die enorme Bevölkerungsanzahl und die wachsende Mittelklasse versprechen solche Entwicklungsregionen eine anhaltende Konsumbereitschaft, meint Peter Bezak, Anlageexperte bei der Zurich Invest. Er ist der Meinung, dass die Perspektiven der aufstrebenden Volkswirtschaften gegenüber entwickelten Industrieländern attraktiver sind und dass Schwellenländer ideale Voraussetzungen bieten, um ein reales Alpha zu generieren.
Wie Bezak ausführt, schaffen allein die Bevölkerungszahlen dieser Märkte eine gewaltige Nachfrage: Gemäss dem internationalen Währungsfonds wohnen 82 Prozent der Gesamtbevölkerung in den wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (vgl. Abbildung). Hinzu kommt, dass die Mittelklasse, die ihr Leben so angenehm wie möglich gestalten möchte, stetig wächst. Die Bewohner der Schwellenländer sind auf ein besseres Leben bzw. Konsum ausgerichtet – und zwar nicht nur für die nächsten paar Jahre, sondern für ihr ganzes Leben sowie für ihre Kinder. Das bedeutet, dass das Wachstum der Konsumausgaben in diesen Ländern nicht nur über Jahre, sondern vielmehr über Jahrzehnte hinweg anhalten wird.
Bezak sieht folgende Gründe für die hohe Attraktivität der aufstrebenden Volkswirtschaften:
Demographisches Profi: Zum einen weisen Schwellenländer ein besseres demographisches Profil aus als entwickelte Länder: Vergleichsweise setzt sich die Bevölkerung von Entwicklungsländern aus jüngeren, erwerbstätigen Personen zusammen. Entsprechend stelle der demographische Wandel in den Schwellenländern eine geringere Herausforderung dar.
Urbanisierung: "Zum anderen nimmt die Urbanisierung in den Schwellenländern zu, was den wirtschaftlichen Wandel antreibt und neue Möglichkeiten schafft", erklärt Bezak. So entwickeln sich zum Beispiel das Gesundheitswesen und die medizinischen Fortschritte, was zu verbesserten Lebensbedingungen und rückläufigen Sterblichkeitsraten führe.
Einheitliche Rahmenbedingunen: Zudem sorgen die zunehmenden Regulationen für einheitliche Rahmenbedingungen aller Marktteilnehmer, sagt der Experte. Dadurch würden die Entwicklungen in vielen Bereichen wie des Mobilfunks, der Versicherungen und der Kredite stark gefördert. "Und weil Konsum stark durch Kredite getrieben wird, nähert sich der Konsumstandard in vielen Schwellenländern stetig dem westlichen Niveau an. Von dieser Konsumdynamik profitieren die Banken und konsumorientierte Firmen, was wiederum Investoren anzieht."
Die Schwellenländer bieten laut Bezak erfahrenen Investment Managern ideale Voraussetzungen für ein aktives Management, das reale Alphas generieren kann: Einerseits weisen Aktienmärkte Ineffizienzen aus, die sich durch geringe lokale Expertise und wenig stark analysierte Märkte kennzeichnen. Entsprechend sind Berichte von Analysten über Basiswerte dünn gesät und die Nachfrage nach Investment-Know-how ist gross.
Andererseits sei die Heterogenität der Märkte in Schwellenländer ein Plus: "Höhere Komplexität, hohe Volatilitäten und tiefere Korrelationen untereinander sind in diesen Märkten zu verzeichnen, was fähige, aktive Investment Manager zu ihrem Vorteil nutzen können", so Bezak. Die langfristigen Trends in den Schwellenländern sowie die Anlageprozesse sollten stets überwacht werden, um das Outperformance-Potenzial auszuschöpfen. Da im Vergleich zu den entwickelten Industrieländern eine geringe Anzahl von Analysten über Schwellenländer-Unternehmen berichtet, würden die Renditestreuungen auf Einzeltitelebene verstärkt. Deshalb seien auch die Analystenschätzungen zu den Aktienwerten in Schwellenländern weniger präzise als bei Industrietiteln. "Eine Chance für aktive Portfolio-Manager, eine überdurchschnittliche Performance zu erzielen", meint Bezak.
Aktuell sind die Bewertungen von Schwellenländern im Vergleich zu vielen Industrienationen äusserst attraktiv. Beispielsweise die international beachtete Bewertungskennzahl zur Bewertung von Aktien, das Price-to-Book Ratio, zeigt deutlich, wie gross der Abschlag des MSCI Emerging Markets Index gegenüber dem des MSCI World Index der entwickelten Märkte ist (vgl. Abbildung unten). "Unter dem Gesichtspunkt, dass Schwellenländer-Aktien zudem in den Portfolios westlicher Anleger oft unterrepräsentiert sind, stellen sie einen sehr grossen Nachholbedarf dar", so Bezak.