23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Thomas Heller, CIO der SZKB, stellt in Frage, ob es es sich bei den jüngsten geldpolitischen Anpassungen wirklich um eine Kehrtwende handelt, wie dieser Tage oft zu hören ist. Die Anpassungen durch die EZB und Fed seien nicht extrem – aber die Reaktion des Marktes findet Heller bemerkenswert.
Dieser Tage ist viel von einer Kehrtwende in der Geldpolitik die Rede. Tatsächlich haben die EZB und die Fed jüngst Anpassungen in der Geldpolitik angekündigt. "Zeitpunkt und Ausmass mögen zum Teil überrascht haben. Die Anpassungen sind aber weder extrem, noch völlig unerwartet", kommentiert der Leiter Research und CIO der SZKB. Es handle sich auch nicht um echte Kurswechsel. Bemerkenswert seien sie dennoch. Vor allem wie sie vom Markt aufgenommen wurden.
Viel zu reden gaben die neuen Leitzins-Projektionen der Fed: 11 der 17 Mitglieder rechnen mit keiner Zinserhöhung in diesem Jahr, sechs gehen von einem oder zwei Schritten aus. Das ergibt im Median null Zinserhöhungen 2019. Vor nur drei Monaten lag der Median noch bei zwei Anhebungen. "Das sass! Die langfristigen Zinsen gaben deutlich nach", unterstreicht Heller. Der Markt preise nun bereits für Ende Jahr eine Leitzinssenkung ein. Das scheint nach Ansicht des Experten deutlich übertrieben.
Fed-Chef Powell sagte nach dem letzten Fed-Meeting: "[…] die Zinsprojektionen […] sind kein Entscheid des Komitees. Sie sind kein Plan des Komitees. […] der Kommentar und nicht die Zinsprojektionen sind das Mittel des Komitees, um seine Meinung über den wahrscheinlichen Zinspfad auszudrücken". Das aktuelle Zinsniveau habe weder eine bremsende noch eine stimulierende Wirkung. Anders als EZB-Präsident Draghi, der Zinserhöhungen in diesem Jahr explizit ausschloss, hat Powell nicht gesagt, die Fed werde die Zinsen dieses Jahr nicht mehr anheben. Und schon gar nicht hat er von Zinssenkungen gesprochen. Man müsse "bei der Beurteilung der Notwendigkeit einer Politikänderung geduldig sein".
"Von den 'mechanischen' Zinsschritten der letzten Jahre ist die Fed abgerückt und wird mehr 'datenabhängig' agieren", so Heller. Selbst bei kritischer Betrachtung der US-Konjunktur seien diese Daten nicht so schlecht. Der Arbeitsmarkt läuft rund, die Löhne steigen, die Inflation liegt praktisch auf der Zielgrösse und die Wirtschaft wird 2019 im Rahmen des geschätzten Potenzialwachstums zulegen. Die jüngsten Frühindikatoren haben sich sogar wieder etwas verbessert und es gibt Anzeichen für Fortschritte im Handelskonflikt. Dies liesse eine Wachstumsbelebung in der zweiten Jahreshälfte erwarten, denkt der CIO und beschwichtigt aber: "Vorboten einer Rezession sehen anders aus." Eine Zinserhöhung sei zwar unwahrscheinlicher geworden, wäre aber eigentlich vertret- und verkraftbar. "Verschlechtert sich die Grosswetterlage nicht substanziell, ist eine Zinssenkung in diesem Jahr jedenfalls sehr unwahrscheinlich", schliesst Heller.