23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Wenn die Lage im Ukraine-Konflikt durch den Erlass harter Sanktionen durch Europa und die USA weiter eskaliert und Russland das Gas abdreht, könne Deutschland froh sein, über den Winter zu kommen, sagt Jens Erhardt von DJE Kapital. Sollte noch mehr passieren, erwartet er eine starke Rezession in Deutschland und Europa.
Den II. Weltkrieg, als der Rüstungsboom der Nazis die Aktienkurse noch 1941 um 20% nach oben trieb, hat Jens Ehrhardt an der Börse nicht erlebt. Aber der bald 80-jährige Gründer von DJE Kapital hat in seinen fast 60 Jahren an der Börse einige Kriege und Konflikte miterlebt: Vietnam, Prager Frühling, Sechstagekrieg, Jom Kippur, Kuwait, Irak, Krim. Jetzt eben Putin in der Ukraine. "Die Geschichte zeigt, dass die Börsen politische Schocks schnell überwinden", sagt Ehrhardt. Er setzt auf Verhandlungen.
Die Ukraine-Krise werde uns länger treffen, erläutert Jens Ehrhardt: "Das liegt vor allem an unserer Abhängigkeit vom russischen Erdgas. Es ist Unsinn, wenn Ursula von der Leyen sagt, wir könnten uns mit Flüssiggas versorgen, dafür fehlt es an der Infrastruktur und den Schiffen." Der Ukraine/Russland-Konflikt dürfte nach Erhardts Ansicht aber kaum der "grösste Angriffskrieg seit dem Zweiten Weltkrieg" werden (so die Prognose von US-Präsident Biden), sondern eher ein Nonevent für die Weltkonjunktur. Russland habe zwar selektive Bedeutung für Erdöl und Rohstoffe als Lieferant, aber mache nur 1,3% des Welt-Bruttosozialprodukts aus.
Bisher hätten die Russen immer geliefert, auch im Kalten Krieg. Die Kriegsangst sieht man auch an den Börsen: "Aktuell halte ich beim Dax ein langfristiges Minus von 5% für möglich. Man weiss aber nicht, wie es sich entwickelt, wenn Europa mehr Sanktionen erlässt und die Lage weiter eskaliert. Wenn Russland uns das Gas abdreht, können wir froh sein, wenn wir über den Winter kommen, von der Industrie ganz schweigen", so Erhardt. Man müsse ja auch unangenehme Themen wie Cyber-Angriffe bedenken, bei denen die Russen Spezialisten sind. Sollte noch mehr passieren, erwarte er eine starke Rezession in Deutschland und Europa: "Deswegen ist es Unsinn, jetzt die Muskeln spielen zu lassen."
Rohstoffe als Anlageform seien jetzt eine gute Wahl, Gold, Silber und Paladium, gerne auch physisch. Die Preise seien zwar aktuell hoch, aber er glaube nicht, dass sie schon ihre Spitze erreicht haben. "In Krisenzeiten flüchten die Menschen in sichere Anlagen – und hier ist noch Luft nach oben. Auch die Aktien von Öl- und Gaskonzernen können jetzt profitieren – sofern sie nichts mit Russland zu tun haben", sagt Ehrhardt.