25.11.2024, 14:23 Uhr
«Wir sind derzeit vorsichtig optimistisch in Bezug auf Staats- und Unternehmensanleihen», sagt Rochus Appert, Länderchef Schweiz von PGIM Investments im Interview. Er beobachtet hier einen Fokus auf tendenziell...
Experten von T. Rowe Price haben fünf Hauptthemen ausfindig gemacht, die weiter die Schlagzeilen beherrschen werden und die Performance von Finanzanlagen im Jahr 2019 massgeblich beeinflussen dürften.
Während das Jahresende näher rückt, sehen sich die Anleger mit allerlei disruptiven Entwicklungen konfrontiert in der geopolitischen Arena steht die Möglichkeit von Handelskriegen im Raum, in der Geldpolitik sorgen regionale Unterschiede für Probleme, und generell stellt das spätzyklische Umfeld die Volkswirtschaften vor Herausforderungen.
China labil gegenüber einer Krise
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China eskaliert seit einiger Zeit. "Vielleicht wird sich die Situation erst weiter verschlimmern, bevor sie sich zum Besseren wendet", denken Yoram Lustig, Head of Multi-Asset Solutions EMEA und Nick Samouilhan, Solutions Strategist EMEA von T. Rowe Price. Noch würden beide Seiten ein Spiel spielen, bei dem keiner zuerst nachgeben will. "Eine Verschlechterung des Verhältnisses zwischen den beiden Supermächten könnte weitreichende Folgen haben", sagen die beiden Experten. Dazu würden ein schwächerer Renminbi und ein stärkerer US-Dollar, wachsende geopolitische Spannungen und ein Rückgang des globalen Wachstums zählen. Ein weniger offensichtliches, aber potenziell grösseres Risiko sei der Effekt auf die Inflation in den USA höhere Preise aufgrund von Zöllen könnten zu einem unerwartet deutlichen Anstieg der Teuerungsrate und anschliessend zu massiven Kursverlusten an den amerikanischen Zins- und Aktienmärkten führen.
Ein Handelskrieg hätte möglicherweise nur sehr geringe direkte Auswirkungen auf die US-Wirtschaft, er könnte aber das Wirtschaftswachstum in China in den nächsten zwei Jahren nach Angaben des Internationalen Währungsfonds um fast 2% schmälern. Das hätte ernste Folgen für die Weltwirtschaft. China gilt seit Jahren als grosses Risiko, und angesichts wachsender Ungleichgewichte in der chinesischen Wirtschaft könnten sich die Befürchtungen nun am Ende doch bewahrheiten. Der chinesische Aktienmarkt ist 2018 wegen des Handelskonflikts bereits stark gefallen. Nach der globalen Finanzkrise von 2008 war China die Wachstumslokomotive, die mitgeholfen hat, den Rest der Welt aus der Rezession zu ziehen. "Möglicherweise besitzt das Land nicht die nötige Kraft, um das noch einmal zu schaffen", schätzen die beiden Experten. Sollte der Handelskonflikt jedoch beigelegt werden, worauf die jüngsten Entwicklungen hindeuten würden, könnten sich bei chinesischen Wertpapieren Kaufgelegenheiten auf sehr günstigem Niveau eröffnen.
Ende der lockeren Geldpolitik
Seit der Kreditkrise von 2008 sind die Renditen von Staatsanleihen deutlich gesunken. Das lag laut den Experten zum Teil an der expansiven Geldpolitik, dem "Quantitative Easing" (QE), und zum Teil an gedämpften Erwartungen für kurzfristige Zinsen, Inflation und Wirtschaftswachstum. Diese Erwartungen würden sich in der flachen Renditekurve widerspiegeln. Inzwischen wurde das Ende der lockeren Geldpolitik eingeleitet und damit steht der Beginn eines Erhöhungszyklus an. "Dieser Wendepunkt könnte weitreichende Folgen für Anleihen und alle anderen Anlageklassen haben", meinen die Experten.
Das grösste Risiko sei ein überraschendes Emporschnellen der Inflation nebst einer daraus resultierenden Erkenntnis, dass die Notenbanken der Entwicklung hinterherhinken und die Zinsen nun schneller anheben müssen als bisher angenommen. Bei einem solchen Szenario könne es zur Korrektur sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihemärkten kommen. Das wäre problematisch für Portfolios, deren Diversifikation auf der Annahme einer negativen Korrelation zwischen Aktien und Anleihen beruhe. Höhere US-Anleiherenditen könnten gemäss den Experten dem Dollar Auftrieb geben, was den Kunden, die in US-Wertpapieren investiert sind, einen gewissen Schutz verschaffen würde.
Gratwanderung bei Schwellenmärkten
"Höhere US-Zinsen könnten Kapitalflüsse von den Schwellenländern in die USA umlenken, da die Opportunitätskosten einer Anlage in sichereren US-Wertpapieren dadurch sinken würden", meinen die Experten. Zudem dürfte eine Kombination von höheren US-Zinsen und stabilen Zinsen ausserhalb der USA den Dollar stärken. Für Schwellenländer wäre es dann schwieriger, in US-Dollar denominierte Schulden zurückzuzahlen, besonders vor dem Hintergrund eines potenziell verschärften Protektionismus und möglicher globaler Handelskriege. Jeder dieser Faktoren würde für sich genommen, oder selbst in Kombination, nicht zwangsläufig zu einer Krise der Schwellenländer führen. Die ernsten Probleme in Ländern wie Argentinien, der Türkei oder Brasilien könnten jedoch laut Lustig und Samouilhan auch auf andere Staaten übergreifen.
Globale Aktienmärkte weiter im Haussezyklus
"Präsident Trump wird alles in seiner Macht Stehende tun, um die US-Wirtschaft auf Kurs zu halten, denn davon hängt der Erfolg seiner Präsidentschaft ab", erklären Lustig und Samouilhan. Nach den Zwischenwahlen könne sein Handlungsspielraum allerdings etwas eingeschränkt sein. Der laufende Konjunkturzyklus sei mittlerweile einer der längsten in der Geschichte, doch die Experten sehen keine direkten Warnsignale, die auf ein baldiges Ende hindeuten. "Sofern keine unvorhergesehenen bedeutenden Risiken auftreten und die US-Wirtschaft aus der Bahn werfen, könnte 2019 trotz der Sorgen über hohe Bewertungen ein weiteres gutes Jahr für Aktien werden." Die "Amerika First"-Politik, die US-Präsident Trump bei Verhandlungen mit Handelspartnern anwende, könne amerikanischen Vermögenswerten zusätzlichen Auftrieb verschaffen.
Heikle Herausforderungen für Europa
Auf die Europäische Union (EU) warten laut den beiden Experten 2019 eine ganze Reihe von Herausforderungen warten. Dazu würden insbesondere der Brexit, die Probleme mit der Regierung Italiens und der fortgesetzte Aufstieg populistischer, zuwanderungsfeindlicher "Anti-Establishment"-Kräfte und separatistischer Bewegungen gehören. Durch eine Abkühlung der Konjunktur in Europa (das BIP-Wachstum hat sich 2018 verlangsamt) könnten sich die Probleme noch verschärfen. "Auf der anderen Seite könnten positive Entwicklungen und die Beilegung von Konflikten dem Wachstum neuen Schub geben und eine Erholungsrally auslösen", denken Lustig und Samouilhan. Zudem war in Europa das Ertragswachstum schwächer als das Wirtschaftswachstum eine Erholung der Unternehmensgewinne könnte demnach die Aktienkurse beflügeln.