"Es ist Zeit für Positive-Impact-Finanzierungen"

Impact Investing ermöglicht mehr denn je einen Beitrag zur Entwicklung einer gerechten Gesellschaft und eines lebenswerten Planeten (Bild:Shutterstock.com).
Impact Investing ermöglicht mehr denn je einen Beitrag zur Entwicklung einer gerechten Gesellschaft und eines lebenswerten Planeten (Bild:Shutterstock.com).

Der Kapitalbedarf zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele ist enorm. Um diese Finanzierungslücke zu schliessen, benötige es ein passendes Angebot von liquiden und illiquiden Anlagen, sagt Natacha Guerdat von Asteria Investment Managers.

21.11.2019, 12:13 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: maw

Mehr denn je ermögliche der Einbezug von Positiv Impact in Investitionsentscheidungen einen konstruktiven Beitrag zur Entwicklung einer gerechten Gesellschaft und eines lebenswerten Planeten, meint Natacha Guerdat, Head of Research, Impact Investing bei Asteria Investment Managers. Die nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDG), die als politische Agenda der UNO-Mitgliedsstaaten definiert wurden, werden allmählich von Unternehmen als Referenzrahmen zur Steuerung und Priorisierung ihrer Strategien für nachhaltige Entwicklung genutzt. "Tatsächlich bieten sich viele Investitionsmöglichkeiten: Konservative Prognosen schätzen das Marktpotential im Zusammenhang mit den SDG bis 2030 auf 12 Billionen US-Dollar", so die Expertin.

Schliessung der Finanzierungslücke

Der Kapitalbedarf zur Erreichung der SDG sei allerdings enorm: Einige Schätzungen gehen von einem Investitionsbedarf von 2,5 Trillionen US-Dollar pro Jahr aus. Im Frühjahr 2019 schätzte das Global Impact Investing Network (GIN) jedoch das aktuelle Volumen des globalen Marktes für Impact Investment auf rund 500 Milliarden US-Dollar, wobei 60 Prozent der Vermögenswerte aus den USA stammen (Grafik).

Diese Lücke gelte es zu schliessen. "Es ist wichtig, ein Angebot anzubieten, das sowohl liquide als auch illiquide Anlageklassen abdeckt. Obwohl die Definition nicht restriktiv sein soll, wird Impact-Investment oft auf illiquide Anlageklassen wie Mikrofinanz, Private Verschuldungen oder Risikokapital beschränkt. Wir halten es für unerlässlich, bei der Finanzierung innovativer und wirkungsvoller Lösungen und Dienstleistungen den Faktor von Skaleneffekten zu integrieren", so Guerdat.

REYL Market Insight - Nov / Dez 2019. Quelle: GIIN, UN, SFF
REYL Market Insight - Nov / Dez 2019. Quelle: GIIN, UN, SFF

ESG und Impact: "Same, same, but different"

Die Finanzakteure bieten mittlerweile eine diversifizierte Produktpalette an, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) bei der Auswahl der Basiswerte einbezieht. Ausgehend von sektorabhängigen Bewertungen, variiere das Ausmass der Verpflichtungen allerdings meist stark von Produkt zu Produkt und beinhaltet keine Impact-Ziele.

Mit Impact Investing werden Anlagen mit der Absicht getätigt, sowohl positive und messbare soziale und ökologische Auswirkungen als auch einen finanziellen Ertrag zu erzielen. Ein wesentliches Merkmal ist neben der Absichtserklärung die Verpflichtung des Anlegers, die soziale und ökologische Performance und den Fortschritt der zugrunde liegenden Anlagen zu messen und darüber zu berichten.

Die Verbreitung von Abkürzungen im Markt für nachhaltige Anlagen hat bei nicht Eingeweihten für einige Verwirrung gesorgt. Ob es sich um Anlageklassen, um ESG-Integrationsstrategien oder um verantwortliche, thematische oder Impact-Produkte handelt, sei nicht immer einfach zu beruteilen: "Viele Investoren verlieren die Orientierung und verurteilen die Bemühungen als eine Form von "Greenwashing". Das resultiert in einem manchmal berechtigten Misstrauen gegenüber der tatsächlichen Wirkung des Einbezugs von Fragen der nachhaltigen Entwicklung bei Investitionsentscheidungen", sagt Guerdat. Tatsächlich gebe es derzeit keine übereinstimmenden Regeln, mit denen man das richtige Produkt zuverlässig aufgrund seiner Bezeichnung auswählen könnte. Die Beweislast liege beim Investor oder seinem Vertreter.

Ein Teil der Antwort werde wahrscheinlich regulatorischer Natur sein. Die Europäische Union arbeitet seit mehr als zwei Jahren an der Entwicklung einer gemeinsamen Taxonomie und schlägt nun einen Referenzrahmen vor, der voraussichtlich 2022 in Kraft treten wird. Dieser Referenzrahmen schlägt eine Liste von sechs Wirtschaftstätigkeiten vor, die einen wesentlichen Beitrag zu Umweltfragen leisten. Dies sind die Abschwächung der und Anpassung an die globale Erwärmung, die nachhaltige Nutzung von Wasser und Meeresressourcen, die Kreislaufwirtschaft, die Vermeidung von Umweltverschmutzung und der Schutz der Biodiversität.

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