23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Laut Markus Tischer, Senior Quantitative Analyst und Portfoliomanager bei Bantleon besteht in den kommenden Monaten das akute Risiko, dass sich Anleger durch Verkäufe von Zinsterminkontrakten vor einem weiteren Zinsanstieg schützen werden und dadurch die Renditen weiter nach oben treiben.
Der November war weltweit von steigenden Renditen geprägt. So zogen die Zinsen für 10-jährige US-Staatsanleihen mit 2,41% auf den höchsten Stand seit Juni 2015 an. Gleichzeitig erreichten japanische Langläufer, 10-jährige Bundesanleihen und Schweizer Eidgenossen ebenfalls neue zyklische Höchststände. Alle diese Märkte haben gemein, dass die Renditen seit vier Monaten aufwärts gerichtet sind.
Die Ursachen für diese Entwicklung liegen auf der Hand. Nahezu gleichzeitig mit dem Erreichen der historischen Renditetiefststände zur Jahresmitte legte die Konjunkturdynamik sowohl in den USA als auch in Deutschland, in Japan und der Schweiz deutlich zu. So erreichten die Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes in diesen Regionen zyklische Höchststände. Mit dieser Konjunkturentwicklung zogen auch die Inflationserwartungen, gemessen an der Zinsdifferenz zwischen lang laufenden nominellen Anleihen und inflationsbesicherten Papieren, in den USA sowie in Deutschland und Japan markant an. Dass dieser Mix aus konjunktureller Aufwärtsbewegung und aufkommender Inflationsangst pures Gift für die Anleihenmärkte ist, wundert nicht. In den USA kommt hinzu, dass die Fed bereits im Dezember mit Zinserhöhungen auf diese Entwicklung reagieren dürfte.
Der Bullenmarkt ist vorbei
Betrachtet man das langfristige Chartbild von US-Treasury-Futures seit 1981, dann wird klar, dass der Renditeanstieg im November zu einem Bruch des seit 35 Jahren bestehenden Abwärtstrends geführt hat. Deshalb besteht in den kommenden Monaten das akute Risiko, dass sich Anleger durch Verkäufe von Zinsterminkontrakten vor einem weiteren Zinsanstieg schützen werden und dadurch die Renditen weiter nach oben treiben. Der nächste für 10-jährige T-Notes relevante Widerstand in Form des seit 1987 bestehenden Abwärtstrends verläuft bei etwa 3,0%. Diesem Sog dürften sich auch deutsche Bundesanleihen und Schweizer Eidgenossen nicht entziehen können. Deshalb ist auch hier mittelfristig mit Kursverlusten zu rechnen. Aus charttechnischer Sicht ist ein Niveau von 1,0% für 10-jährige Bundesanleihen und die Nulllinie bei lang laufenden Eidgenossen realistisch.
Die Gezeitenwende am Anleihenmarkt ist da. Sollte sich weder die Konjunktur- noch die Inflationsentwicklung markant umkehren, dann dürfte der Bullenmarkt bei Staatsanleihen weltweit zunächst vorüber sein und uns perspektivisch eine Phase steigender Zinsen bevorstehen. Entsprechend dürfte in den kommenden Quartalen aktives Management von Staatsanleihen einer passiven Indexabbildung deutlich überlegen sein. Oder anders ausgedrückt: Besitzer von Anleihen-ETFs müssen in den nächsten Monaten mit deutlichen Kursverlusten rechnen.