23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Anders als in anderen Sektoren dürften etablierte Dienstleistungsfirmen einer Verdrängung durch neue Technologien standhalten und teilweise sogar davon profitieren. Das geht aus einer neuen Studie von PGIM hervor.
Der Dienstleistungssektor beschäftigt heute drei Viertel der Arbeitnehmenden in den Industrieländern, erwirtschaftet zwei Drittel des weltweiten BIP und macht mehr als ein Drittel eines klassischen institutionellen Portfolios aus. Eine neue Studie von PGIM untersucht, wie sich Fortschritte in den Bereichen Cloud Computing, künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen und Big Data auf drei der grössten Wirtschaftszweige auswirken: Gesundheitswesen, Finanzen und Logistik. Die Analyse basiert auf den Erkenntnissen von mehr als 70 PGIM-Anlageexperten aus den Bereichen Fixed Income, Equity, Real Estate, Private Credit und Alternatives sowie von führenden Wissenschaftlern, Technologieexperten, Branchenanalysten und Venture-Investoren.
"In allen drei Branchen sind die Infrastrukturkosten hoch, Kundenbeziehungen tendenziell langfristiger und die Regulierungsvorschriften umfassend. Der Umbruch wird die Dominanz der etablierten, technologieorientierten Unternehmen hier also eher verstärken, als dass er die gleichen negativen Folgen hat wie im Einzelhandel und in der Industrie", meint Taimur Hyat, Chief Operating Officer bei PGIM.
Die Covid-19-Pandemie hat Entwicklung und Einsatz neuer Technologien beschleunigt. Dadurch werden Gewinner und Verlierer im Dienstleistungssektor neu bestimmt, sowohl in den Industrie- als auch in den Schwellenländern, so der Experte. Langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger könnten diese Transformationsphase durch eine aktive Positionierung ihrer Portfolios als Chance nutzen und gleichzeitig die Risiken der bevorstehenden Welle technologiebedingter Veränderungen begrenzen können.
Die Studie kommt zum Schluss, dass Disruptoren im Finanzdienstleistungssektor den Markt für Finanzunternehmen vergrössern. Die heutigen Marktführer könnten so ihren Marktanteil gegenüber aufstrebenden Wettbewerbern ausbauen. Entsprechend seien Neobanken keine Bedrohung für die grossen Institute, denn Neobanken zielen grösstenteils auf bislang bankenferne und unterversorge Marktsegmente ab und weniger auf hochwertige Verbraucher- und Geschäftskreditkunden, die das Kerngeschäft der etablierten Banken darstellen.
Auch Robo-Advisors konnten die traditionellen Vermögensverwalter nicht verdrängen. Da ihnen zu Beginn ein ausgedehntes Vertriebsnetz fehlte, gelang es ihnen nicht, die Rentabilität zu steigern. Stattdessen integrierten etablierte Vermögensverwalter die automatisierten Modelle erfolgreich in das eigene Geschäftsmodell.
Darüber hinaus geht Hyat davon aus, dass sich Anlegerinnen und Anleger auf eine Verschärfung regulatorischer Rahmenbedingungen einstellen sollten: "Regulatorische und rechtliche Unsicherheiten betreffen viele Bereiche innovativer Technologien, darunter Datenschutz, ESG und Geldwäschebekämpfung. Das regulatorische Umfeld für neu gegründete Bank- und Zahlungsplattformen ist somit weiterhin unsicher."
Das Gesundheitswesen ist ein bekannter Nachzügler bei der Einführung von Technologien. Für Investorinnen und Investoren bieten sich laut dem Experten jedoch enorme Chancen, um von einem grundlegenden Wandel in der Art und Weise zu profitieren, wie Gesundheitsversorgung weltweit angeboten und durchgeführt wird.
Er geht beispielsweise davon aus, dass Innovatoren kaum die Welt verändern können, sondern vielmehr erfolgreich in eine Nische vorstossen können. Das ergebe sich aus den unterschiedlichen Rahmenbedingungen für Patienten, die sich aus dem geografischen Standort, dem individuellen Lebensstil und den entsprechenden Gesundheitsrisiken ergeben. Zudem erwartet er, dass neue Techologien eine stärkere personalisierte Überwachung des Gesundheitszustands und der Pflege ermöglichen.
"Verkehr und Logistik befinden sich in einem frühen Veränderungsstadium. Autonome Fahrzeuge versprechen, ein wichtiger Teil unserer Verkehrszukunft zu werden. In der Logistik stehen Optimierung und Effizienz im Mittelpunkt", so Hyat. Doch deren Einführung dürfte sich nicht überall auf die gleiche Weise durchsetzen. Der autonome Lkw-Verkehr werde sich wahrscheinlich zuerst in den USA etablieren, während China bei den autonomen Autos eine Vorreiterrolle einnehmen dürfte.
Ausserdem gehen die Anlageexperten davon aus, dass der Benzinmotor trotz aller Nachhaltigkeitsbestrebungen noch lange nicht ausgedient hat. So dürften 2050 E-Fahrzeuge zwar 60% der jährlichen Neuwagenverkäufe ausmachen, die Mehrheit der Autos auf den Strassen aber immer noch mit Benzin angetrieben werden.
Schliesslich führe die weltweite Verlagerung zum Online-Shopping zu einer ökologischeren Logistik. Heute werden Distributionszentren zunehmend mit erneuerbaren Energien aus Solarzellen auf ihren grossflächigen Dächern versorgt. Gleichzeitig füllen wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Gabelstapler und Elektro-Lkw die Bestände in den Lagern auf der letzten Meile auf, um die Waren noch am selben Tag zu liefern.
"Der Hype um Innovationen wie Blockchain und autonome Fahrzeuge ist der heutigen Investitionsrealität weit voraus. Nicht alle dieser Veränderungen werden morgen stattfinden – und der langsame Übergang wird Anlegern, welche die Chancen erkennen und nutzen, vielfältige Möglichkeiten bieten", so Hyat. "Unternehmen, die vom notwendigen Umbau der Infrastruktur profitieren werden, können echte Geheimtipps sein, die es in diesem Markt noch zu entdecken gilt."