20.12.2024, 14:24 Uhr
Das neue Diätmittel CagriSema von Novo Nordisk ist zwar besser als das alte Mittel, aber nicht besser als die Konkurrenz. Das führt zu einem Kurssturz weil mehr erwartet worden war.
Seit dem Frühling dieses Jahres erfüllt die Schweiz die US-Kriterien für Währungsmanipulation. Sven Schubert von Vontobel Asset Management ist dennoch der Ansicht, dass eine Intervention vorerst unwahrscheinlich ist. Denn die Schweiz habe gute Verteidigungsargumente.
Die Schweiz, eingestuft als Währungsmanipulator? Das könnte bald Realität werden. Denn die Eidgenossenschaft erfüllt derzeit alle drei Kriterien, anhand derer das US-Finanzministerium unfaire Währungspraktiken von US-Handelspartnern beurteilt. Erstens liegt der Leistungsbilanzüberschuss der Schweiz mit 10% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) deutlich über dem von den USA definierten Schwellenwert von 2%. Zweitens ist der bilaterale Handelsbilanzüberschuss der Schweiz mit den USA um 32 Mrd. US-Dollar höher als der Wert, der von den USA als akzeptabel erachtet wird. Drittens deutet die Zunahme der Sichteinlagen von Geschäftsbanken bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Höhe von 10% des BIP über die letzten zwölf Monate auf Deviseninterventionen in etwa gleicher Höhe hin. Diese Interventionen wurden getätigt, um den EUR/CHF-Kurs im Zuge der Coronakrise über der 1.05-Marke zu halten. Allerdings liegen sie weit über den von den USA festgelegten 2%.
"Dennoch ist es für eine 'Verurteilung' seitens den USA wohl noch zu früh", schätzt Sven Schubert, Senior Investment Strategist bei Vontobel Asset Management. Er basiert diese Einschätzung darauf, dass der Beobachtungszeitraum des längst überfälligen Berichts des US-Finanzministeriums sich auf das Kalenderjahr 2019 beziehen dürfte, in welchem die Schweiz die Interventionsschwelle noch nicht überschritten hatte. "Den Status des Währungsmanipulators könnte die Schweiz daher frühestens im übernächsten Bericht erlangen", folgert Schubert.
Unmittelbare Konsequenzen hätte eine solche "Verurteilung" ohnehin nicht, auch wenn sie dem US-Präsidenten Donald Trump das Recht auf Massnahmen gegen die Schweiz verleihen würde. Einerseits geht der Experte davon aus, dass Donald Trump im derzeitigen US-Wahlkampf einen anderen Fokus als die "Währungsmanipulation" der Schweiz haben dürfte. Zum anderen sei anzunehmen, dass die USA zuerst bilaterale Verhandlungen anstreben würden, wie in Zukunft die Kriterien eingehalten werden sollen. "Zumindest wurde dies in vorherigen Fällen so gehandhabt", kommentiert Schubert.
In solchen Verhandlungen hätte die Schweiz voraussichtlich einen Sonderfallstatus, glaubt der Spezialist: "Zum einen dürfte Einvernehmen darüber herrschen, dass der Franken nicht unterbewertet ist. Der faire Wert zum Euro liegt zwischen 1.17 bis 1.27 Franken. Weiterhin sprechen die meisten Modelle gegenüber dem US-Dollar für eine faire, bis leicht teure Bewertung des Frankens." Zum anderen sei der Leistungsbilanzüberschuss der Schweiz deutlich überschätzt. Dies habe damit zu tun, dass die Schweiz verhältnismässig viele Hauptsitze multinationaler Unternehmen beheimatet. Gemäss Vorgabe des Internationalen Währungsfonds werden dabei bestimmte Besitzverhältnisse dieser ausländischen Investoren der Schweizer Leistungsbilanz gutgeschrieben, was diese verzerrt und aufbläht. Weiterhin sei der Aufwertungsdruck der lockeren Geldpolitik im Ausland – insbesondere in den USA und der Eurozone – geschuldet, welche den historischen Zinsnachteil der Schweiz nahezu habe verschwinden lassen.
"Daran dürfte sich auch in absehbarer Zeit nicht viel ändern. Schliesslich hat das Fed an ihrer Jackson-Hole-Sitzung im Sommer signalisiert, dass die Zinsen für einen längeren Zeitraum tief bleiben werden. Somit gehen wir über die kommenden Jahre von einem anhaltenden Aufwertungsdruck aus, welcher den Franken in Richtung Parität gegenüber dem Euro steigen lassen dürfte", sagt Schubert. Auch gegenüber dem Dollar werde sich der Franken wahrscheinlich behaupten können, wobei davon auszugehen sei, dass der Wert des Dollars 2021 auf unter 0.90 Franken fallen könnte.
Kurzfristig sei anzunehmen, dass der Franken eine Verschnaufpause einlegen und sich eher seitwärts bewegen werde. "Zum einen haben spekulative Investoren starke Long-Positionen aufgebaut, welche im Vorfeld eines volatilen US-Wahlkampfes abgebaut werden könnten. Zum anderen könnte der Effekt globaler Lockerungsmassnahmen auf das weltweite Renditegefüge zum Stillstand kommen", erklärt Schubert. Während sich die Renditen stabilisieren dürften, sei derzeit eine etwas stärker zurückkommende Inflation in der Schweiz zu beobachten. Das reduziere den Aufwertungsdruck auf den Franken, da die reale Verzinsung – also die Rendite minus die Inflation – in der Schweiz im Fallen begriffen sei. "In den vergangenen Jahren war dies der Startschuss für eine temporäre Euroaufwertung gegenüber dem Franken. Ein solches Szenario würde sicherlich auch der SNB gefallen – über ein Zurückschrauben der Deviseninterventionen könnte sie vielleicht doch noch den Stempel des Währungsmanipulators verhindern", meint Schubert abschliessend.