Hat China die Talsohle erreicht?

Bild: Ralf Hanke/pixelio
Bild: Ralf Hanke/pixelio

NN Investment Partners geht davon aus, dass in seinen Dividendenfonds für Schwellenländer bzw. Asien in China nach dem jüngsten Kurseinbruch attraktive Kaufgelegenheiten bestehen. Nach Auffassung von NN IP wurde nicht viel Porzellan zerschlagen; es handelte sich eher um einen Sturm im Wasserglas.

14.07.2015, 14:31 Uhr

Autor: ce/kgh

Robert Davis, Senior Portfolio Manager Emerging Markets High Dividend bei NN Investment Partners, erläutert: "Mit Blick auf die Aktienmärkte ist die chinesische Politik - was selten vorkommt - in jüngster Zeit so öffentlich gescheitert, dass es zu einer ernsthaften Marktkorrektur gekommen ist. Da jedoch die Verschuldung, die das Problem im Wesentlichen verursacht hat, jetzt abgebaut wird und inzwischen sehr umfangreiche politische Gegenmassnahmen getroffen werden, sollten die Märkte etwa auf dem jetzigen Niveau die Talsohle erreichen. Bei durch "Margin Calls" ausgelösten, undifferenzierten Verkäufen auf breiter Front sollten sich attraktive Kaufgelegenheiten ergeben."

Solide Aktienmärkte spielen in den umfassenden Plänen der chinesischen Regierung zur Reduzierung des Schuldenstands in der Gesamtwirtschaft eine wichtige Rolle. Bei robusten Märkten sind IPOs und andere Formen der Eigenkapitalaufnahme möglich, so dass praktisch Fremd- in Eigenkapital umgewandelt wird. Auch Privatanleger wurden dazu ermutigt, an den Aktienmärkten zu investieren, wobei die Schuldenstände nicht überwacht wurden. Dadurch legten die Kurse an den lokalen Märkten innerhalb weniger Monate um über 130% zu, wozu auch ein kräftiger Anstieg des "Margin Trading" beitrug. Als die Behörden das Problem erkannten, versuchten sie, die Verschuldung unter Kontrolle zu bringen - und brachten dadurch die von ihnen selbst verursachte Blase zum Platzen. Der Anstieg bzw. Rückgang des Shanghai Composite Index verläuft praktisch parallel zum Anstieg bzw. Rückgang des "Margin Lending" durch chinesische Broker.

Manu Vandenbulck, Senior Portfolio Manager Emerging Markets High Dividend bei NN Investment Partners, erläutert: "Wir gehen nicht davon aus, dass die Marktkorrektur Folgen für die chinesische Wirtschaft insgesamt hat, weil kaum Hinweise darauf zu erkennen sind, dass die ursprüngliche Rallye zu Vermögenseffekten geführt hat. Sie hat sich einfach zu schnell ereignet. Der Rückgang des "Margin Lending" hat die Anleger dazu gezwungen, Positionen rasch und undifferenziert zu verkaufen - und dadurch bieten sich geduldigen Anlegern Chancen."

Chinas politische Reaktion zur Eindämmung der Marktkorrektur kam zunächst zu spät und war nicht ausreichend. In den vergangenen Tagen wurden jedoch zahlreiche Massnahmen zur Stützung der Aktienkurse angekündigt. Viele davon sind - zumindest für Beobachter der westlichen Zentralbankpolitik - konventionell: Es wird Liquidität für den Kauf von Papieren am Markt bereitgestellt. In einem umstritteneren Schritt setzte die Regierung den Handel mit über der Hälfte der Aktien an den Onshore-A-Märkten aus. Diese Massnahme wird jetzt langsam zurückgenommen.

NN IP investiert nicht direkt in den chinesischen Markt für "A-Aktien", aber die Korrektur war auch am Offshore-Markt für "H-Aktien" in Hongkong zu spüren. Robert Davis zieht das Fazit: "Auf dem Festland waren die Bewertungen in der Spitze sehr hoch. Die chinesischen H-Aktien wurden aber von der Onshore-Marktblase nicht angesteckt, und die Bewertungen blieben insgesamt angemessen. Vor allem verhält sich der Markt reif, und die Aktien wurden trotz der Volatilität weiter gehandelt. Es kam nicht wie auf dem Festland zu Handelsaussetzungen. Seit dem Kursrückgang handelt der HSCEI-Index zu einem KGV von unter neun. Er enthält Unternehmen mit soliden Bilanzen, stabilen Cashflows und sicheren Dividenden und erscheint im globalen Schwellenländer-Universum sehr attraktiv."

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