25.11.2024, 14:10 Uhr
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Der US-Präsidentschaftswahlkampf könnte die Volatilität an den Finanzmärkten erhöhen. Besonders die Aussagen von Donald Trump sorgen für Verunsicherung, findet Sushil Wadhwani, Fondsmanager bei GAM.
Der Ausgang der Wahl des US-amerikanischen Präsidenten im November 2016 ist offen wie nie zuvor. Die Unsicherheit über den Wahlausgang beschäftigt auch die Finanzmärkte und könnte zu einer erhöhten Volatilität führen je näher der Wahltag rückt. Dieser Ansicht ist Sushil Wadhwani, Fondsmanager für den Vermögensverwalter GAM und CEO von Wadhwani Asset Management. "Die Unsicherheit besteht in zweierlei Hinsicht: Erstens geht es darum, wer gewinnen wird, zweitens darum, was der Gewinner beziehungsweise die Gewinnerin nach dem Amtsantritt für eine Politik verfolgt. Beide Punkte sind eng miteinander verknüpft. Das gilt ganz besonders dann, wenn ein enges Rennen ums Weisse Haus dazu führt, dass die Kandidaten ihre politischen Positionen verändern, um in der Wählergunst am Ende ganz vorne zu liegen", sagt Wadhwani.
Trumps Aussagen könnten die Märkte in Bewegung bringen
Im Moment lautet die gängige Meinung der amerikanischen Öffentlichkeit zwar, dass Donald Trump als wahrscheinlicher Kandidat der Republikaner gegen Hillary Clinton, die voraussichtliche Kandidatin der Demokraten, an der Wahlurne chancenlos sei. Dennoch beschäftigen Trumps Aussagen die Medien. Erst kürzlich spielte Trump öffentlich mit dem Gedanken, im Falle seines Wahlsieges Janet Yellen als Präsidentin der amerikanischen Zentralbank (Fed) abzusetzen. "Wenn die Meinungsumfragen sich so entwickeln, dass Trump eine realistische Chance auf das Präsidentenamt zugetraut wird, könnten solche Statements an den Finanzmärkten zu hoher Volatilität führen. Momentan gehen die Märkte allerdings davon aus, dass Hillary Clinton das Rennen macht und sich nicht viel ändert: Weiterhin wäre ein Präsident aus der demokratischen Partei im Amt und hätte Probleme, Dinge erledigt zu bekommen. Alle Entwicklungen, die von diesem Szenario abweichen, würden die Märkte in Bewegung bringen", erklärt der Experte.
Partei spielt bei künftiger Politik traditionell eine zentrale Rolle
Viele historische Arbeiten, die die Zusammenhänge von Wahlen und Marktentwicklungen untersucht haben, legen laut Wadhwani nahe, dass letztlich die Partei eines Präsidenten bei der späteren Politikgestaltung eine wichtige Rolle gespielt habe. "Dieses Mal könnte das allerdings anders ein, denn Trump ist ein untypischer Kandidat, weil er kein echter Republikaner ist. Ich fürchte, wir könnten in diesem Fall gezwungen sein, bisher gültige Gesetzmässigkeiten neu zu formulieren", so Wadhwani. In den Jahren nach der Finanzkrise sei die Geldpolitik von primärer Bedeutung gewesen. Fiskalpolitik sei hingegen nur auf dem Höhepunkt der Krise in den Fokus gerückt, um die Wende zu schaffen, und zusätzlich zur Zeit der Fiskalklippe im Jahr 2012 damals allerdings in negativer Weise. "Wenn ein neuer Präsident nun bereit wäre, tatsächlich das Setup der Fed hinsichtlich des Personals oder der Spielregeln zu ändern, würde das für die Märkte von Bedeutung sein. Zudem könnte der Standpunkt des Präsidenten in Steuerfragen eine grössere Rolle spielen als in den vergangenen Jahren vor allem dann, wenn ein möglicher Präsident Trump die Rolle des Staates nach dem Vorbild der Reagan-Ära in grossem Stil beschneiden würde, zum Beispiel durch nicht gegenfinanzierte Steuersenkungen", erläutert Wadhwani. Er führt weiter aus: "Das könnte dann leicht die zyklische und strukturelle Wirtschaftsentwicklung treffen. Ausserdem könnten dann Fragen bezüglich der Nachhaltigkeit des Staatshaushalts aufkommen, selbst wenn die Steuersenkungen zunächst einen kurzfristigen Stimulus für die Wirtschaft nach sich ziehen würden."
Finanzmärkte setzen auf Hillary Clinton
Im Falle eines Sieges von Hillary Clinton würden die Finanzmärkte sich daher wohl nicht stark bewegen, meint Wadhwani. Denkbar sei aber eine moderate Rally, weil die Marktteilnehmer über die Wahl Clintons möglicherweise erleichtert wären. Wenn der nächste Präsident jedoch Trump hiesse, würde das Risiko aus Marktsicht erheblich höher liegen. "Viele Menschen sind beunruhigt, dass Trumps drastische Rhetorik die Märkte in Aufregung versetzen könnte. Diese Beunruhigung erstreckt sich auch auf den Handel, wo von seiner Seite zum Beispiel Handelsbeschränkungen in Bezug auf China ins Spiel gebracht worden sind. Alle Anzeichen, die auf eine künftige Destabilisierung der chinesischen Währung hindeuten, könnten das Risiko einer weltweiten Rezession erhöhen und starke Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben." Für beide potenzielle Präsidenten gelte aber, dass sie wahrscheinlich nur mit der Unterstützung des amerikanischen Kongresses weitreichende Wirkung entfalten könnten.
Auch wenn es bis zum Urnengang noch einige Monate sind, wagt Sushil Wadhwani bereits jetzt eine Prognose: "Ich gehe davon aus, dass Hillary Clinton die Wahl für sich entscheiden wird, wenn auch nur knapp. Allerdings sollte man nicht unterschätzen, dass Donald Trump die Experten bisher überrascht hat. Die Möglichkeit, dass er seinen Einsatz erhöht oder Clinton durch ihre E-Mail-Affäre beschädigt wird, besteht weiterhin."