23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Mario Draghi hat sich durchgesetzt: Die europäische Zentralbank kauft Staatsanleihen für Hunderte Milliarden Euro. Lesen Sie anbei einen aktuellen Kommentar von Holger Fahrinkrug, Chefvolkswirt bei Meriten Investment Management (Teil von BNY Mellon).
Nach langem Zögern und viel diplomatischem Gezerre hat Mario Draghi sich durchgesetzt und ein neues Kapitel europäischer Zentralbankgeschichte geschrieben: Ab März 2015 wird die EZB auch Staatsanleihen der EWU-Mitgliedsländer und solche von EU-Institutionen (agencies) kaufen, um ihr Ziel einer Bilanzausweitung auf circa 3 Billionen Euro zu erreichen.
Dabei absolvierte er einen schwierigen Balanceakt, einerseits den Sorgen insbesondere der deutschen Öffentlichkeit vor Verlustrisiken Rechnung tragen zu müssen, und andererseits nicht die bereits weit vorausgelaufenen Markterwartungen an Volumen und Struktur der Anleihekäufe (QE) zu enttäuschen. Auf den ersten Blick scheint ihm dies gelungen zu sein.
Bewertung:
Hintergrund:
Ab März wird die EZB private und öffentliche Aktiva im Volumen von bis zu 60 Mrd. Euro pro Monat ankaufen. Dies schliesst die bisherigen Programme für ABS und Covered Bonds ein. Das Programm soll so lange weitergeführt werden, bis die EZB eine nachhaltige Verbesserung des Inflationspfades wahrnimmt. Zunächst beläuft sich das Gesamtvolumen also auf 1,14 Billionen Euro. Unter Einrechnung bilanzverkürzender Faktoren wie den Anleihefälligkeiten innerhalb des SMP-Programms und wahrscheinlicher Rückführungen von Refinanzierungsgeschäften mit Geschäftsbanken, wenn die EZB Offenmarktkäufe durchführt, dürfte dies eine Grössenordnung sein, die ausreicht, um die EZB-Bilanz um circa 800 Mrd. Euro zu verlängern und so auf eine Gesamtlänge von 3 Billionen Euro zu kommen.
Die Käufe werden nach Kapitalschlüssel der EZB allokiert, von der EZB initiiert und koordiniert, aber dezentral von den nationalen Zentralbanken durchgeführt. Verlustrisiken aus Anleihen staatsnaher Unternehmen werden innerhalb des Eurosystems geteilt, Risiken aus anderen Käufen nicht. Das heisst, dass lediglich 20 Prozent der zusätzlichen Käufe einer Risikoteilung unterliegen. Dies ist die Konzession, die vor allem gegenüber den deutschen QE-Skeptikern gemacht wurde. Draghi verwandte viel Zeit und Geduld darauf, um zu erklären, dass dies die Effektivität von QE nicht beschränkt. Wir stimmen dem zu; dieses Feature schliesst lediglich eine (fiskalische) Umverteilung von Risiken aus.
Zusätzlich zur Ausweitung der Offenmarktkäufe beschloss der EZB-Rat, die Prämie von 10 Basispunkten für zukünftige TLTROs auszusetzen, um die Geschäfte für Banken attraktiver zu machen. Der Zinssatz wird also für die kommenden Allokationen dem Hauptrefinanzierungssatz entsprechen.